
Keine Konstanz, kein Feuer "Niederschmetternd": Ratlosigkeit beim SV Wehen Wiesbaden
Beim SV Wehen Wiesbaden ist die Saison gefühlt schon im März gelaufen. Spieler und Trainer sind zunehmend ratlos - besonders die Heimauftritte sind ein Grund zur Besorgnis.
Sascha Mockenhaupt wusste nicht so richtig, was er sagen sollte. Er sei eigentlich "sprachlos", so der Vize-Kapitän des SV Wehen Wiesbaden nach der 0:2-Heimniederlage gegen Aue am Samstag bei Magenta Sport. Um dann doch noch seine Gefühle in Worte zu fassen: "Es ist so ein bisschen niederschmetternd."
Damit spielte Mockenhaupt vor allem auf die fehlende Konstanz an, die den SVWW durch die Drittliga-Saison begleitet. Nach dem Auswärtssieg in Sandhausen hatte man im Verein gehofft, einen Heimsieg gegen Aue nachlegen zu können - und sah dann eine der schlechtesten Leistungen der gesamten Spielzeit.
Immer wieder enttäuschende Heimauftritte
"Schwer enttäuscht" war auch Trainer Nils Döring. "Auswärts können wir dieses Feuer entfachen, zuhause nicht. Da können wir uns auch bei unseren Fans nur entschuldigen." Und tatsächlich: Während die Wiesbadener mit ihren Auswärtsauftritten (18 Punkte aus 13 Spielen) ein Aufstiegskandidat wären, rangieren sie in der Heimtabelle inzwischen auf einem Abstiegsplatz.
Das schlägt sich auch in den Zuschauerzahlen nieder: Nur gut 3.100 Menschen waren am Samstag im Stadion, davon mehrere hundert aus Aue. Diejenigen, die es mit dem SVWW hielten, quittierten den Auftritt ihres Teams mit Pfiffen - Mockenhaupt zeigte dafür Verständnis.
Mockenhaupt: Spieler müssen sich hinterfragen
Während die Zweifel an Trainer Döring wachsen, nimmt Mockenhaupt die Mannschaft in die Pflicht. "Wir hatten genug Spieler auf dem Platz, die sich einfach hinterfragen müssen. Es kann nicht sein, dass wir so gut und so schlecht sein können." Stürmer Moritz Flotho attestierte sich am hr-Mikrofon selbst ein "sehr schlechtes Spiel". "Wir haben vorne und hinten alles vermissen lassen, die einfachsten Sachen haben nicht geklappt", so seine enttäuschte Analyse.
Eine Antwort darauf, warum es an der Konstanz hapert, scheinen aktuell weder Spieler noch Trainer zu haben. "Wir sind alle ein bisschen konsterniert, dass wir diese Gier bei Heimspielen einfach nicht abrufen können", so Döring. Der Coach hatte vom Verein vor der Saison einen Vertrauensvorschuss bekommen, als man trotz des Abstiegs an ihm festhielt. Sportgeschäftsführer Uwe Stöver hatte auch im Winter noch davon gesprochen, dass man sich in der aktuellen Saison als Absteiger konsolidieren wolle, um 2025/2026 den Wiederaufstieg in die zweite Liga in Angriff zu nehmen.
Unruhe im Verein
Nach der durch und durch enttäuschenden Vorstellung gegen Aue soll es aber auch aus dem sonst so ruhigen Stöver herausgeplatzt sein. Der Wiesbadener Kurier schrieb von einer "Generalkritik" und dass der 58-Jährige "sämtliche Tugenden vermisst" habe, die in einem Drittliga-Spiel zum Erfolg führen. Die Unruhe im Verein ist also durchaus zu spüren - zumal Geschäftsführer Nico Schäfer bereits seinen Abgang zum Saisonende angekündigt hat.
Diese Unruhe dürfte weiter zunehmen, wenn die Mannschaft ihr Problem mit der Konstanz nicht bald in den Griff bekommt. Immerhin: Der SV Wehen Wiesbaden dürfte recht schnell Planungssicherheit für die kommende Spielzeit haben - auf Platz neun hat man aktuell deutlichen Abstand zu Auf- und Abstiegsplätzen.