Karriere wird fortgesetzt Eisschnellläuferin Pechstein hat auch mit 52 noch nicht genug
Eisschnelllauf-"Omi" Claudia Pechstein denkt nicht an den sportlichen Ruhestand. Die 52-Jährige wird ihre Karriere auch nach dieser Saison fortsetzen.
"Ich werde mich auf die Saison ganz normal vorbereiten. Wenn es dann losgeht, bin ich hoffentlich fit und werde auch wieder an den Start gehen", sagte die Berlinerin am Rande der Mehrkampf-Weltmeisterschaften in Inzell.
Pechstein - Dauerbrenner seit Jahrzehnten
Im vergangenen Oktober hatte Pechstein bei den deutschen Meisterschaften in Inzell über 5.000 Meter und damit ihren 43. nationalen Titel gewonnen. In der abgelaufenen Saison hatte sie zum deutschen Weltcup-Team gehört, zuletzt im kanadischen Quebec aber aufgrund von Halsproblemen auf einen Start verzichten müssen. In Inzell war sie als WM-Botschafterin der Deutschen Eisschnelllauf- und Shorttrack-Gemeinschaft (DESG).
Für die Heim-WM hatte sie sich nicht qualifiziert. "Natürlich wäre ich gern dabei vor heimischem Publikum. Aber ich habe mich in der Saison extra auf die 5000 Meter konzentriert und hatte auch die Einzelstrecken im Visier. Ich weiß, wo meine Stärken liegen, und das ist nicht der Mehrkampf", betonte die Mehrkampf-Weltmeisterin von 2000.
Olympiasiegerin auf der Schulbank
Aktuell absolviert die fünfmalige Olympiasiegerin ein Trainer-Studium. "Ende September werde ich fertig werden, Anfang Oktober ist die Abschlussfeier. Da hoffe ich, dass ich mein Diplom bekomme mit Bachelor-Abschluss", sagte sie. Ob Pechstein anschließend Trainerin bei der DESG wird, ist offen. "Ich möchte schon seit Jahren meine Erfahrungen als Trainer weitergeben, seit Jahren habe ich das im Kopf. Wo, wann, wie? Das sehen wir dann, wenn es so weit ist. Aber natürlich wäre es dumm, wenn man die Erfahrungen einer langjährigen erfolgreichen Eisschnellläuferin nicht nutzen würde", sagte die Bundespolizistin.
Aber natürlich wäre es dumm, wenn man die Erfahrungen einer langjährigen erfolgreichen Eisschnellläuferin nicht nutzen würde Claudia Pechstein |
Millionenklage gegen den Weltverband
Bevor in der kommenden Saison die Weltcup-Serie Ende November in Asien startet, steht für Pechstein das erhoffte Ende ihres Rechtsstreits mit dem Eislauf-Weltverband ISU an. Am 24. Oktober verhandelt das Oberlandesgericht München ihre Millionenklage auf Schadenersatz und Schmerzensgeld. Die achtmalige Olympia-Teilnehmerin war im Februar 2009 vom Weltverband wegen auffälliger Blutwerte für zwei Jahre gesperrt worden. Pechstein bestreitet jegliches Doping. Trotz zahlreicher juristischer Rückschläge sehe sie dem Prozess relativ positiv entgegen. "Denn ich habe mir nichts vorzuwerfen nach wie vor. Deswegen kann es nur für mich ausgehen – endlich, hoffe ich", sagte sie.
1992 erstmals auf der WM-Bühne
Pechstein hatte 1992 in Albertville ihr Olympiadebüt gegeben und war 2022 die erste Frau der Welt, die achtmal an Olympischen Winterspielen teilgenommen hat. Im Massenstart jubelte sie damals kurz vor ihrem 50. Geburtstag über den neunten Platz. Auf nationaler Ebene war Pechstein nach dem Karriereende von Gunda Niemann-Stirnemann, Heike Warnecke oder Anni Friesinger lange ohne echte Konkurrenz. Dass sie mit über 50 immer noch Titel gewinnt, ist ein Armutszeugnis für den deutschen Eisschnelllauf.
Claudia Pechstein winkt bei den Olympische Winterspielen 1992.
Wirklich in die Weltspitze konnte auch bei der Mehrkampf-WM in Inzell am vergangenen Wochenende keine Athletin vordringen. Für die einzige deutsche Starterin Josephine Schlörb war bereits nach drei Disziplinen Schluss. Die 20 Jahre alte Dresdnerin, die erst kurzfristig für die angeschlagene Lea Sophie Scholz (Mylau) ins Feld gerückt war, lief am Sonntag über 1.500 Meter 2:00,76 Minuten. Nachdem sie am Samstag 40,64 Sekunden über 500 Meter und 4:18,05 Minuten über 3.000 Meter erreicht hatte, belegte sie nach drei Rennen den 21. Platz und verpasste die Qualifikation für die abschließenden 5000 Meter der besten Acht.
Thüringer als Hoffnungsträger
Auch die deutschen Männer verpassten den Sprung unter die besten Acht. Allerdings besteht Hoffnung. Bei Jugend-Olympia Anfang des Jahres gewann der 16-jährige Thüringer Finn Sonnekalb drei Goldmedaillen. Sein Erfurter Stützpunkttrainer Harald Harnisch ist überzeugt, dass der Nachwuchsläufer das deutsche Eisschnelllaufen voranbringen wird.
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dpa/sst