Deutsche Olympia-Surfer Elter und Kemp: Aus dem Paradies nach Paris
Von Tahiti nach Paris: Die beiden Surfer Tim Elter und Camilla Kemp sind in Frankreich angekommen, nun wollen sie einen neuen Vibe ins Olympische Dorf bringen.
Mit einem Fist Bump und zwei breit lächelnden Sportlern startete die Pressekonferenz im Deutschen Haus. Und da merkte man schon, dass etwas anders war in diesem gediegenen Rahmen. Denn zwei Surfer sind angekommen in der Olympia-Stadt. Und mit ihnen eine neue Stimmung.
Den Faust-Gruß gaben sich Camilla Kemp und Tim Elter am Freitagmorgen (02.08.2024), die beide nach mehr als einem Tag Anreise Frankreich erreichten. Vom Paradies nach Paris - das war der Weg der beiden in den vergangenen Tagen. "Wir hatten natürlich eine wunderschöne Zeit. Wir waren im Surfer-Paradies, Tahiti ist einer der schönsten Orte der Welt. Als Surfer ein Traum, da zu surfen."
Mehr als 15.000 Kilometer Anreise aus Tahiti - fürs Olympia-Feeling
Aber: Der Ort ist mehr als 15.000 Kilometer weg - kommt da überhaupt Olympia-Feeling auf? Eher nein, findet Elter. "Wir haben dort nicht so viel vom olympischen Feeling wahrgenommen. Der Wettkampf an sich war abgesehen von den Olympia-Protokollen wie ein normaler Wettkampf. Fast wie eine Weltmeisterschaft für uns."
Teil der Eröffnungsfeier eine Woche zuvor waren die Surferinnen und Surfer immerhin, als sie mit einer Drohne am Strand von Tahiti gefilmt wurden. Kemp und Elter standen dort mit der deutschen Fahne. "Die Eröffnungsfeier haben wir so ein bisschen mitbekommen. Das war ein wunderschöner Moment, wir hatten unsere 30 Sekunden, glaube ich auch", sagte Kemp mit einem Lachen.
Die beiden sind nun aber ganz froh nach der Zeit auf der anderen Seite des Erdballs auch noch einmal ins Pariser Olympia-Leben eintauchen zu dürfen. Wenngleich sie damit gerne natürlich noch ein paar Tage gewartet hätten, sie haben das Achtelfinale auf Tahiti verpasst, sind frühzeitig ausgeschieden.
Geschlaucht von der Anreise
Die beiden gaben zu, dass sie noch geschlaucht vom Jetlag waren, mit Vorbereitung und Trainingslagern waren sie insgesamt drei Mal auf Tahiti. Angemerkt hätte man ihnen den Jetlag aber nicht im Deutschen Haus. Sie machten, ganz im Gegenteil, einen aufgeweckten Eindruck - und wollen den auch in den nächsten Tagen beibehalten.
Denn dann möchten sie sich hier noch so viele olympische Gefühle wie möglich im Olympischen Dorf, aber auch im Deutschen Haus und bei den Wettkämpfen in den Arenen holen - frei nach dem Motto: "Dabei sein ist alles". "Wir wollen auf jeden Fall alle deutschen Athleten unterstützen und unsere positiven und guten Vibes reinbringen", sagte Kemp.
Elter fügte an: "Wir versuchen, jeden Athleten und Trainer, der aus dem Deutschen Haus mit meiner Musikbox zum Tanzen bringen. Deswegen: Wenn wir an euch vorbeitanzen, tanzt einfach mit."
Kemp und Elter als Zuschauende bei den Events
Ansonsten wollen sie vor allem die Zeit in Paris auskosten. Vor allem die Wassersport-Wettbewerbe haben es ihnen natürlich angetan, einmal in der Schwimmhalle zuschauen, das wollen sie auf jeden Fall. "Olympia ist alle vier Jahre, für manche ist es nur ein einziges Mal. Wir wollen das einfach ausnutzen."
In der Arena der Schwimmer hatte ein anderer deutscher Olympia-Athlet Gold gewonnen, der auch schon mal am Surfbrett stand: Lukas Märtens. "Ich habe es einmal probiert, aber die Wellen kann man natürlich nicht so richtig vergleichen mit dem, was ihr da macht", sagte er. Mit ihm verabredete sich Tim Elter auf der Pressekonferenz spontan zum Surfen in Südfrankreich. "Ich bin offen für alles", meinte Märtens. Der sich spätabends auch die Surf-Wettbewerbe bei der Physiotherapie nach den Rennen angeguckt hatte. Sehr entspannend zum Runterkommen sei das gewesen.
Olympische "Cinderella-Story" fürs deutsche Surfen
Rein sportlich bezeichnen sie es als "Cinderella-Story", dass zwei deutsche Athleten Teil des olympischen Wettbewerbs waren. Kemp war die erste deutsche Surferin überhaupt bei Olympia. Sie hoffen, dass das die Sportart in Deutschland weiter voranbringt.
Denn Elter zieht trotz des fehlenden Olympia-Feelings ein zufriedenes Fazit der Zeit auf Tahiti: "Die Bedingungen, die wir hatten in den vergangenen Tagen, haben der Welt gezeigt, wie wunderschön Surfen ist", sagte er. "Das war nicht nur fürs Surfen in Deutschland, sondern allgemein in der ganzen Welt wichtig."
Er erinnerte dabei auch dan das ikonische Foto von Jérôme Brouillet mit dem "fliegenden" Surfer Gabriel Medina. "Jetzt sind Bilder in der 'New York Times' aufgetaucht. Das ist einfach was Neues und was Wichtiges, was das Surfen gebraucht hat." Elters Augen wurden groß. Müde sah er wirklich nicht aus. Sondern glücklich.