Olympia-Fußball - Spiel gegen Mali Pfiffe, Buhrufe - und ganz viel Polizei bei Israels Hochrisikospiel
Einen Geschmack davon, was Israels Olympia-Mannschaft in den kommenden zweieinhalb Wochen bei diesen Olympischen Sommerspielen erwarten könnte, bekamen das Fußball-Team und ihre Fans schon zwei Tage vor der Eröffnung zu spüren.
Die Spieler standen am Mittwochabend (24.07.2024) wenige Meter entfernt vom Spielfeldrand, auf einer Linie, sie sollten gleich ihr erstes Gruppenspiel gegen Mali bestreiten und sangen davor noch die Nationalhymne, die Anhänger schüttelten dazu ihre Fahnen.
Und sie alle vernahmen in diesen Momenten, in denen sie andächtig sangen, die Pfiffe und Buhrufe aus dem weiten Rund des Prinzenpark-Stadions in Paris. Auch während des Spiels wurden "Israel"-Anfeuerungen der Anhänger, aber auch Aktionen der Spieler ausgepfiffen.
"Lassen uns nicht beeinflussen"
"Natürlich nehme ich das wahr", sagte Israels Innenverteidiger Ilay Feingold, "aber ich lasse mich davon nicht beeinflussen. Bevor wir ins Turnier gestartet sind, hat uns unser Staff gebrieft, dass wir uns nicht auf solche Provokationen einlassen sollen."
Oscar Gloukh, 20-jähriges Großtalent und Spielgestalter vom FC Red Bull Salzburg, nahmen sich die Zuschauer am heftigsten vor. Zudem kam es auf der Tribüne in der Halbzeitpause zu kleineren Auseinandersetzungen zwischen israelischen und malischen Anhängern, nach dem Spiel sah man dort vereinzelte palästinensische Flaggen. Am Ende des Abends trennten sich die beiden Teams in Gruppe D 1:1 (0:0).
Morddrohungen gegen israelische Sportler
An diesem Abend aber ging es nicht nur um Sport: "Es ist kein Geheimnis, dass diese Olympischen Spiele für uns alle ein wenig schwieriger sind. Aber wir haben volles Vertrauen in die Organisation der Sicherheit", sagte Israels NOK-Präsidentin Yael Arad schon vor der Partie, antisemitische Stimmen nahmen aufgrund des Gaza-Krieges schon vor den Spielen in Frankreich zu.
Manche israelischen Sportler hatten in den vergangenen Wochen Morddrohungen erhalten. Das Olympische Komitee Palästinas hat in einem Brief an den IOC-Präsidenten Thomas Bach einen Ausschluss Israels gefordert. "Wir fühlen uns sicher hier", sagte der israelische Kapitän Omri Gandelman nach der Partie, "wir fokussieren uns auf Fußball, das ist unsere Aufgabe."
Die Auswirkungen des Krieges sind nun - da die Wettkämpfe für Israels Sportler gestartet sind - trotzdem auch in Paris spürbar. An den Abzweigungen auf dem Weg zum Fußballstadion patroullierten Soldaten mit Maschinengewehren, in den Straßen waren Polizisten mit eben jenen Gewehren postiert. Dutzende weitere Beamte saßen in Kastenwägen bereit.
Hochrisikospiel beim olympischen Fußballturnier
So sieht also ein Hochrisikospiel beim olympischen Fußballturnier in Paris aus - und so sieht es aus, wenn Israels Olympia-Team zum ersten Mal zum Einsatz kommt. Die Polizei will die insgesamt 88 israelischen Athleten und die weiteren Vertreter der Delegation bei Olympia rund um die Uhr bewachen, das Spiel soll im "Anti-Terror-Ausmaß" bewacht worden sein, wie Frankreichs Innenminister Gérald Darmanin beim Fernsehsender BFM und dem Radiosender RMC formulierte.
Dafür waren die Straßen in der unmittelbaren Arena-Nähe wie die Rue Claude Farrère oder Teile der Avenue Parc des Princes gar komplett abgesperrt an diesem Mittwochabend - es sah ein wenig so aus wie bei einem Staatsbesuch: überall Barrieren, keine Autos, keine Radler, keine Roller, stattdessen mehrere Eisenzaun-Reihen hintereinander die Gassen entlang. Lediglich offizielle Paris-2024-Busse oder die Polizei und ein Feuerwehrauto durften noch nahe des Stadions fahren.
Alleine rund 1000 Polizisten im Einsatz am Parc des Princes
Allein rund 1000 Polizisten sollen aufgrund der erwarteten Proteste rund um die Partie im Einsatz gewesen sein - sie führten etwa Hundert Meter vor dem Prinzenpark zusätzliche Taschenkontrollen bei den Anreisenden durch, beim Zugang zum Stadion wurde dann noch einmal kontrolliert.
Und ja, wie erwähnt, Fußball gespielt wurde auch noch. Israel - das das Turnier ohne den verletzten FC-Bayern-Torwart Daniel Peretz bestreiten muss - und Mali lieferten sich jedoch eine eher mittelprächtige Partie mit mehr Tiefen, also Abspielfehlern, als kombinationssichere Höhen.
Polizei und Sicherheitskräfte waren rund um das Stadion nicht zu übersehen.
Mali erzielt zum Auftakt beide Tore
Oscar Gloukh leitete die Führung in der zweiten Hälfte durch ein Solo von der linken Außenbahn aus in Richtung Fünfereck ein, seinen Schuss konnte Malis Torwart Lassine Diarra nur nach vorne abprallen lassen, Hamidou Diallo stupste die Kugel anschließend ins eigene Tor (57. Minute). Cheikna Doumbia von Al-Ahli Dubai glich fast im Gegenzug per Kopf aus (63.). Doch der Fußball war wie erwähnt an diesem Abend zwei Tage vor der Eröffnungsfeier nur ein Aspekt in Paris.