Der schwedische Stabhochspringer Armand Duplantis
Kolumne

ARD-Experte Frank Busemann Stabhochsprung-Phänomen Duplantis - "Ein geiler Typ"

Stand: 05.08.2024 23:39 Uhr

Keiner fliegt höher, keiner fliegt schöner. Armand Duplantis rockt die Olympischen Spiele von Paris. ARD-Experte Frank Busemann erklärt, warum dieser Schwede so fasziniert.

Von Frank Busemann, Paris

Es gibt sie, diese Seriensieger. Bayern München ist im deutschen Fußball das Synonym. Gewesen. Bis Leverkusen kam. Vorerst. Im Stabhochsprung haben wir - jeder weiß es - Mondo Duplantis. Die anderen springen, er fliegt. Die anderen kämpfen, er spielt. Wenn er antritt, dann liegt der Weltrekord in der Luft.

Keine Disziplin ist langweiliger als Stabhochsprung. Sollte man meinen. Aber dem ist nicht so. Bei Weitem nicht. Duplantis ist ein Star. Ein Superstar. Dabei ist er ein Leisesprecher. Keine Faxen, keine Marotten, keine Fisimatenten. Der springt einfach und lässt Leistung sprechen.

Silber kann mitunter auch beglücken

Es gibt mit ihm kein Duell wie damals Thompson gegen Hingsen oder Moses gegen Schmid, es gibt bei ihm keinen Flitzebogen wie bei Bolt oder Sprüche wie bei Lyles. Er springt, mit der Präzision eines Schweizer Uhrwerks. Das Duell heißt Mondo gegen Duplantis.

Die anderen haben sich schon lange damit abgefunden, dass es Platzierungen nur hinter ihm zu holen gibt. Was bleibt ihnen anderes übrig? Als Turner sind sie zu groß, als Synchronschwimmer zu wasserscheu, als Reiter ohne Pferd. Trotzdem scheinen sie Spaß bei ihrem Sport zu haben. Eine Silbermedaille kann mitunter auch beglücken und die Leichtathletik hat den Vorteil, dass man auf seine Teilnahmeurkunde sein persönliches Leistungsvermögen anhand einer Zahl aufgedruckt bekommt.

Weil fliegen besonders ist

Die Zuschauer kommen ins Stadion und wissen, wer gewinnt. Der Orakelfritze für die Sportschau schreibt immer nur, Duplantis gewinnt. Da braucht man nicht zu orakeln oder so zu tun, als hätte man den Durchblick. Er gewinnt einfach. Immer. Da braucht man keine Glaskugel für.

Der schwedische Stabhochspringer Armand Duplantis

Armand Duplantis verbessert in Paris den Weltrekord auf 6,25 Meter.

Aber warum ist der Typ so geil? Warum lechzen alle nach ihm?

Weil er Superlative schafft. Weil er nett ist. Weil er gut ist. Weil er Geschichte schreibt. Weil das beeindruckend ist. Weil es gut anzugucken ist. Weil fliegen besonders ist. Weil er gut aussieht? Das vermag ich nicht zu sagen. Aber Erfolg macht sexy. Und deshalb wirkt er sehr lässig. Es gibt also ein paar Gründe, weshalb die Leute trotzdem hingehen.

Stabhochsprung - das kann man nur bestaunen

Und wenn wir mal ehrlich sind. Das ist verrückt, was alle Springer jenseits der vier Meter da machen. Sie haben einen langen Stab in der Hand, laufen volle Pulle an, hauen den Pin in eine Bodenvertiefung, der biegt sich. Trifft man den Anlauf nicht richtig oder ist die Stabhärte oder Griffhöhe falsch gewählt, dann fliegt man wieder zurück und landet hart auf der Bahn.

Sticht man nicht gerade ein, dann verfehlt man die Matte zur Seite und knallt neben die Matte. Man macht in knapp zwei Sekunden alle turnerischen Grundübungen (wie Rolle, Drehung, Rückwärtsköpper nach oben), die es so gibt und muss dabei den Überblick behalten. Das ist faszinierend.

Und wer so verrückt ist, das zu beherrschen, den kann man nur bestaunen. Da kommt viel zusammen. Und Leistung ist einfach spektakulär. Deshalb ist nicht nur Platz eins spannend. Auch die anderen. Und deshalb zieht Duplantis die Massen an. Zu Recht und zum Glück. Solche Typen braucht die Leichtathletik. Langweilig ist Spitzenleistung nicht. Nie.

Dieses Thema im Programm: Das Erste | Sportschau Olympia 2024 | 06.08.2024 | 09:05 Uhr