Stamm

Fußball | 3. Liga Hektisches Transfer-Finale für Dynamo Dresden

Stand: 23.08.2024 11:28 Uhr

Dynamo Dresden könnte vor einer der wildesten Wochen der letzten Jahre auf dem Transfermarkt stehen. Bis zu fünf Neuverpflichtungen sind möglich, zwei Spieler dürfen noch gehen.

Von Patrick Franz

Auch wenn es nach außen bei der Sportgemeinschaft sehr ruhig wirkt, glühen intern die Drähte. Gerade nach dem Abgang von Top-Offensivmann Tom Zimmerschied, der nach SPORT-IM-OSTEN-Informationen für rund 400.000 Euro an Zweitligist SV Elversberg verkauft wurde, bestätigt Trainer Thomas Stamm nochmal: "Wir schauen uns auf einigen Positionen um. Es ist jedem klar, dass wir jetzt nochmal mehr Augen und Ohren offenhalten müssen."

Zwei Magdeburger stehen auf Dynamos Liste für die Außenbahn

Schon seit Monaten ist die offensive Außenbahn der Schwerpunkt. Nach dem Zimmerschied-Transfer braucht Dynamo jetzt allerdings sogar zwei Flügelflitzer. Denn Coach Stamm will sich nicht auf das 3:5:2-System festlegen lassen, sondern jederzeit auf eine 4:3:3-Taktik umstellen können. Dafür benötigt es schnelle und dribbelstarke Außenstürmer. Mit Alexander Nollenberger und Jason Ceka hat Dynamo hier zwei Magdeburger im Visier, die bei Zweitligist FCM zu den Reservisten zählen. Nicht unwichtig auf dieser Position ist, dass einer der Neuzugänge auch im Mittelfeldzentrum ran könnte, da Zimmerschied ebenfalls aus der Mitte agieren konnte. Gerade Ceka würde diese Eigenschaft erfüllen.

Magdeburgs Trainer Christian Titz ist aktuell aber nicht gewillt, einen der beiden abzugehen. "Das sind Spieler, die bei uns im Kader sind, und die wir als gute und wichtige Spieler erachten", so der 53-Jährige. Ein größerer Kader sei notwendig, "weil du im Laufe einer Saison immer Leistungsschwankungen und Verletzungen haben wirst."

Jason Ceka (1.FC Magdeburg) (v.l.) und Louis Breunig (Würzburger Kickers) beim Zweikampf.

Magdeburgs Jason Ceka (links) ist wahrscheinlich Dynamos Wunschkandidat für die Zimmerschied-Nachfolge.

Fürs rechte Mittelfeld: Sterner-Leihe von Kiel wahrscheinlich

Darüber hinaus bleibt die rechte Mittelfeldseite weiter im Blickfeld. Der neue Außenverteidiger Jan-Hendrik Marx war dort bisher nicht die erwartete Verstärkung. Darum sieht man sich neu um. Hier ist Jonas Sterner von Bundesligist Holstein Kiel Favorit. Die Gespräche mit dem Talent, das letzte Saison 16-mal für den Aufsteiger in der 2. Bundesliga auflief und zwei Tore erzielte, sind schon recht weit. Es läuft auf eine einjährige Leihe hinaus, wozu Dynamo die Leihbedingungen mit Kiel aushandeln muss.

Lukas Petkov (16, SpVgg Greuther Fürth ) und Jonas Sterner (32, Holstein Kiel )  im Zweikampf

Jonas Sterner hat in Kiel noch einen Zwei-Jahres-Vertrag, könnte für eine Saison geliehen werden.

Park-Wechsel platzte bisher

Während die erste SGD-Elf einen starken Saison-Auftakt hinlegte, sieht sich Dynamo trotzdem in der zweiten Reihe noch nicht stark und flexibel genug für einen langen Aufstiegskampf aufgestellt.

So darf Linksverteidiger Kyu-hyun Park den Verein bei einem passenden Angebot verlassen. Mittlerweile gab es auch schon zwei Interessenten: einen griechischen Erstligisten und einen belgischen Zweitligisten. Jeweils platzte der Transfer aber auf der Zielgeraden. Jetzt drängt die Zeit. Nach SPORT-IM-OSTEN-Informationen würde Dynamo bei seinem Abgang ebenfalls mit einer günstigen Back-up-Lösung reagieren wollen. Heißt: Auch hinten links ist ein Zugang denkbar.

