Pita Taufatofua aus Tonga während der Schlusszeremonie der Olympischen Winterspiele 2018 in Pyeongchang/Südkroea

Olympische Spiele Taufatofua aus Tonga - Was der Kult-Fahnenträger in Paris macht

Stand: 26.07.2024 17:31 Uhr

Pita Taufatofua aus Tonga startete bei Olympischen Spielen schon als Taekwondo-Kämpfer und Skilangläufer. Verrückt genug. Doch zur Kultfigur wurde er als gut geölter Fahnenträger. Nun ist er in Paris. In neuer Rolle - mit Fackel statt Fahne.

Es war Freitagmittag (26.07.2024), als Pita Taufatofua das Geheimnis schließlich lüftete. Der 40-Jährige postete ein Foto aus dem Olympischen Dorf in Saint-Denis auf Instagram. Schon zuvor hatte er in den vergangenen Tagen immer wieder Bilder aus Paris geteilt, doch dieses war ein Besonderes. Zu sehen war nämlich Taufatofua selbst mit weit ausgebreiteten Armen. In seiner rechten Hand? Das olympische Feuer.

Der Post war das Zeugnis einer überraschenden Wandlung. Oberkörperfrei, üppig geölt und mit der Flagge Tongas - so hatte Taufatofua vor acht Jahren die olympische Bühne betreten und direkt begeistert. Nun zeigte er deutlich weniger Haut. Ganz in Weiß gekleidet reckte er strahlend die Fackel in die Höhe. Als einer der Letzten durfte er sie - wie auch der US-Rapper Snoop Dogg - vor der Eröffnungsfeier (26.07.2024, ab 17.55 Uhr live im Ersten und auf sportschau.de) tragen.

Muskeln und jede Menge Kokosöl

Aber der Reihe nach. 2016 in Rio de Janeiro war es, als die Welt den damaligen Nobody Taufatofua und viele wohl auch den fast genauso unbekannten Inselstaat im Südpazifik kennenlernten. Weniger weil er im Taekwondo-Wettkampf antrat. Taufatofua glänzte schon vorher, bei der Eröffnungsfeier im Maracanã-Stadion. "Billions now know Tonga", war einer der vielen Artikel überschrieben, den der heute 40-Jährige in seinem Instagram-Feed immer noch angepinnt hat und - frei übersetzt - hieß es weiter: "Pitas ölige Körpershow macht die Social-Media-Nutzer verrückt".

Flaggenträger Pita Taufatofua aus Tonga während der Eröffnungszeremonie der Olympischen Sommerspiele 2016 in Rio

Taufatofua als Fahnenträger bei der Eröffnungsfeier 2016 in Rio de Janeiro.

In traditioneller tongaischer Tracht war er einmarschiert - und eben mit blankem Oberkörper, die üppigen Muskeln strahlend durch reichlich Kokosöl. 2018 in Südkorea bei winterlicher Kälte (Taufatofua startete als Skilangläufer nach einjährigem Crashkurs) und 2021 in Tokio wiederholte sich das Schauspiel und machte ihn zur olympischen Legende.

Rätseln und Hoffen in der Community

Nun ist genau diese Legende bereits seit einigen Tagen in Paris. Und Taufatofuas - immerhin fast 250.000 Abonnenten große - Community rätselte und hoffte: Folgt Pitas nächste ölige Körpershow? Er selbst hatte die Fantasie befeuert und das Bild eines aufgeklappten Reisekoffers gepostet. Darin fand sich schick drapiert genau ein Gepäckstück: die zusammengefaltete Flagge seines Heimatlandes Tonga.

Taufatofuas weitere Ankündigungen blieben bewusst nebulös. Als eine Userin kommentierte, sie freue sich schon sehr darauf, ihn als tongaischen Fahnenträger in glänzendem Kokosöl zu sehen, antwortete er: "Ich werde dieses Jahr eine andere Art von Fahne tragen". Sie sollte sich jetzt als Fackel herausstellen.

Die Wandlung passt zu Taufatofuas neuer Rolle. Denn der 40-Jährige taucht nicht als Sportler im Aufgebot Tongas auf. Das lässt sich schnell überblicken, die Delegation umfasst gerade einmal vier Athleten. Er hatte es zwar versucht, wollte unbedingt an seinen vierten Olympischen Spiele teilnehmen. Doch er scheiterte in der Taekwondo-Qualifikation und - noch so eine ungewohnte Sportarten-Kombi - auch im Kajak klappte es nicht.

Taufatofua: "Langsam wie eine Schildkröte"

Die anderen seien schnell gewesen wie Licht und er "langsam wie eine Schildkröte", antwortete Taufatofua jüngst einem User unter einem seiner Post. Unter den drei Smileys, die er dabei nutzte, war auch ein lachender. So ganz ohne Humor geht es nicht.

Es sind diese positiven Vibes, die Taufatofua grundsätzlich versprüht. Das war selbst nach den gescheiterten Quali-Versuchen so. Trotz der Niederlage habe er keinen Schmerz, sondern nur Dankbarkeit verspürt, schrieb er im April. Die Reise nach Paris hatte er abgehakt. Nun ist er doch da - wenn auch nicht im Athletendorf, sondern in einer Altbau-Wohnung in der Innenstadt. Und das nicht nur, um die Fackel zu tragen.

Er wolle - das hatte er bereits zuvor berichtet - "für die Sportler da zu sein, ein offenes Ohr oder ein ermutigendes Wort". Er ginge ihm darum zu teilen, was er gelernt habe. Seine Geschichte hat alles, um zu motivieren. Aus armen Verhältnissen zum Olympia-Traum. Aus Tonga in die Langlaufloipe. Nichts ist unmöglich. Vor allem aber möchte er "die Geschichten der anderen Athleten hören - diesen großartigen Menschen, die sich bereit machen, ihre Nationen zu repräsentieren", textete er bei Instagram.

Wer ihn trifft, kennt ihn

Viele dieser Sportler, die er in diesen Tagen bereits traf, machten Bilder und Videos mit ihm. Taufatofua, den kennt man eben bei Olympia. Und so ist es gewissermaßen auch nur logisch, dass der kultige Fahnen- nun zum Fackelträger wurde. Gut gelaunt schrieb er übrigens zu seinem Foto mit dem olympischen Feuer: "Das ist der Grund, aus dem ich das Öl nicht mitbringen konnte."

Seine Fans waren damit - ebenso augenzwinkernd - nicht vollends einverstanden. Der erste Kommentar unter dem Post lautete: "Wir wollen immer noch das Öl."

Dieses Thema im Programm: Das Erste | Sportschau Olympia 2024 | 26.07.2024 | 18:00 Uhr