3. Liga Das kleine Aue gegen das große Dresden? Stimmt!
Dynamo Dresden und Erzgebirge Aue pendeln regelmäßig zwischen 2. und 3. Liga. Sind beide Klubs auf Augenhöhe? Sportlich: Ja! Aber wirtschaftlich trennen die sächsischen Top-Vereine Welten. Ein Faktencheck vor dem Duell am 3. Spieltag.
Wenn am Freitagabend (19 Uhr im Ticker und live hören bei SPORT IM OSTEN) im Schacht das Sachsenderby zwischen Erzgebirge Aue und der SG Dynamo Dresden steigt, geht es wie immer um viel Prestige und diesmal auch um die Tabellenführung in der 3. Liga. Beide Mannschaften sind perfekt aus den Startlöchern gekommen und befinden sich mal wieder im Gleichklang.
Dass Aue seit Jahrzehnten sportlich mit Dynamo Dresden mithalten kann, ist dem Klub aus dem Erzgebirge nicht hoch genug anzurechnen. Die wirtschaftlichen Grundlagen wirken eher wie ein Wettlauf zwischen einem Rennwagen und einem alten Fahrrad.
Einwohner, Etat, Stadiongröße: Dynamo in einer anderen Welt
Allein schon bei der Größe der Stadt trennen die beiden Vereine Welten. Dresden ist nach Leipzig die zweitgrößte Stadt in Sachsen mit über einer halben Millionen Einwohner. Die Kleinstadt Aue liegt gemessen an den dort lebenden Menschen (19.864, Stand 31.12.2022) auf Augenhöhe mit Annaberg-Buchholz, Glauchau oder Großenhain. Dieses ungleiche Kräfteverhältnis spiegelt sich auch bei den Mitgliederzahlen wider: Dynamo zählt satte 28.039, Aue - Stand 20. August 2024 - 9.330.
Auch beim Etat liegen beide Mannschaften weit auseinander. Aue plant für den Gesamtverein mit circa elf Millionen Euro, Dynamo wird die Zahlen erst bei der Mitgliederversammlung veröffentlichen, in den Medien werden Summen zwischen 23 und 26 Millionen Euro kolportiert.
Grafik Aue vs. Dynamo
Volles Haus - volle Kassen
In völlig unterschiedlichen Sphären sind beide Vereine auch bei der Größe des Stadions und dem Fan-Interesse unterwegs. Ins Rudolf-Harbig-Stadion passen fast doppelt so viele Zuschauer oder in Zahlen ausgedrückt: 32.249 in Dresden, 16.500 in Aue. Das heißt im Umkehrschluss auch Mehreinnahmen bei den Eintrittsgeldern. 546.278 Fans kamen in der letzten Saison zum Zuschauer-Krösus der 3. Liga, Dynamo Dresden. Das sind im Durchschnitt 28.751 Anhänger pro Spiel. In Aue waren es insgesamt 166.662 Besucher (8.772 im Schnitt).
Die größere Stahlkraft hat die SGD auch bei Social Media, mit 164.000 Followern auf Instagram und 228.925 auf Facebook. Auch da werden die Größenunterschiede zu Aue (55.200/Instagram und 72.824/Facebook) deutlich.
Sportlich auf Augenhöhe
Wirtschaftlich scheint es, als würde ein Luxusdampfer gegen ein kleines Fischerboot antreten, sportlich schwimmen beide Vereine aber schon seit geraumer Zeit im gleichen Fahrwasser. In der Saison 2021/22 ging es gemeinsam aus der 2. Bundesliga wieder zurück in der 3. Liga. Seitdem scheiterten die Anläufe, wieder aufzusteigen.
Betrachtet man die letzten 15 Spielzeiten (ab der Saison 2010/11) liegt Aue mit elf Jahren in der 2. Liga und vier Jahren in Liga 3, sogar vor den Schwarz-Gelben aus Dresden (2. BL = 8 Jahre, 3. Liga = 7 Jahre). In der Gesamtbilanz seit 1999, ab da gab es regelmäßige Aufeinandertreffen, ist die Bilanz ausgeglichen: Jedes Team gewann zwölf Mal und verlor ebenso oft, zehn Derby endeten Remis.
Bei den größten Erfolgen zu DDR-Zeiten liegen die "Veilchen" aber deutlich im Hintertreffen: Dynamo ist achtfacher DDR-Fußballmeister und siebenmalige FDGB-Pokalsieger, zudem glänzt ein Einzug ins Halbfinales im UEFA-Pokal-Wettbewerb in den Analen. Aue gewann die DDR-Meisterschaft drei Mal und wurde einmal FDGB-Pokalsieger.
Ausblick
Doch das ist Schnee von gestern. In der aktuellen Saison sind beide Vereine auf Augenhöhe und grüßen nach zwei Spieltagen von der Tabellenspitze. Geht es jetzt im Gleichklang nach oben? Die Saison ist noch lang, der Auftakt war vielversprechend und macht Hunger auf mehr. Wer auch Appetit hat: Das Duell zwischen den beiden sächsischen Top-Vereinen gibt es am Freitag ab 19 Uhr bei "Sport im Osten" im Ticker und/oder im Audiostream.
SpiO