Verleiht Dynamo noch ein Innenverteidiger-Talent?

Die fünfte und letzte Position ist eine komplexere Angelegenheit und betrifft das Abwehrzentrum. Die Schwarz-Gelben würden nämlich noch einen von drei Innenverteidigern verleihen. Im Gespräch sind Paul Lehmann, David Kubatta oder Dennis Duah. Hintergrund: Die drei 20-Jährigen sind im Konkurrenzkampf klar im Hintertreffen und zumindest einer von ihnen soll Spielpraxis bei einem anderen Klub erhalten.

Bisher galt Kubatta als Favorit für eine Leihe, aber es könnte auch Duah treffen. Beide Sommer-Neuzugänge konnten sich nicht aufdrängen. Gefährlich ruhig wurde es auch um Eigengewächs Lehmann. Seine Entwicklung soll ebenfalls nicht ins Stocken geraten, weshalb er mittlerweile nicht mehr aus dem Kandidatenkreis auszuschließen ist. Möglich: Es geht der, der einen passenden Abnehmer findet.

David Kubatta

Erst vor rund sieben Wochen wurde David Kubatta von Viktoria Köln verpflichtet

Voraussetzung dafür ist jedoch, dass Dynamo vorher einen Abwehrmann verpflichtet, der mit seiner Schnelligkeit nochmal eine neue Komponente in die Defensive einbringt und so eine Verstärkung darstellt. Auch hier läuft die Suche. Coach Thomas Stamm ist beim Thema Innenverteidigung vorsichtig: "Wir werden dann sehen, wie die Konstellation ist, wenn wir vielleicht noch einmal was machen sollten. Dann ändert sich vielleicht etwas, aber im Moment brauchen wir alle Jungs, um auch einen guten Trainingsbetrieb zu haben."

Geld ist da, Brendel vor der Feuertaufe

Fazit: Zwei mögliche Abgänge und bis zu fünf potentielle Neuzugänge machen theoretisch bis zu sieben Personaländerungen – und das binnen zehn Tagen. Wie der DFB bestätigte, endet das Transferfenster für die Drittligisten am Montag, den 2. September. Die konkrete Zeit richtet sich nach der Erreichbarkeit des jeweiligen Landesverbandes, bei dem Neuzugänge gemeldet werden müssen. In der Theorie wäre es bis 23:59 Uhr möglich. Erstmals gibt es so ein abweichendes Ende der Wechselperiode im Vergleich zur 1. und 2. Liga, die bereits am Freitag, den 30. August um 20 Uhr ihre Personalplanungen abgeschlossen haben müssen.

So oder so: Für den neuen Sportdirektor Thomas Brendel wird gleich das erste Transferfinale in Dresden eine richtige Feuertaufe. Geld hat der neue Chef genug zur Verfügung. Durch den Zimmerschied-Verkauf hat die SGD mindestens 400.000 Euro eingenommen, durch das Weiterkommen im DFB-Pokal weitere 420.000 Euro eingespielt sowie 200.000 Euro Zuschauereinnahmen bei einem so gut wie sicher ausverkauften Zweitrunden-Match in Aussicht.

Thomas Brendel SGD

Thomas Brendel ist seit Juni Dynamo-Sportchef, hat gleich in der ersten Transferperiode viel Stress.

Brendel kann also in den nächsten anderthalb Wochen für bis zu eine Million Euro einkaufen gehen. Allerdings wird es wohl ein nervenaufreibender Wettlauf gegen die Zeit. "Ich glaube, wir haben die letzten Wochen einen guten Job gemacht und es gibt Möglichkeiten", lässt Stamm durchblicken, dass die Fühler längst ausgefahren sind. Der Trainer betont: "Aber die Dinge sind erst klar, wenn Verträge unterschrieben sind. Da gilt es, Vertrauen in die Leute zu haben, die die Arbeit machen." Zieht Dynamo seinen kompletten Plan durch, würden die kommenden zehn Tage wohl in die Vereinsgeschichte eingehen.