Sebastian Brendel im Canadier-Einer

Jagd auf viertes Olympia-Gold Kanu-Legende Brendel zieht souverän ins Halbfinale ein

Stand: 07.08.2024 14:12 Uhr

Canadier-Spezialist Sebastian Brendel hat auf dem Weg zur erhofften Medaille bei den Olympischen Spielen die erste Hürde problemlos genommen und steht im Halbfinale. Auch Anton Winkelmann und Jakob Thordsen überzeugten mit starken Auftritten.

Von Jonas Schlott

Wie so oft in seiner langen und von Höhepunkten gespickten Karriere ging der dreimalige Olympiasieger auch am Mittwoch (07.08.2024) im Wassersportstadion von Vaires-sur-Marne als Favorit in seinem Vorlauf an den Start. Allerdings hatte es die Konkurrenz mit dem Chinesen Liu Hao, in Tokio vor drei Jahren Silbermedaillengewinner, und Balasz Adolf aus Ungarn in sich. Nur die zwei besten Athleten eines jeden Laufs zogen direkt ins Halbfinale am Freitag ein.

Wie erwartet sollte es auf einen Dreikampf über die 1.000 Meter hinauslaufen. Brendel kam vom Start gut weg und führte das Feld mit gewohnt kraftvollen Schlägen an. Hao und Adolf konnten zunächst zwar Schritt halten, nach der Hälfte des Rennens hatte der "König der Canadier" aber bereits eine Bootslänge zwischen sich und die Konkurrenz gebracht. Hao kam kurz vor dem Ziel zwar noch einmal heran, konnte den Start-Ziel-Sieg des 36-jährigen Deutschen (3:45,48 Minuten) aber nicht mehr verhindern.

Brendel: "Da geht noch mehr"

"Ich bin sehr zufrieden. Das war ein guter Start, das gibt Selbstvertrauen", sagte Brendel nach einem "Rennen zum Reinkommen". Er habe "schon relativ zeitig ein paar Körner" für die kommenden Läufe sparen können. "Es ist gut zu sehen, dass alle irgendwie schlagbar sind. Ich hatte noch etwas Luft, da geht noch etwas mehr." Olympische Bestzeit fuhr Catalin Chirilia. Der Rumäne paddelte die Distanz in 3:44,75 Minuten und unterstrich seine Mitfavoritenstellung.

Brendel geht mit hohen Erwartungen in seine wohl letzten Sommerspiele. 2012 in London und 2016 in Rio krönte er sich im Einer zum Olympiasieger. In Rio gewann er zudem Gold im Zweier. 2021 in Tokio verliefen die Spiele für ihn etwas weniger erfolgreich: Nach dem Gewinn der Bronzemedaille im Zweier schied Brendel über seine Paradestrecke über 1.000 Meter im Einer im Halbfinale aus. "Wenn ich es schaffe, nochmal eine Medaille zu gewinnen, wäre das ein absolutes Highlight", hatte der Potsdamer im Vorfeld angekündigt.

Winkelmann und Thordsen im Kajak-Einer stark

Auch Anton Winkelmann und Jakob Thordsen schafften im Kajak-Einer mit starken Leistungen die direkte Qualifikation für das Halbfinale. Der 21-jährige Winkelmann war bei seinem Olympiadebüt fast über die gesamten 1.000 Meter der dominierende Fahrer. Nach einem Blitzstart legte er mit einer enorm hohen Frequenz der Paddelschläge direkt ein paar Meter zwischen sich und die Konkurrenz.

Martin Nathell aus Schweden übernahm nach der Hälfte des Rennens zwar die Führung, doch Winkelmann hatte sich seine Kräfte optimal eingeteilt und zog auf den letzten Metern noch an dem erfahrenen Skandinavier vorbei. Mit seinen 3:27,80 Minuten war der Potsdamer letztlich nur 1,36 Sekunden langsamer als Weltrekordhalter Balint Kopasz aus Ungarn, der seinen Lauf ebenfalls als Erster abschloss.

Anton Winkelmann im Kajak-Einer

Im Anschluss ließ auch Thordsen bei seinem Rennen aufhorchen. Der 22-Jährige kam zwar nicht gut vom Start weg, tastete sich dann aber Meter um Meter an die Spitze heran und konnte ab der Hälfte der Strecke sogar Druck auf den führenden Ungar Adam Varga ausüben, der in Tokio 2021 Silber gewonnen hatte. Auch einen Angriff des Franzosen Maxime Beaumont kurz vor dem Ziel konnte Thordsen erfolgreich abwehren und erreichte nach 3:29,88 Minuten als Zweiter die Vorschlussrunde.

Rößeling zieht über Umweg ins Halbfinale ein

Auch Enja Rößeling hat bei ihrer unverhofften Olympia-Premiere im Kajak-Einer über 500 Meter den Einzug ins Halbfinale geschafft. Nach Platz fünf im Vorlauf musste die 22-Jährige den Umweg übers Viertelfinale nehmen und schaffte dort als Vierte in 1:52,74 Sekunden den Sprung in die Vorschlussrunde.

Für Rößeling war der Traum von Olympia erst vor wenigen Wochen wahr geworden. Die für die KG Essen startende ehemalige deutsche Meisterin profitierte von der Rückgabe eines Quotenplatzes durch Belarus.

Deutsche Kanuten unterstreichen Medaillenambitionen

Bereits am Dienstag hatten die deutschen Kanuten ihre Medaillenjagd mit starken Leistungen eröffnet. Der Kajak-Vierer der Männer erreichte in olympischer Rekordzeit das Halbfinale, der Vierer der Frauen unterstrich mit Bestzeit im Vorlauf ebenfalls seine Ambitionen und steht bereits im Finale. Auch die Kajak-Zweier der Männer und Frauen zogen ohne Probleme ins Halbfinale ein.

Peter Kretschmer und Tim Hecker mussten im Canadier-Zweier nach einem schwachen ersten Rennen zwar etwas zittern, machten nach einer Leistungssteigerung aber ebenfalls die Vorschlussrunde in gewohnt souveräner Manier klar. Lisa Jahn und Hedi Kliemke scheiterten dagegen. Der Deutsche Kanu-Verband (DKV) hat laut Sportdirektor Jens Kahl als Ziel "immer 50 Prozent der Medaillen" ausgegeben.

Dieses Thema im Programm: Das Erste | Sportschau Olympia 2024 | 26.07.2024 | 18:00 Uhr