BR24 Sport FIS reagiert auf "Shampoo-Gate": "Kein schöner Tag für uns"
Das Skispringen der Frauen soll auch ohne Shampoo mehr Glanz bekommen - mit mehr Geld, mehr Skifliegen und einem gemeinsamen Kalender mit den Männern. "Wir sind uns der Ungleichheit bewusst und wollen die Lücke schließen", so Renndirektor Pertile.
Das peinliche "Shampoo-Gate" soll sich nicht wiederholen, nach der Prämien-Posse von Garmisch-Partenkirchen hat der Weltverband Pläne für die komplette Schanzengleichheit vorgestellt: Die Skispringerinnen sollen mit mehr Geld, mehr Skifliegen und vor allem einem gemeinsamen Kalender mit den Männern aus dem Schattendasein geholt werden - als Vorbild dafür soll Biathlon dienen.
Selina Freitag zeigt Unterschiede deutlich auf
Kritik an der Ungleichbehandlung von Männern und Frauen beim Skispringen gibt es schon seit langem. Allerdings wurde sie am Silvestertag wieder einmal deutlich, nachdem die deutsche Weltmeisterin Selina Freitag mit einem drastischen Beispiel fehlende Wertschätzung beklagt hatte. "Bei den Männern gibt es für einen Sieg in der Quali 3.000 Franken. Ich habe hier einen Bag mit Duschgel, Shampoo und vier Handtüchern bekommen", sagte Freitag nach ihrem Quali-Sieg in Garmisch-Partenkirchen in der ARD: "Ich möchte ja gar nicht groß darüber meckern, aber da sieht man die Unterschiede." Das kleine Geschenk erinnerte ein wenig an 1989, als Deutschlands Fußballerinnen für den EM-Titel ein Kaffeeservice spendiert bekamen.
Pertile: "Das war kein schöner Tag für uns"
Die Kritik und das Echo darauf kam bei den Verantwortlichen jedenfalls an: "Das war kein schöner Tag für uns", sagte Renndirektor Sandro Pertile am Rande der Vierschanzentournee in Bischofshofen über das, was auf den Weltverband FIS nach Garmisch eingeprasselt war: "Wir sind uns der Ungleichheit bewusst und wollen die Lücke schließen."
Im Gegensatz zu anderen Wintersportsparten haben die Skispringerinnen weiterhin keine Tournee, kassieren deutlich weniger Prämien - und erhalten deutlich weniger Aufmerksamkeit. Ihr Wettkampf in Garmisch-Partenkirchen wurde am Silvesterabend nach der Männer-Qualifikation und einer längeren Pause ausgetragen. Von 10.000 Quali-Zuschauern harrten noch 3.000 für die Frauen aus. "Da müssen wir ansetzen", sagte Pertile: Programm straffen ("insgesamt maximal fünf Stunden"), mehr Entertainment.
Einheitlicher Kalender ab der Saison 2026/27
Der wichtigste Schritt zur Aufwertung: Was beispielsweise im Biathlon längst selbstverständlich ist, wo die Frauenrennen mindestens solche Magnete sind wie die der Männer, soll nun auch im Skispringen eingeführt werden: Ab der Saison 2026/27 soll ein einheitlicher Kalender gelten - bislang sind Männer und Frauen nur vereinzelt gemeinsam am Start. "Wir sind dabei, einen Plan klar zu definieren. Aber unser klares Ziel ist es, Männer und Frauen zusammenzuführen", so Pertile.
Programm straffen
Wie dies an den Weltcup-Stationen genau geregelt werden soll, ist noch unklar. Pertile kündigte allerdings bereits mögliche Neuerungen an. "Wir haben zuletzt in Engelberg, wo Männer und Frauen gestartet sind, gesehen, dass sechs Durchgänge an einem Tag schwer zu bewerkstelligen sind", sagte der Italiener: "Wir diskutieren daher darüber, ob wir zum Beispiel Probedurchgänge streichen und nur eine Qualifikation pro Wochenende austragen."
Pertile ließ ebenfalls durchblicken, dass künftig auch die Frauen wohl mehr Wettkämpfe im Skifliegen erhalten werden: "Wenn man die Frauen fragt, wird es sicherlich das Ergebnis sein, dass sie auf die größeren Schanzen möchten."
Quelle: BR24 im Radio 06.01.2025 - 14:54 Uhr