Fußball | Champions League Fehlende Präzision und falsche Pfiffe: RB Leipzig hadert nach Champions-League-Aus
RB Leipzig ist raus aus der "Königsklasse". Der Tenor nach dem Ausscheiden war beim Rose-Team klar: "Bitter" war das Wort, welches man danach am meisten hörte. RB haderte mit seiner Chancenverwertung und den Unparteiischen.
"Wir sind eigentlich recht lustige Typen", flüchtete sich RB Leipzigs Außenverteidiger David Raum nach dem Champions-League-Aus in Galgenhumor. Daher wisse er nicht, "was wir den Schiedsrichtern angetan haben." Raum habe während des Spiel eine andere Ansprache der Unparteiischen zu den Teams wahrgenommen: "Der Schiedsrichter insgesamt, wie er mit uns geredet hat und wie er mit den Madrid-Spielern geredet hat, das war ein kleiner Unterschied."
Henrichs: "Vielleicht traut sich der Schiedsrichter nicht, hier eine Rot zu zeigen"
Der Grund für den Schiri-Frust passierte in der 53. Minute. Willi Orban klärte einen Ball und wurde von Vinicius Jr. umgerempelt. Eine unnötige Aktion, der eine weitere folgen sollte. Denn der Real-Angreifer stieß Orban anschließend ein weiteres Mal zu Boden - mit beiden Händen gegen den Hals wohlgemerkt. Zur Verwunderung der RB-Spieler zückte Schiedsrichter Davide Massa aus Italien nur Gelb.
"Ich weiß nicht, ob es Rot ist. Aber selbst wenn es Gelb ist, muss er vom Platz fliegen. Willi spielt den Ball sauber weg, dann tritt er da schon mal nach. Das ist schon Gelb. Für die zweite Aktion müsste er noch einmal Gelb kriegen", befand Raum. Sein Abwehrkollege Benjamin Henrichs fragte in Richtung der Journalisten: "Ich weiß nicht: Wenn es andersrum passiert, meinst du wir bekommen die Rote Karte?" Die Antwort gab er selbst: "Ich gehe stark davon aus" und hatte auch eine Begründung parat: "Das ist halt das große Real Madrid und vielleicht traut sich der Schiedsrichter nicht, hier eine Rote Karte zu zeigen." Dass ausgerechnet Vinicius dann noch zum 1:0 einnetzt, sei "einfach nur bitter".
Die Spieler von RB Leipzig beschweren sich beim Schiedsrichter.
Schröder: "Fühlen uns benachteiligt"
Ähnlich sah es auch RB Leipzigs Sportdirektor Rouven Schröder: "Da fühlen wir uns benachteiligt." Natürlich sei es "immer schlecht, dass als Verlierer zu sagen. Aber ich finde, sachlich und ohne Emotionen kann man es genau so sagen." Ihn wundere, "dass in beiden Spielen der Respekt vor Real Madrid zu groß war, um solche Entscheidungen zu treffen. Das muss man so klar sagen".
Im Hinspiel war RB ein reguläres Tor aberkannt worden. Somit gab es also zwei klare Fehlentscheidungen gegen das Rose-Team, die letztlich ihren Anteil am Ausscheiden hatten. Aber sie waren nicht der einzige Grund. Denn da war auch noch die mangelnde Chancenverwertung. Was schon in Leipzig auffällig war, wurde auch im Estadio Santiago Bernabéu nicht wirklich besser.
"Bitter", "bitter" und "brutal bitter"
"Die Torchancen, die wir nicht genutzt haben, das ist schon bitter. Das Weiterkommen wäre auf jeden Fall dringewesen", sagte Henrichs. Auch Raum kam nicht umher, mehrfach dieses eine Adjektiv zu nutzen: "Es ist total bitter. Das Hinspiel war schon bitter. Wenn ich jetzt schaue, wie wir da sitzen in der Kabine und miteinander reden. Wir sagen uns, dass wir vieles richtig gemacht haben wieder, wie schon im Hinspiel. Das wir dann ausscheiden, ist brutal bitter."
Coach Marco Rose hatte ebenfalls "ein tolles Spiel meiner Mannschaft" gesehen. "Wir waren sehr nah dran über zwei Spiele", befand er. Man sei mit Überzeugung und Glauben aufgetreten, einzig die Treffer haben gefehlt: "Wir haben zu wenige Tore geschossen."
Einfache Rechnung: Real schießt zwei, RB nur ein Tor
Gerade weil sein Team es in der eigenen Hand hatte, wollte Rose selbst nicht zu sehr auf den Schiedsrichter eingehen, ließ sich dann aber doch ein kurzes und bewusst diplomatisches Statement entlocken: "Es ist sicher richtig, dass über 180 Minuten – ich würde es mal so ausdrücken – die Balance der Entscheidungen vielleicht nicht immer in unsere Richtung ausgeschlagen ist. Dementsprechend hatten wir vielleicht den ein oder anderen Wiederstand mehr."
Dies ändere aber nichts an der Tatsache, dass Real zwei Tore und sein Team nur eins geschossen habe. "Wir wollen keine schlechten Verlierer sein. Alles andere hat man auch gesehen, das kann jeder selbst bewerten. Ich will nicht derjenige sein, der das tut", öffnete Rose den Raum für Interpretationen doch noch einmal.
Gedanken bei Darmstadt statt der Klub-WM
Dass durch das Aus im Achtelfinale auch die geringe Chance auf die Teilnahme an der neustrukturierten Klub-WM im nächsten Jahr dahin ist, tangierte Rose gar nicht: "Ja, mein Gott. Es gibt am Samstag wieder eine wichtige Aufgabe. Ich kann mich jetzt nicht damit aufhalten, über Dinge zu reden, die irgendwann 2025 sind. Mir ist wichtig, wie wir heute gespielt haben. Da ist mir die Klub-WM ehrlich gesagt, erst einmal egal", antwortete er auf die Frage eines spanischen Pressevertreters.
Am Samstag (15:30 Uhr im Liveticker und im Audiostream) geht es für RB in der Liga gegen Darmstadt weiter. Drei Punkte gegen den Tabellenletzten sind eigentlich fest eingeplant. Denn das Rose-Team kämpft weiterhin um die Qualifikation für die Champions League. Und dort könnte man sich ja vielleicht im nächsten Jahr gegen Real revanchieren - statt zur Klub-WM zu fliegen.
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rac