Eishockey-WM Sandra Abstreiter - Die "Wand" im Tor der DEB-Frauen
Wenn die deutschen Eishockey-Frauen am Donnerstag gegen Dänemark (04.04.2024, 21 Uhr) in die WM starten, wird es auch auf Sandra Abstreiter ankommen. Die "Wand" im DEB-Tor ist eine Pionierin im deutschen Eishockey.
Es gibt im Eishockey einen Kosenamen für Torleute, der eigentlich alles aussagt: "The Wall" – die Wand, die Mauer. Scheinbar unüberwindbar - geliebt von den Fans, gefürchtet vom Gegner. So eine "Wall" ist Sandra Abstreiter.
Nationalmannschaftskollegin Bernadette Karpf weiß, wovon sie spricht: "Sandra ist eine sehr große Torhüterin. Sie kann das Spiel sehr gut lesen, was es uns Stürmerinnen oft unheimlich schwierig macht, gegen sie zu treffen. Das kann einen schon zum Verzweifeln bringen", sagt Karpf. Auf eben diese Fähigkeiten hofft man beim DEB, wenn Deutschland am Donnerstag, 4. April, um 21 Uhr gegen Dänemark in die Eishockey-WM startet.
Die 25-jährige Keeperin ist die große Hoffnungsträgerin der Nationalmannschaft - und der Star im Team von Bundestrainer Jeff MacLeod. Sie ist das neue Eishockey-Idol für Frauen und soll auch die Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes auf eine neue Ebene bringen.
Karriereanfänge in Freising bei München
Abstreiter ist eine Pionierin im Eishockey. Als erste und einzige Deutsche spielt sie in der im Januar gestarteten Frauen-Profiliga (PHWL) in Nordamerika. "Es ist ein cooles Gefühl, mit dabei zu sein. Dass ich Deutschland repräsentieren kann, ist toll", so Abstreiter.
Die Karriere der 1,81 Meter großen Torfrau mit den Krakenarmen startet vor einem Garagentor in Freising bei München. Der Bruder stellt Sandra davor, ballert einfach mal drauf. Und trifft auf beachtliche Gegenwehr. Die Fangkünste sprechen sich herum - bis zu einem Funktionär der Erding Jets. Der holt Sandra in den Eishockeynachwuchs.
Gedraftet vom kanadischen Team Ottawa
Für den Traum von der US-Profiliga musste sie einiges opfern. Anstatt zur Abifahrt ging es nach Nordamerika in ein Collegeteam. Von dort landete sie über den Umweg Memmingen in der besten Frauenliga der Welt.
Als einzige deutsche Spielerin wurde sie dort von Ottawa gedraftet. Erst wenige Monate gibt es die Liga, in der sich die besten der Welt tummeln. Für die deutsche Torhüterin ist der Sprung nach Nordamerika ein großer Gewinn. Während in der Frauen-Bundesliga teilweise vor 100 bis 200 Zuschauern gespielt wird, kamen zu einem Match gegen Boston fast 14.000 Fans. Die heimische Arena ist mit 8.500 Zuschauern meist ausverkauft.
Mit viel Spielpraxis ist Abstreiter nicht in die USAzur Nationalmannschaft gereist. Auf drei Einsätze kam sie bislang in der PWHL. Eine Verletzung stoppte sie zu Beginn, dazu hat sie in der kanadischen Nationaltorhüterin Emerance Maschmeyer große Konkurrenz. Trotzdem sagt sie: "Dass ich da jetzt jeden Tag auf WM-Niveau trainieren und spielen kann, hilft mir natürlich sehr gut, dass ich gut vorbereitet sein kann für die WM."
Neben Abstreiter sind noch fünf Spielerinnen zumindest auf College-Niveau im Einsatz: Nina Jobst-Smith (University of Minnesota/Duluth), Luisa und Lilli Welcke (Boston University), Svenja Voigt (St. Cloud State University) und Nina Christof (Rensselaer Polytechnic Institute).
Viertelfinale als Ziel
Die Generalprobe gegen die Schweiz ging kam Montag (01.04.24) knapp verloren - trotzdem ist das Ziel klar: "Wir wollen besser abschneiden als im letzten Jahr", betonte Abstreiter. 2023 landete die Nationalmannschaft auf Rang acht. Neben Dänemark trifft Deutschland in der Vorrunde der WM auf Schweden, China und Japan.
Zu den Top-Nationen Kanada und USA fehlt noch ein Stück. Auch eine Medaille ist angesichts der starken Schwedinnen und Finninnen unwahrscheinlich. Mit Abstreiter als Rückhalt will der DEB die Lücke zu den Top-Nationen aber zunehmend kleiner werden lassen. "Ich werde alles daran setzen, der Mannschaft zu helfen, dass wir jedes Spiel gewinnen können", erklärt sie. "Wir haben ein gutes Team."