Trainer Zsolt Löw Loew (RB Leipzig) bei einer Pressekonferenz

Fußball | DFB-Pokal Mit alten RB-Tugenden in die Zukunft – Löw startet Mission in Leipzig

Stand: 02.04.2025 09:00 Uhr

Mit einem Pokalspiel beginnt das Kurzzeit-Intermezzo von Zsolt Löw als Trainer von RB Leipzig. Wie das DFB-Pokal-Halbfinale helfen soll, RB auch zurück in die Champions League zu bringen, erklärte er vorab. Auch, wo er Defizite im Spiel von Vorgänger Marco Rose sieht. Und, was sein neuer Job mit der Freundschaft zum Ex-RBL-Coach macht.

"Mich hat keiner gefesselt und hierhergezogen", stellt Zsolt Löw klar. Die Entscheidung, bei RB Leipzig bis zum Saisonende die Cheftrainerrolle zu übernehmen, habe er dennoch "überraschend und aus heiterem Himmel am Samstagabend" fällen müssen. Auf der Party zum 50. Geburtstages eines Freundes ("Den Termin hat meine Frau seit sechs, sieben Wochen geblockt"), erzählt der Ungar am Dienstag (1. April 2025) auf der Spieltagspressekonferenz, habe ihn der Anruf von RB-Sportchef Marcel Schäfer erreicht. "Der Geburtstag war dann im Arsch", lacht Löw. "Vier Stunden lang kam ein Anruf nach dem anderen."

Löw: "Ich weiß, was es bedeutet"

Die Aufgabe des 45-Jährigen ist klar definiert: Löw soll den Bundesliga-Sechsten in den verbleibenden sieben Liga-Spielen zurück auf Champions-League-Kurs führen. Diese Mission beginnt nun gar nicht in der Bundesliga, sondern im DFB-Pokal und bereits am Mittwochabend (2. April 2025, 20:45 Uhr im Audio-Livestream und SpiO-Ticker) im Halbfinale beim VfB Stuttgart.

Mit dem erhofften Finaleinzug will Löw Schwung holen. Und noch mehr: "Ich habe viele Titel, viele Pokale gewonnen. Ich weiß, was es bedeutet", berichtet der frühere Co-Trainer von Thomas Tuchel, Ralph Hasenhüttl, Ralf Rangnick oder Adi Hütter. "Das ist für immer." Und das habe er der Mannschaft gleich in seiner ersten Ansprache gesagt: "Es ist eine einmalige Chance, mit zwei Siegen einen Titel zu holen."

Zsolt Löw zurück in Leipzig

Löws Appell an das Miteinander

"Das war mein erster Ansatz", berichtet Löw von seinen Ideen, die aktuell taumelnden "Bullen" wieder in ein erfolgreiches Schlachtross zu transformieren. "Mein nächster Ansatz war: Das ist eine Mission für sieben Wochen. Wir müssen ein gutes Miteinander schaffen." Und das will der einstige Cottbuser Defensivspezialist trotz der begrenzten Zeit vor allem in Einzelgesprächen erreichen: "Der Kopf spielt eine große Rolle. Wir müssen offen sein – die Mannschaft für meine Ideen, ich für ihre Bedürfnisse."

Löw: Das sind meine beiden Ansätze

"Wir müssen positive Stimmung erzeugen. Ich muss Druck wegnehmen von der Mannschaft", beschreibt Löw seine Philosophie. Dann, so glaubt der langjährige Co-Trainer, der am Cottaweg seinen ersten Chefposten übernimmt, seien bei jedem Spieler "zehn bis 20 Prozent Leitungssteigerung" drin. Die Leipziger, die in dieser Saison wettbewerbsübergeifend in 39 Spielen 16 Siege feierten und bereits 14 Mal verloren, seien Löws Meinung nach "gut genug für die Champions League, auch wenn wir Verletzte haben."

