Der Wurf zum Siegtreffer durch Shabazz Napier (FC Bayern Basketball, 08) mit Ivan Tkachenko (Syntainics MBC, 05).

Basketball | BBL Syntainics MBC: Protest wegen fragwürdiger Regelinterpretation

Stand: 27.04.2025 17:46 Uhr

Das dramatisch verlorene Spiel des Syntainics MBC bei Bayern München hat ein Nachspiel. Die Sachsen-Anhalter haben Protest gegen die Spielwertung eingelegt. Grund ist eine fehlerhafte Interpretation von Hauptschiedsrichterin Anne Panther. Zudem gab es im Anschluss eine weitere fragwürdige Entscheidung des Kampfgerichts, von der der MBC aber glaubt, dass diese keine Auswirkung auf das Verfahren haben wird. Es geht um eine Formalie.

Enttäuscht und verwundert verließen die Spieler und Verantwortlichen des Mitteldeutschen Basketball-Klubs das Parkett des BMW-Parks in München. Gerade hatten sie sich vor 6.500 Zuschauern einen packenden Fight gegen Bayern München geliefert, der am Ende aber aufgrund einer aus ihrer Sicht falschen Entscheidung für den FCB ausging. Statt des dritten Siegs in dieser Saison gegen den Branchen-Primus also hängende Köpfe beim MBC - und ein Protest gegen die Spielwertung.

Grund dafür war ein Korb mit Ablauf der Spielzeit, ein Buzzer-Beater im Basketball-Jargon, der Bayern einen 90:88-Erfolg brachte. Nach Ansicht des Videomaterials blieb das Schiedsrichtergespann um Anne Panther bei ihrer Entscheidung, obwohl es im Team Uneinigkeit über die Szene gab. Die Frage ist: Ab wann hätten die letzten 1,7 Sekunden auf der Spieluhr loslaufen müssen?

Syntainics MBC verliert dramatisch beim FC Bayern und legt Protest ein

Berührung ist Berührung: Geissler verweist auf Regeln

"Der Wurf des Bayern-Spielers Napier kam aus unserer Sicht zu spät, weil beim Einwurf unser Spieler Ivan Tkachenko den Ball berührt und mit einer Ballberührung - egal wie stark oder schwach diese ist - muss die Spieluhr gestartet werden", begründete MBC-Geschäftsführer Martin Geissler das Vorgehen im Interview mit SPORT IM OSTEN. Schiedsrichterin Panther habe beim Videobeweis aber einen falschen Zeitpunkt gewählt, um die Spieluhr wieder loslaufen zu lassen. "Das war knapp eine Sekunde danach, damit hätten die 1,7 Sekunden für den Dreipunktewurf nicht ausgereicht", so Geissler weiter.

Der zweite Schiedsrichter Christof Madinger wies Panther in der Review Zone auf die mögliche Berührung von Tkachenko hin, die Panther aber nicht wahrnehmen konnte. "Das kann ich nicht sehen, der Ball ändert seinen Drall nicht", erklärte sie in der Liveübertragung. "Es ist schon sehr merkwürdig, wie die Crew-Schiedsrichterin den Hinweis des Schiedsrichters Madinger nicht beachtet hat, der ganz klar gesagt hat: da war eine Berührung", ärgert sich Geissler über die Situation. "Wir können nicht nachvollziehen, wie Frau Panther zu ihrer Entscheidung gekommen ist."

Der Videobeweis aus FCB vs. MBC in voller Länge

Geissler: "Es ist wirklich unprofessionell"

Die Abwägung, ob die Berührung nun also stark genug gewesen sei, um den Drall des Balles zu verändern, sei der Grund für den Protest. Es gehe also nicht darum, ob eine Berührung stattgefunden habe oder nicht, betonte Geissler: "Aus meiner Sicht war das ganz schlecht gelöst, es ist wirklich unprofessionell. Die Berührung war für 99,9 Prozent der Menschen in Basketball-Deutschland offensichtlich."

