Olympische Spiele in Paris "Der sicherste Ort der Welt"
Wenige Tage vor dem Start der Olympischen Spiele in Paris bleibt die Sicherheitslage angespannt. Trotz eines beispiellosen Aufkommens an öffentlichem und privaten Sicherheitspersonal ist die Sorge vor terroristischen Anschlägen präsent. Insbesondere die israelische Delegation trifft angesichts steigender Zahlen antisemitischer Übergriffe in Frankreich Vorkehrungen, um seine Athleten zu schützen.
Der Anblick von mit Maschinenpistolen bewaffneten Polizisten ist seit den Anschlägen von 2015 keine Anomalie mehr auf den Plätzen und Straßen von Paris. Doch die ambitionierte Planung der Olympischen Spiele, deren Eröffnungsfeier auf der Seine sowie Wettkämpfe mitten in der Stadt erhebliche Risiken darstellen, erfordert eine deutliche Aufstockung des Personals.
Paris als Hochsicherheitsbereich
Um die Sicherung der öffentlichen Räume zu gewährleisten, sind während der zweiwöchigen Veranstaltung rund 45.000 Polizisten im Einsatz, unterstützt von 15.000 Soldaten. Besonders die Eröffnungszeremonie an diesem Freitag bedeutet einen enormen Planungs- und Personalaufwand. Anders als bei Spielen der Vergangenheit muss kein Stadion, sondern ein knapp sechs Kilometer langer Abschnitt auf und entlang der Seine gesichert werden.
Dafür wird unter anderem der Flugverkehr im Radius von 150 Kilometern um Paris stillgelegt. Das Lager am Stadtrand, in dem die eingesetzten Soldaten untergebracht werden, ist laut dem zuständigen Oberst Michael Bergier "das größte in Paris seit dem 2. Weltkrieg".
Die französischen Einsatzkräfte bekommen Unterstützung aus über 40 Ländern, sowohl aus den direkten Nachbarländern, aber auch aus Brasilien, Südkorea oder Katar. KI-gestützte Kameras kommen ebenfalls zum Einsatz, trotz datenschutzrechtlicher Bedenken. Um eine solch umfassende Überwachung zu ermöglichen, wurde im vergangenen Jahr ein Gesetz erlassen.
Datenschutzrechtler warnen, dass dabei besonders benachteiligte Personen wie Wohnungslose oder Migranten ins Visier geraten könnten, da diese sich mehr als andere im öffentlichen Raum aufhalten. Die Kosten für die Sicherung des öffentlichen Raumes werden vom französischen Staat übernommen - wie hoch sie ausfallen werden, ist noch unklar.
Sicherung der olympischen Wettkampfstätten
All das, um Paris während der olympischen Wettkämpfe zum "sichersten Ort der Welt" zu machen. So hatte es der Chef des örtlichen Organisationskomitees, Tony Estanguet, vor einem Jahr versprochen. Bei der Pressekonferenz des Exekutivkomitees am Sonntag (21.07.) betonte er erneut, dass dieses Ziel die "Nummer 1" auf der Prioritätenliste sei. "Das Sicherheitsprotokoll mit den öffentlichen Behörden steht seit drei Jahren fest und wurde immer weiterentwickelt. Es gibt eine tolle Zusammenarbeit in Sicherheitsfragen. Wir haben für jeden Tag und jede Wettkampfstätte einen präzisen Plan."
Der Chef des Pariser Organisationskomitees, Tony Estanguet, bei der Auftaktpressekonferenz vor den Olympischen Spielen.
Das Organisationskomitee ist bei den Spielen verantwortlich für die Sicherung innerhalb der Wettkampfstätten. Laut Estanguet sei mit Kosten von 300 Millionen Euro die Obergrenze des verfügbaren Budgets ausgereizt. Man habe Verträge mit 110 Sicherheitsfirmen abgeschlossen, die bis zu 20.000 private Kräfte bereitstellen sollen.
Sicherheitsbedenken um israelische Delegation
Besondere Aufmerksamkeit erhält der Schutz der israelischen Delegation. Die israelische NOK-Chefin Yael Arad zeigte sich im ARD-Interview im Mai zuversichtlich, die Sicherheit ihrer Athleten gewährleisten zu können: "Ich bin absolut überzeugt davon, dass die Organisatoren alles tun werden, um unsere Delegation zu beschützen." Man könne jedoch "nie vollkommen sicher sein".
Erst kürzlich war bekannt geworden, dass israelische Athleten Morddrohungen erhalten hatten. Auch wenn sich herausstellte, dass diese von Bots generiert worden waren, besteht weiterhin erhöhte Alarmbereitschaft. Laut der "Times of Israel" werden Agenten des israelischen Inlandsgeheimdienstes die Delegation zusätzlich schützen.
Zunahme antisemitischer Übergriffe in Frankreich
Grund zur Sorge gibt auch die Zunahme antisemitischer Übergriffe in Frankreich. Diese sind laut einer Studie des Dachverbandes der jüdischen Organisationen in Frankreich (CRIF) im vergangenen Jahr um knapp das Vierfache gestiegen, in den ersten Monaten von 2024 hat sich dieser Trend sogar noch verstärkt.
Bei einer Veranstaltung am Samstag sagte Thomas Porte, Abgeordneter der linkspopulistischen Partei "Unbeugsames Frankreich" (La France insoumise), die israelische Delegation sei "nicht willkommen" und rief zu Protesten gegen die Teilnahme israelischer Athleten auf. Der französische Innenminister Gérald Darmanin verurteilte dessen "antisemitische Andeutungen” und beteuerte, die israelische Delegation werde "rund um die Uhr" beschützt.