
Sportpolitik | Vor der Bundestagswahl Aktive fordern: Athleten und Trainer in den Mittelpunkt
Vor der Bundestagswahl hat SPORT IM OSTEN nicht nur die Wahlprogramme der Parteien nach Sportthemen durchforstet, sondern auch beim Deutschen Olympischen Sportbund und beim Verein Athleten Deutschland e.V. nachgefragt. Beide Organisationen haben vor der Wahl einen Forderungskatalog veröffentlicht. Beim DOSB waren es zehn Punkte, bei der Athletenvertretung sechs.
Das Top-Thema des DOSB sind die Sportstätten in Deutschland. Der Sanierungsstau wird mittlerweile auf 40 Milliarden Euro geschätzt. "Wir brauchen einen Investitionsbooster in die Sportstätten," fordert DOSB Vorständin Michaela Röhrbein. Das Problem hat die Politik mittlerweile auch erkannt, in fast allen Wahlprogrammen werden Bundesmittel für die Sportstätten versprochen - auch wenn die eigentliche finanzielle Verantwortung bei den Kommunen und den Ländern liegt.
Außerdem wünscht sich Röhrbein einen Staatsminister für Sport im Bundeskanzleramt. Das wäre eine klare Aufwertung, bislang ist ein Staatssekretär im Innenministerium für den Sport zuständig. Die Union hat diese Forderung in ihr Wahlprogramm aufgenommen, insofern ist die Chance auf eine Umsetzung recht hoch.
DOSB hofft auf Olympia im eigenen Land
Auch das Thema Ehrenamt liegt dem DOSB am Herzen. "Ehrenamtliche motiviert zu halten und auch weiterhin für uns zu gewinnen", sei laut Röhrbein ein Kernthema für den Sport. Tatsächlich haben sich fast alle Parteien der Förderung des Ehrenamtes verschrieben, wenn auch nicht explizit immer im Sport.
So etwas wie eine Herzensangelegenheit scheint für den DOSB und Michaela Röhrbein die Bewerbung für Olympische Spiele 2040 zu sein. Auch wenn es die ein oder andere Einschränkung aus Parteikreisen zu hören gibt, so ist die generelle Unterstützung für Olympische Spiele in Deutschland fast flächendeckend vorhanden.
Athletenvertreter Klein fordert nationale Spitzensportstrategie
Auch Maximilian Klein, einer der beiden Geschäftsführer von Athleten Deutschland spricht sich dafür aus. Allerdings will er die Bewerbung um die Sommerspiele 2040 gerne einbinden, quasi als "Fernziel", in eine nationale Spitzensportstrategie. Die fehlt nach Kleins Einschätzung. "In den letzten Jahren wurde viel angeschoben in der Sportpolitik," analysiert der Athletenvertreter. "Aber nach unserer Beobachtung war vieles isoliert, ein großer Flickenteppich." Deshalb fordert Athleten Deutschland eine nationale Spitzensportstrategie, "die gemeinsame Ziele der Spitzensportförderung festlegt."
Mindestlohn für Athleten?
Und natürlich setzt sich die Lobbyorganisation auch für die Interessen der 4.000 Kaderathleten in Deutschland ein. "Die Anliegen der Athleten und der Trainer, also der Keimzelle des Erfolgs" müsse in den Vordergrund gerückt werden. Dazu liefert Klein auch konkrete Forderungen: "Mindestlohn für die Athleten. Also etwa 1.800 Euro pro Monat, ein umfassendes Versicherungspaket, Mutterschutz und auch Altersvorsorge."
Denn nur knapp ein Drittel der deutschen Kaderathleten hat einen gut abgesicherten Job in den Sportkompanien der Bundeswehr oder dem Bundesgrenzschutz, so Klein. Seine Kernforderung: "Wer für Deutschland startet, darf keine existentiellen Sorgen haben." Was am Ende politisch von all den Forderungen umgesetzt wird, entscheidet sich erst in den Koalitionsverhandlungen der neuen Regierung.