Aus meiner Sicht war das ganz schlecht gelöst, es ist wirklich unprofessionell. Die Berührung war für 99,9 Prozent der Menschen in Basketball-Deutschland offensichtlich. Martin Geissler, Geschäftsführer Syntainics MBC |

MBC-Geschäftsführer Geissler: "Es ist wirklich unprofessionell"

Für den MBC könnte die Entscheidung nicht nur auf diese, sondern auch auf die kommende Saison massiven Einfluss haben. Dabei geht es neben dem Tabellenplatz auch um Geld. "Wenn wir vielleicht durch dieses geklaute Spiel die Playoffs nicht erreichen oder eine schlechtere Platzierung haben, hat das natürlich auch einen Einfluss auf die internationalen Plätze für die europäischen Wettbewerbe. In dieser Saison würden wir Sponsorenprämien für das Erreichen der Playoffs erhalten und im nächsten Jahr dann Prämien für die Teilnahme an einem europäischen Wettbewerb. Dementsprechend ist der Einfluss dieser Entscheidung extrem", erklärt Geissler.

Unterschrift unter Spielberichtsbogen zu schnell erfolgt

Ein weiterer Fehler unterlief der Spielleitung, nachdem die Entscheidung gefallen war. Der MBC wollte nach kurzer Beratung Protest einlegen, kam aber aus Sicht des verantwortlichen Kommissars zu spät. Dieser und die Schiedsrichter hatten bereits den Spielberichtsbogen unterzeichnet und damit das Spielergebnis offiziell gemacht. Dies geschah aber bereits rund sieben Minuten nach Spielende. Laut Regelwerk des Weltverbandes FIBA habe eine Mannschaft aber 15 Minuten Zeit, um nach einem Spiel ihren Protest zu hinterlegen, erläutert Geissler. Erst dann dürften die Unterschriften unter den Bogen gesetzt werden.

Somit wurde dem MBC zunächst verwehrt, Protest einzulegen. Diesen habe Geissler schließlich telefonisch und am Montagmorgen dann auch schriftlich bei der Liga hinterlegt. Dass dies den Weißenfelsern nun nachteilig ausgelegt werden könnte, daran glaubt Geschäftsführer Geissler nicht: "Das darf am Ende nicht der Grund sein, warum die Spielleitung nun aus formalen Gründen sagt: ihr habt nicht rechtzeitig unterschrieben. Hier lag ein Fehler des Kommissars und der Schiedsrichter vor."

Die Optionen: MBC-Sieg, Wiederholungsspiel oder noch einmal 1,7 Sekunden

Doch wie geht es nun weiter? Viel Zeit bleibt der Liga nicht, den Fall zu bearbeiten. Bereits in den kommenden Tagen muss eine Entscheidung fallen, ob ein Verfahren aufgenommen wird oder nicht. Denn in nicht einmal zwei Wochen ist die Hauptrunde zu Ende und die K.o.-Phase soll beginnen. Und da braucht es eine finale Tabelle. "Das Ergebnis gegen Bayern München ist erheblich für unsere Platzierung", so Geissler.

Die Entscheidung wird letztlich von einem neutralen, nicht bei der BBL angestellten Spielleiter gefällt. Dann geht es nur darum, was als Konsequenz aus einem möglicherweise erfolgreichen Protest folgt. Im Antrag der Weißenfelser steht, die Partie mit 88:87 für den MBC zu werten. "Die Spieluhr war abgelaufen und Bayern München hatte gar keine andere Chance mehr, das Spiel anders zu entscheiden", betont Geissler nochmals: "In anderen Situationen im Spiel, wenn vielleicht noch zehn oder 20 Minuten zu spielen sind, dann wäre diese Entscheidung nicht so wichtig. In dieser Situation hat Bayern aber keine Chance mehr zu reagieren."

MBC-Geschäftsführer Geissler: "Das Ergebnis ist erheblich für unsere Platzierung"

Dennoch sei es auch möglich, dass die letzten 1,7 Sekunden mit der gleichen Besetzung noch einmal neu gespielt würden. Auch eine Spielwiederholung sei möglich. Dies gab es 2014 schon mal - in einem Playoff-Spiel mit Bayern-Beteiligung unter der Leitung von Schiedsrichterin Anne Panther. Auf jeden Fall drängt die Zeit, schließlich sind auch Berufungen gegen das Urteil möglich.

rac