Eishockey | DEL2 Dresdner Eislöwen haben 7-Millionen-Euro-Plan für die DEL
Als erster mitteldeutscher Eishockey-Klub hat Dresden die Chance auf den DEL-Aufstieg. SPORT IM OSTEN erklärt exklusiv, wie die Eislöwen sich in der höchsten Liga etablieren wollen.
Die Geschichte des DEL-Projekts, dessen Idee schon länger Bestand, nahm im Sommer so richtig Fahrt auf. Nach einer desaströsen Vorsaison und dem verspäteten Klassenerhalt erst in den Playdowns erhöhten die Gesellschafter der Eislöwen Spielbetriebs GmbH die Einlagen, um den Mannschaftsetat um 20 bis 25 Prozent zu steigern. So konnte Dresden die finanzielle Lücke zu den restlichen Zweitligisten schließen. Nur Dauer-Aufstiegskandidat Kassel Huskies verfügt noch über mehr Wirtschaftspower, wobei der Abstand so verringert wurde, dass die Eislöwen sich mit ihrem 4,5 Millionen-Euro-Etat als konkurrenzfähig betrachten können.
Trainer unterschrieb nur für DEL-Perspektive
Mit Niklas Sundblad wurde schon im Januar dieses Jahres ein Trainer verpflichtet, der das Team in höchster Abstiegsnot übernahm, allerdings daraufhin sofort höhere Gefilde angreifen sollte. Eislöwen-Sportdirektor Matthias Roos sagte über ihn: "Niklas hätte hier nicht unterschrieben, wenn wir ihm nicht zusichern hätten können, dass er eine Chance hat, in Zukunft wieder in der DEL zu trainieren." Denn der Schwede ist für Zweitliga-Verhältnisse ein großer Name. Von 2011 bis 2013 war der heute 51-Jährige Assistent von Trainer-Legende Uwe Krupp bei den Kölner Haien. In der Saison 2013/14 schlug Sundblad seinen Ex-Chef sogar im DEL-Finale, holte sich den Meistertitel mit Ingolstadt.
So lief der Kaderumbau für den Aufstiegsangriff
Dementsprechend ambitioniert wurde der Kader umgebaut: Mit dem Kanadier Dane Fox (Nürnberg) und dem Amerikaner Drew LeBlanc (Iserlohn) wurden jahrelange Unterschiedsspieler der höchsten Spielklasse verpflichtet. In Andrew Yogan kam der DEL2-Topscorer von Meister Regensburg. "Als ich vor gut drei Jahren nach Dresden gekommen bin, hatten wir die jüngste Mannschaft, jetzt die älteste", erklärt Roos. Die Erfahrung soll es richten. Im Tor steht mit Danny aus den Birken ein deutscher Ex-Olympia-Held, der 2018 die Silber-Medaille in Pyeongchang (Südkorea) gewann. Dazu verfügt die Abwehr mit den Neuzugängen Oliver Granz und Tariq Hammond, die mit Ravensburg bzw. Regensburg in den letzten zwei Jahren jeweils einmal Meister wurden, wie alle Mannschaftsteile über eine extreme Playoff-Erfahrung.
Dane Fox ist einer der Leistungsträger bei den Eislöwen
Wie Sundblad das Team an die Favoritenrolle gewöhnt
Und Coach Sundblad lässt bei kaum einer Gelegenheit diesen Satz aus: "Wir wollen die Nummer eins sein!" Damit setzt er der Mannschaft schon seit dem Saisonstart dauerhaft dem Druck aus, der ohnehin auf ein Team zukommt, das aufsteigen will. Das offensichtliche Ziel, die Profis sollen sich daran gewöhnen, damit sie auf den letzten Metern von nichts mehr überrascht werden. Aktuell steht Dresden mit 63 Zählern an der Tabellenspitze, wobei der Zweite Krefeld (61) allerdings zwei Spiele weniger absolviert hat.
Sportchef deutet erstmals Zusatztransfer an
Im Gespräch mit SPORT IM OSTEN deutet Roos zudem erstmals an, dass er vor Beginn der Playoffs auch nochmal einen Spieler nachverpflichten würde, um die große Chance auf die DEL gleich diese Saison beim Schopf zu packen. "Natürlich sprechen wir darüber aktuell. Es gibt schon eine Position, wo wir sagen, das würde uns guttun", erklärt der Sportchef.
