Fußball | Regionalliga "Jeden Grashalm umdrehen" - Cottbus und Greifswald im Regionalliga-Spitzenspiel
Fällt Freitagabend unter Flutlicht in Cottbus bereits eine kleine Vorentscheidung im spannenden Aufstiegsrennen der Regionalliga Nordost? Der Spitzenreiter aus Greifswald gastiert in der Lausitz. Cottbus-Stürmer Timmy Thiele und GFC-Trainer Lars Fuchs erwarten ein packendes Duell. Das Spiel gibt es bei uns im Livestream.
Spitzenspiel in der Regionalliga Nordost: Wenn am Freitag (12.04.2024, ab 19 Uhr) im Cottbuser Stadion das Flutlicht angeknipst wird, treffen der Regionalliga-Dritte und der Spitzenreiter aus Greifswald aufeinander. Sport im Osten überträgt das Spiel im Livestream auf mdr.de und in der Sport im Osten-App komplett live.
Energie-Stürmer Thiele: "Geiles Spiel abreißen"
"Das wird ein Top-Spiel mit zwei geilen Mannschaften, die alles auf dem Platz lassen werden", freut sich Greifswald-Coach Lars Fuchs auf die Partie. Und auch bei Energie-Angreifer Timmy Thiele kribbelt es schon: "Es ist ein absolutes Top-Spiel. Für uns ist es eine Riesenmöglichkeit, Greifswald zu überholen", blickt der 32-Jährige auf die Partie voraus. Und ergänzt: "Noch schöner ist, dass wir vor einer Riesen-Kulisse spielen dürfen. Mit Heimpublikum wollen wir ein geiles Spiel abreißen."
Im packenden Saisonendspurt und sechs Spieltage vor dem Saisonende kämpfen in der Regionalliga Nordost drei Teams um den direkten Drittliga-Aufstiegsplatz. Spitzenreiter Greifswald führt hauchdünn und nur durch das bessere Torverhältnis vor dem BFC Dynamo. Mit einem Punkt Rückstand folgt Energie Cottbus.
Greifswald-Coach Fuchs (li.) und Cottbus-Coach Wollitz (re.) kennen sich.
Cottbus winkt die Tabellenspitze
Heißt auch: Mit einem Sieg kann Cottbus zumindest über Nacht an die Tabellenspitze klettern. Es wäre das dritte Mal in dieser Saison nach dem 10. und 13. Spieltag. "Ich bin zu einhundert Prozent von uns überzeugt. Wenn wir unsere PS auf die Straße kriegen, sind wir schwer zu schlagen", glaubt Energie-Mittelstürmer Thiele, der eine kampfbetonte Partie ankündigt: "Wir müssen jeden Grashalm umdrehen. Jeder muss für den anderen fighten. Wenn wir das tun, und mit dem zwölften Mann im Rücken, sind wir nicht aufzuhalten."
Thiele: "Sind besser gewappnet"
Thiele sieht die von Coach Claus-Dieter Wollitz trainierten Lausitzer auch mental im Vorteil: Weil Cottbus bereits in der Vorsaison um den Aufstieg kämpfte und dann erst in der Relegation an Unterhaching scheiterte. "Wenn man bei Cottbus spielt, weiß man, dass erwartet wird, dass man jedes Spiel gewinnt, dadurch ergibt sich ein gewisser Druck. So ist es bei Greifswald nicht", so Thiele: "Wir hatten diese Situation vergangenen Saison bereits. Ich hoffe und denke, dass wir besser gewappnet sind, mit dem Druck umzugehen."
GFC-Trainer Fuchs verlängert: Entspannung als Vorteil
Druck, der in Greifswald nicht zu spüren ist, sagt Lars Fuchs: "Es ist für uns ein Stückweit überraschend, dass wir immer noch Tabellenführer sind. Wir können frei aufspielen, nicht viele haben uns das zugetraut", so der 41-Jährige, der daraus schlussfolgert: "Für uns ist es ein Vorteil, weil wir entspannt sein können, weil wir nicht aufsteigen müssen. Wir wollen, das ist eine coole Sache", so der gebürtige Bad Harzburger, der am Donnerstag (11.04.2024) seinen Vertrag um ein Jahr bis 2025 verlängerte.
Unterschiedliche Erinnerungen an das Hinspiel
Im Hinspiel trennten sich der GFC und der FCE 1:1. Cottbus- und Regionalliga-Toptorjäger Tim Heike brachte Energie in Führung, ehe Soufian Benyamina in der 90. Minute ausglich. Cottbus-Stürmer Thiele und Greifswald-Trainer Fuchs haben unterschiedliche Erinnerungen an die Partie. "Im Hinspiel hatten wir Greifswald am Rand der Niederlage", weiß Thiele. Fuchs dagegen erinnert sich so: "Wir haben im Hinspiel schon gezeigt, dass wir mit Energie mithalten können. Wir hätten die drei Punkte auch hierbehalten können."
Fuchs unter Wollitz: "Schlimmste Zeit im Fußball"
Nicht so positiv sind Fuchs‘ Erinnerungen, wenn er an die gemeinsame Zeit mit Wollitz denkt. In Osnabrück und im Jahr 2008 war Wollitz Trainer des früheren Offensivspielers Fuchs. "Das war eine der schlimmsten Zeiten für mich im Fußball", blickt der heutige Greifswald-Trainer zurück. Nur eine Halbserie blieb Fuchs in Osnabrück: In 17 möglichen Zweitligaspielen durfte der Kicker nur einmal über 90 Minuten ran, kam insgesamt auf zehn Einsätze und musste teilweise bei der zweiten Mannschaft in der Oberliga spielen. Deshalb wechselte Fuchs in der Winterpause zur Carl Zeiss Jena und später zum 1. FC Magdeburg – mit dem er 2015 aus der Regionalliga in die 3. Liga aufstieg. Der Ärger über die Zeit in Osnabrück ist mittlerweile verflogen. Und über Wollitz sagt Fuchs: "Pele macht seit Jahren sehr gute Arbeit in den Ligen."
Aufstiegs-Vorentscheidung am Freitagabend?
Als Spieler schaffte Fuchs zwei Aufstiege, 2005 mit Hannover 96 in die zweite Liga, mit Magdeburg 2015 in die 3. Liga. Wollitz stieg als Spieler im Jahr 2000 mit dem 1. FC Köln in die Bundesliga auf und durfte zudem über den DFB-Pokal-Sieg 1996 jubeln.
Als Trainer hat Wollitz Fuchs jedoch einen Aufstieg voraus: 2018 schaffte es der 58-Jährige in die 3. Liga. Dieses Jahr könnte Fuchs gleichziehen: Der Regionalliga-Meister aus dem Nordosten steigt direkt auf. Lust hätte Fuchs jedenfalls, denn: "Wir haben Träume. Jetzt wollen wir auch das Maximum erreichen. Es gibt nicht Größeres als den Aufstieg." Einen großen Schritt könnte er mit Greifswald am Freitagabend im Hexenkessel von Cottbus gehen.
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Dirk Hofmeister