Ex-1860-Trainer Michael Köllner

BR24 Sport Ex-1860-Trainer Köllner: "Man kann nicht sagen, 'Ismaik hau ab'"

Stand: 09.01.2025 05:57 Uhr

Vor knapp zwei Jahren endete Michael Köllners Amtszeit beim TSV 1860 München. Nun spricht der 55-Jährige erstmals über seinen Abschied bei den Löwen und fordert die Gesellschafter auf, "die Realitäten zu akzeptieren".

Von Victor List

Mehr als drei Jahre lang war Michael Köllner Trainer beim TSV 1860 München. Im Januar 2023 endete seine Amtszeit an der Grünwalder Straße. Der Rauswurf hatte sich angedeutet und war aus Sicht des heute 55-Jährigen nicht nur sportlich begründet.

Gesellschafter-Ausraster beim gemeinsamen Essen

Lange schaffte es Michael Köllner als Trainer des Traditionsvereins, Verein und Investor zu befrieden. Dank des zwischenzeitlichen sportlichen Erfolgs herrschte Ruhe und teilweise sogar Harmonie auf Giesings Höhen. Doch im Winter 2022/23 lief es auch sportlich nicht mehr gut. Die Löwen, die in den beiden Jahren zuvor den Aufstieg nur knapp verpasst hatten, bauten nach einem guten Saisonstart immer weiter ab.

Köllner traf sich Ende 2022 mit Investor Hasan Ismaik in Abu Dhabi - ein Affront für die Vereinsseite, die ihren Unmut im darauffolgenden Trainingslager kundtat. "Ein hoher Funktionär" sei "bei einem gemeinsamen Essen mit Vereinsfunktionären, Sponsoren und Geschäftsführung" Köllner gegenüber "sehr ausfallend" geworden, erhebt der Ex-Trainer in der "Abendzeitung" schwere Vorwürfe.

Köllner über Entlassung: Einzelne Personen haben Entscheidung getroffen

Kurz danach besuchte Ismaik München. Auch die beiden damaligen Geschäftsführer Günther Gorenzel und Marc-Nicolai Pfeifer waren anwesend. "Er hat mir in diesem Gespräch das Vertrauen ausgesprochen und den Beteiligten klar gemacht, dass der Verein diesen Weg unterstützen muss, um erfolgreich zu sein", erinnert sich Köllner, der vermutet, dass dieses Treffen "gewisse Leute unter Zugzwang gesetzt und zum Aktionismus gezwungen" habe.

Für den Fußballlehrer ist klar: "Am Ende haben einzelne Personen dann diese Entscheidung getroffen, der gesamte Verein war es nicht." Köllner ergänzt vielsagend: "Man kann einer sportlichen Durststrecke zum Opfer fallen oder aus anderen Gründen, man kann sich sein Ende selten selbst aussuchen."

Köllner fordert "Realitäten akzeptieren"

Sein Nachfolger Maurizio Jacobacci brachte nicht die Wende, sodass aktuell Argirios Giannikis auf der Trainerbank sitzt. Unter ihm rangiert der TSV in der 3. Liga auf Rang 14 mit immerhin sechs Punkten Vorsprung auf die Abstiegszone. Besonders die Heimschwäche ist für Köllner "sehr besorgniserregend". Diese wirke sich auch auf die Stimmung aus, findet Köllner, der die 0:4-Niederlage gegen Verl live im Stadion erlebte. "Zu meiner Zeit waren Löwen-Heimspiele ausnahmslos eindrucksvolle Festtage. Bei diesem Spiel war es eine Atmosphäre, die ich aus meiner Zeit so nicht kannte."

Er habe das Gefühl, dass "die Fans viele Probleme im Verein und auch aus der Gesellschaft mit auf die Ränge nehmen". Stattdessen seien alle Parteien gut beraten, "die Realitäten zu akzeptieren: Hasan Ismaik ist Investor, man kann nicht einfach sagen: 'Hau ab!'"

Köllner warnt vor Abwärtsspirale

Klappt das nicht, prophezeit Köllner seinem Ex-Klub eine düstere Zukunft. "Der Verein muss aufpassen, dass es nicht noch weiter runtergeht in der Abwärtsspirale. Es gibt genügend Vereine aus der jüngeren Vergangenheit, denen das passiert ist, wie zuletzt zum Beispiel dem MSV Duisburg."

Alles abseits des grünen Rasens werde man "früher oder später auf dem Spielfeld haben", sagt Köllner vielsagend.

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Quelle: BR24Sport 08.01.2025 - 17:55 Uhr