Trainer Niklas Sundblad verlängerte erst vor kurzem bis 2027
Doch auch hinter den Kulissen laufen längst die Vorbereitungen, um im Fall der Fälle für den Sprung in die DEL gerüstet zu sein. "Wir haben strukturell schon einiges in den letzten Jahren entwickelt", sagt Geschäftsführer Maik Walsdorf. "Sollte der Tag X erreicht sein, wo wir den Meister-Pokal der DEL2 in den Händen halten, ist die größte Hürde, dass dann eine kurze Zeitspanne von einem Monat für alle Lizenzunterlagen einzuhalten ist."
Für den Aufstieg ist eine Bürgschaft in Höhe von 1,4 Mio. Euro nachzuweisen, die über die Gesellschafter bereitgestellt wird. In der Eishalle in Dresden wurde schon ab Sommer ein LED-Würfel angebracht, der ebenfalls Auflage für die DEL ist. Die Joynext-Arena erfüllt somit alle Ansprüche.
Wie der Etat auf 7 Millionen Euro wachsen soll
Wie aber steht es um die Konkurrenzfähigkeit, falls die Eislöwen tatsächlich ab Sommer in einer Liga mit den Kölner Haien, Eisbären Berlin, Adler Mannheim und anderen Kalibern unterwegs wären? "Man kann Beispiele von anderen Aufsteigern wie Bremerhaven, Frankfurt oder Bietigheim sehen, was ungefähr benötigt wird. Für uns ist entscheidend, dass wir das ganze Geld, was zusätzlich generiert wird, direkt in den Mannschaftsetat stecken können. Das ist ein großes Faustpfand", meint Walsdorf.
Fakt: Mit der Qualifikation für die DEL würden die Eislöwen automatisch neue Einnahmequellen generieren. Einerseits über die TV-Gelder von Rechteinhaber MagentaSport und andererseits über die Liga-Sponsoren der Eliteliga, an deren Erlöse alle Klubs beteiligt werden. Es handelt sich zusammen um grob eine Million Euro. Damit würde das Teambudget von vornherein auf 5,5 Mio. Euro wachsen. Walsdorf sagt: "Wir hoffen, 6 bis 8 Millionen Euro zusammen zu bekommen."
Bei den Dresdner Eislöwen gibt es aktuell öfter Grund zum Jubeln.
Wahrscheinlich würden die Gesellschafter der Eislöwen GmbH erneut so investieren, dass der Profietat um 20 bis 25 Prozent wächst. Was dann etwas mehr als 6,6 Mio. Euro ausmachen würde. "Wir müssten nah an die für uns relevanten Plätze zehn bis elf heranschnuppern, damit wir eine realistische Chance haben, den Klassenerhalt zu feiern", meint der Finanzboss. Ziel der Eislöwen wäre wohl im ersten Jahr, die 7 Mio. Euro zu knacken. Mit gesteigerten Zuschauer- und Sponsoring-Einnahmen liegt das im Bereich des Möglichen.
Kapazität der Joynext-Arena würde erhöht werden
Zumal die Eishalle ausgebaut werden würde. "Es gibt seit drei bis vier Jahren einen Haushaltsbeschluss über die Erweiterung der Arena. Wir haben die Chance, 400 bis 500 Plätze mehr im Stadion zu schaffen und an die 5.000-Zuschauer-Kapazität heranzukommen", verrät Walsdorf.
Die Eishalle in Dresden bietet gute Voraussetzungen.
Dauerhaft sogar 8-Millionen-Euro-Etat anvisiert
Doch wie nachhaltig ist das mitteldeutsche Leuchtturm-Projekt im Eishockey? Packt man mit klugen Transfers in der Debütsaison den DEL-Verbleib, soll das Mannschaftsbudget dauerhaft auf 8 Mio. Euro angehoben werden. Damit würde man sich im unteren Liga-Schnitt etablieren können. Es bleibt alles ein ambitioniertes Unterfangen. Allerdings haben die Eislöwen mit 3.200 Besuchern im Schnitt nach den Fußballern von Dynamo Dresden das höchste Zuschauerpotential in der Stadt. Nur die Footballer von den Dresden Monarchs konnten auch durch die Events rund um die Eröffnung des neuen Heinz-Steyer-Stadions in diesem Jahr mithalten. Heißt: Die Fan-Basis ist beim Dresdner Eishockey erstliga-tauglich.