Para-Schwimmen Scholz schlägt im 200-Meter-Freistil-Finale als Achte an
Sie hatte keine Chance, aber hat das Beste draus gemacht: Schwimmerin Tanja Scholz ist am Donnerstag (29.08.2024) im Finale über 200 Meter Freistil bei den Paralympics mit einer Zeit von 3:10,27 Minuten erwartungsgemäß Achte geworden. Ihre Konkurrentinnen waren alle aus einer anderen Startklasse.
Die 40-Jährige war in der S5-Startklasse die einzige Schwimmerin, die als S4-Starterin klassifiziert ist. Je niedriger die Zahl, desto größer ist die Beeinträchtigung einzustufen. Den Sieg sicherte sich die Weltrekordinhaberin Tully Kearney (Großbritannien) in 2:46,50 Minuten.
Für Scholz war es der erste von fünf Starts bei den Paralympics. Bereits am Freitag (30.08.2024) startet sie wie Gina Böttcher über 100 Meter Freistil, wieder in der Klasse S5. In S4 wird sie noch über 50 Meter Freistil und Rücken antreten, zudem in der Klasse SM4 über 150 Meter Lagen.
Am Vormittag hatte Scholz im Vorlauf mit 3:08,53 Minuten einen Paralympischen Rekord für die Startklasse S4 aufgestellt. Weil es diese Leistungsklasse in diesem Jahr aber nicht gibt, war das bei den etwas stärkeren Konkurrentinnen in Klasse S5 die achtbeste Zeit. Schon da war Scholz begeistert von der Kulisse in Paris. "Das überfordert mich alles maßlos hier. Vor so vielen menschen schwimmen zu dürfen, ist eine absolute Ehre", sagte Scholz im Sportschau-Interview.
Zwei Weltrekorde und ein französischer Höhepunkt
Schon mit der ersten von 15 Entscheidungen des Abends - Scholz' Rennen war das letzte - war die Stimmung in der Paris La Défense Arena auf dem Niveau der Olympischen Spiele, denn die Zuschauer durften sofort den Sieg eines Landsmannes feiern. Ugo Dider gewann in der Klasse S9 über 400 Meter Freistil in 4:12,55 Minuten Gold - und gleich war das Gefühl von vor einigen Wochen zurück, als Leon Marchand am gleichen Ort gleich viermal triumphiert hatte.
Und auch die ersten Weltrekorde fielen am ersten Wettkampftag. Die Britin Poppy Maskin holte sich über 100 Meter Schmetterling die Goldmedaille in einer Zeit von 1:03,00 in der Startklasse S14 und unterbot die bisherige Bestmarke von ihrer Landsfrau Olivia Newman-Baronius und der Russin Valeriia Shabalina um 0,33 Sekunden. Über 50 Meter Freistil gewann Yi Chen (China) ebenfalls in Weltrekordzeit von 27,10 Sekunden.
Schott nutzt erstes Rennen zum "einschwimmen"
Verena Schott und Philip Hebmüller waren am Vormittag bereits in ihren Vorläufen ausgeschieden. Schott wurde in ihrem Vorlauf über 50 Meter Schmetterling in 38,92 Sekunden in der Startklasse S6 Sechste. Die 35-Jährige hat jedoch noch vier weitere Startmöglichkeiten, sie ist auch über 50 Meter Schmetterling, 100 Meter Brust und Rücken sowie über 200 Meter Lagen dabei.
Schott holte bereits Medaillen bei Paralympics. Ihre Paradestrecken kommen noch: über 200 Meter Lagen holte sie 2012 Silber und 2021 Bronze. Dazu kommt eine Bronzemedaille über 100 Meter Brust.
Die Schwimmerin nahm ihr Ausscheiden recht gelassen hin. Sie wolle es bei ihren vierten Paralympics etwas lockerer angehen und mehr von der Stimmung in der Stadt aufsaugen, sagte sie im Sportschau-Interview. "Das war eher einschwimmen, reinkommen und gucken. Ich habe gerne ein Rennen vor den Hauptwettkämpfen", sagte Schott.
Hebmüller mit drei weiteren Starts in Paris
Hebmüller, mit 17 Jahren jüngster deutscher Teilnehmer bei den Paralympics, wurde in seinem Vorlauf über 100 Meter Schmetterling in 1:01,48 Minuten ebenfalls Sechster. Auch der deutsche Teenager war beeindruckt von der Stimmung bei den Wettbewerben. "Unglaublich, wie laut es hier ist. Das Rausgehen war schon das Beste am Ganzen", sagte Hebmüller. "Ich habe am kompletten Körper Gänsehaut."
Auch Hebmüller wird noch mehrmals starten. Der gebürtige Neusser geht über 100 Meter Brust und Schmetterling sowie über die 200 Meter Lagen ins Becken.