Löw und Rose sind befreundet

Löw kennt sich in der Messestadt gut aus, von 2015 bis 2018 war er hier Co-Trainer, schaffte mit Rangnick und Hasenhüttl den Durchmarsch von der 2. Bundesliga bis in die Champions League. "RB Leipzig bedeutet mir sehr viel. Von 2012 bis 2018 war ich Teil der Red-Bull-Familie." Aus dieser Zeit kennt er auch seinen Vorgänger Marco Rose. Und nicht nur daher: "Wir haben in Mainz gemeinsam Fußball gespielt, wir waren gemeinsam in Salzburg. Wir sind gute Freunde."

Co-Trainer des FC Bayern München Zsolt LÖW begrüßt herzt Trainer von RB Leipzig Marco ROSE.

Zsolt Löw und Marco Rose kennen und schätzen sich seit Jahren.

Eine Freundschaft, von der Löw glaubt, dass sie auch der aktuellen Belastung standhält ("Keiner hat es sich so gewünscht, dass ich seinen Platz übernehme"). Und doch spüre Sieben-Wochen-Interimscoach Löw, dass er der Mannschaft einen Impuls geben könne. Einen, den Rose aus Sicht der RB-Verantwortlichen nicht mehr geben konnte. Einen Impuls, der sich am früheren Spielstil, am sogenannten "Red-Bull-Fußball" orientiert. "Ich glaube, die Entscheidung von RB, mich zurückzuholen, hat auch damit zu tun, dass ich in meiner Zeit geholfen habe, die RB-Philosophie mitzuentwickeln", berichtet Löw.

Löw zu Rose: "Es gibt tausend Gründe"

"Diese Weiterentwicklung hat zuletzt ein bisschen gestoppt", sagt Löw, ohne seinen Vorgänger Rose direkt anzusprechen. Impulse für eine Neu-Entfachung des markanten RB-Fußballs habe es bereits in persönlichen Gesprächen von Red-Bull-Fußballchef Jürgen Klopp und seinem bisherigen Assistenten Löw mit Rose gegeben. "Wir haben Unterstützung angeboten", so Löw. Und: "Es gibt tausend Gründe, warum es nicht geklappt hat."

"Mehr Energie, mehr Leben auf den Platz bringen"

Löw und Hoeneß: Gemeinsam in Hoffenheim und Leipzig

Mit der Erfahrung seiner vielen Co-Trainerstationen will Leipzig-Rückkehrer Löw nun bei RB die Trendwende einleiten. Am Mittwoch beim VfB Stuttgart soll der Anfang gemacht werden. Stuttgart steckt ähnlich wie Leipzig aktuell in der Krise. Der Vize-Meister des vergangenen Jahres ist aktuell nur Bundesliga-Elfter. Schon seit sechs Spielen warten die Schwaben auf einen Sieg in der Liga.

"Zehn, 20 Prozent Leistungssteigerung"

Dennoch sieht der Leipziger Coach, der mit VfB-Trainer Sebastian Hoeneß einst gemeinsam in Hoffenheim spielte und der den 42-Jährigen auch aus dessen Zeit als Nachwuchstrainer bei RB Leipzig kennt: "Das ist eine sehr gute Mannschaft. Unter Basti haben sie eine sehr gute Stabilität entwickelt."

Löw-Mision endet im Mai – sicher

Für Löw soll seine siebenwöchige Mission in Leipzig am Mittwoch mit einem Sieg beginnen – und dann mit der dritten DFB-Pokaltrophäe und der neuerlichen Champions-League-Qualifikation enden. Dass die Zeit in Leipzig endet, steht für Löw schon jetzt fest. Denn obwohl ihn keiner "gefesselt und hierhergezogen" habe, freue er sich schon jetzt auf seine Rückkehr an die Seite von Jürgen Klopp in den globalen Kosmos des RB-Imperiums. "Ich habe das Gefühl, dass ich dort noch viel helfen kann."

Dirk Hofmeister