Para-WM der Leichtathleten Protest-Wirrwarr - Aber Markus Rehm behält sein sechstes WM-Gold
Prothesenspringer Markus Rehm hat am Freitag (14.07.2023) bei der Para-Leichtathletik-WM in Paris erwartungsgemäß seinen sechsten Titel in Serie geholt. Dabei musste er einige Widerstände überwinden.
Der 34-Jährige triumphierte in der Startklasse T64 mit 8,49 Metern - und war für die Konkurrenz mal wieder unerreichbar: 1,10 Meter lag er vor dem zweitplatzierten Derek Loccident aus den USA.
"Mir geht's super, das war ein toller Wettkampf", sagte Rehm anschließend, "der WM-Rekord war das Ziel, den habe ich geknackt. Das war ein schöner Vorgeschmack für Paris 2024."
"Richtig aus dem Konzept gebracht"
Das mit dem "tollen Wettkampf" hatte allerdings nicht für Rehms ganzes Event gegolten. Wechselnde Windbedingungen und die Tatsache, dass Rehm bei seinen letzten vier Versuchen jeweils wegen des Starts eines Rennens warten musste, erschwerten die Situation schon.
Doch noch schlimmer wog der Sturz des Griechen Stylianos Malakopoulos, der seit einem Jahr in Leverkusen sein Trainingspartner ist. "Das hat mich kurz richtig aus dem Konzept gebracht, weil es wirklich nicht gut aussah", gestand Rehm im Interview mit der Sportschau: "In dem Moment bin ich richtig emotional geworden. Weil ich fürchtete, dass er sich richtig verletzt hat und wir richtig gute Freunde geworden sind. Ich rufe ihn sofort an, wenn ich hier raus bin, aber ich habe jetzt gehört, es soll nicht ganz so schlimm sein."
Nerius ist "mega stolz"
Auch die Trainerin der beiden, die frühere Speerwurf-Weltmeisterin Steffi Nerius, stand noch unter dem Eindruck der Bilder, als Malakopoulos mit dem Rollstuhl aus dem Stadion gefahren wurde.
"Das war für uns alle sehr nervenaufreibend", sagte Nerius: "Aber ich bin mega stolz auf Markus, wie er die Situation gemanagt hat. Ich kann mich nicht erinnern, dass er von den Umständen her schon mal so einen schwierigen Wettkampf hatte."
Protest der USA - Rehm findet es traurig
In der Nacht nach dem Wettkampf gab es aber noch weitere Stressmomente für Rehm. Die USA, die die Plätze zwei bis vier belegt hatten, legten Protest ein, weil Rehm angeblich illegale Spikes unter seinem Schuh gehabt haben soll. Erst am Morgen wurde der Protest dann zurückgezogen.
Rehm sagte dazu zur Sportschau: "Dass das ausgerechnet von der Nation kam, mit der ich sehr viel zu tun habe, denen sehr viel geholfen und sogar ihre Sprünge analysiert habe, ist schon traurig. Respekt, dass der Protest dann aber zurückgezogen wurde. In Zukunft ist klar, dass jetzt alle auch auf ihre Spikes zu achten haben, ich wusste gar nicht, dass das eine Rolle spielen soll."
Neues Traumziel: Weite von Mike Powell
Ende Juni hatte Rehm seinen Para-Weltrekord auf 8,72 Meter verbessert, seit 14 Jahren ist kein Weitspringer ohne Behinderung weiter geflogen. Als neues Traumziel hatte Rehm zuletzt die 32 Jahre alte Bestmarke von Mike Powell von 8,95 ausgerufen, wollte sich eigentlich schon in Paris weiter annähern. Das gelang am Freitag nicht, Rehm übertraf allerdings immerhin seinen eigenen WM-Rekord aus dem Jahr 2015 um neun Zentimeter.
Bei Großereignissen im Para-Sport ist der Leverkusener seit 2011 ungeschlagen. Seitdem holte er im Weitsprung neben sechs WM-Titeln auch fünf EM-Triumphe sowie drei Goldmedaillen bei Paralympics.
Dreimal Gold, zweimal Silber
Der Deutsche Behindertensportverband (DBS) steht nach seinem Triumph im Charlety Stadion bei acht Medaillen (3x Gold, 2x Silber, 3x Bronze).
Am Morgen war Mathias Schulze wie schon bei den Paralympics von Tokio im Kugelstoßen der Startklasse F46 auf Rang fünf gelandet, auf eine Medaille fehlte ein halber Meter.
WM geht noch bis Montag
Die bis Montag andauernde Para-Leichtathletik-WM ist eine Art Generalprobe für die Paralympics im kommenden Jahr (28. August bis 8. September 2024), die ebenfalls in Frankreichs Hauptstadt stattfinden.
Bei der vorherigen WM 2019 in Dubai hatte das deutsche Team als Neunter des Medaillenspiegels elfmal Edelmetall gewonnen (7x Gold, 2x Silber, 2x Bronze).