Olympische Spiele Silber für Judoka Butkereit
Judoka Miriam Butkereit hat bei den Olympischen Spielen in Paris am Mittwoch die Silbermedaille erobert. Im Finale musste sich die Hamburgerin der kroatischen Weltranglistenersten Barbara Matic geschlagen geben.
Dass sie sich über eine Medaille in der Gewichtsklasse bis 70 kg freuen kann, das wusste Butkereit bereits am Nachmittag nach dem Halbfinale gegen die Österreicherin Michaela Polleres. Die Hamburgerin ging als Außenseiterin in das Duell mit der Weltranglisten-3. und Silbermedaillen-Gewinnerin von Tokio 2021.
Zu spüren war davon auf der Matte aber nichts. Es war ein ausgeglichenes und taktisches Duell, in dem keine der beiden Kontrahentinnen einen Fehler machen wollte. Knapp eine Minute vor Ende der regulären Kampfzeit gab es für beide Athletinnen ein "Shido", eine kleine Strafe für zu defensives Verhalten.
Ohne Punkt-Wertung ging es nach vier Minuten in den "Golden Score", die Verlängerung. Dort kassierte die Österreicherin noch zwei weitere Strafen, was zur Disqualifikation für die Österreicherin führte und bei Butkereit große Medaillen-Freude auslöste.
Ohne Chance im Finale
Im kurz darauffolgenden Finale gegen Europameisterin Matic lag Butkereit nach nur wenigen Sekunden mit dem Rücken auf der Matte. Nur zwei Sekunden fehlten Matic zum Ippon und damit zum Sieg, Butkereit konnte sich aber gerade noch rechtzeitig aus dem Griff der Kroatin befreien, die nun aber 1:0 führte.
Die Führung brachte die Weltranglistenerste dann auch souverän über die Zeit. Die 30-jährige Hamburgerin kam kaum in den Angriff - und war nach dem Match tief enttäuscht. "Ich wollte den Kampf unbedingt gewinnen, aber leider hat mich die erste Aktion gleich die Medaille gekostet. Ich habe alles gegeben, aber konnte das nicht mehr drehen", so Butkereit im Sportschau-Interview. Über die Silbermedaille konnte sie sich direkt nach der Niederlage noch nicht freuen. "Es fühlt sich noch nicht so an", gab sie unter Tränen zu.
Erst weit nach der Siegerehrung war Butkereit bereit zu sagen: "Die Freude kommt langsam. Ich bin schon glücklich, dass ich eine Medaille gewonnen habe, ärgere mich aber über das Finale."
Bronze ging an Butkereits Halbfinalgegnerin Polleres und die Belgierin Gabriella Willems, die im Viertelfinale gegen die Hamburgerin verloren hatte und über die "Lucky Loser"-Runde noch zur Medaille kam.
Butkereit mit Fuß und Griff erfolgreich
Der Weg zu Silber war bei weitem kein einfacher für die Hamburgerin. Nach einem Freilos in der ersten Runde bekam es Butkereit im Achtelfinale mit der Australierin Aoife Coughlan zu tun. Die mehrfache Kontinentalmeisterin aus Down Under hatte schon einen Kampf absolviert und erwies sich als unangenehme Kontrahentin. Butkereit kämpfte kontrolliert, ohne dabei zu großes Risiko einzugehen und nicht in einen Konter von Coughlan zu laufen. Nach vier Minuten Kampfzeit ging es ohne Wertung in die Verlängerung, wo die erste erzielte Wertung entscheidet.
Die 30-Jährige vom SV Halle hatte dort den Vorteil, dass die Australierin bereits zwei Strafen, sie selbst aber nur eine kassiert hatte. Butkereit gelang schließlich nach 1:52 Minuten ein Fußfeger, der ihr den Viertelfinaleinzug brachte.
Dort traf sie auf die Belgierin Willems und versuchte wieder, mit Fußtechniken zum Erfolg zu kommen. Das führte aber zunächst noch nicht zum Erfolg. Zudem musste sie sich am Boden den Griffen ihrer Kontrahentin erwehren. Butkereit selbst schaffte es schließlich, mit einem Haltegriff einen Ippon zu erzielen und in die Vorschlussrunde einzuziehen.
Trippel scheitert in der Verlängerung
Gleichzeitig zu Butkereits Achtelfinalkampf musste sich auf der zweiten Matte in der Arena Champs-de-Mars Eduard Trippel gegen Marcus Nyman aus Schweden bewähren. Trippel, der in der Vorbereitung immer wieder mit Verletzungen zu kämpfen hatte, konnte nicht an seine besten Leistungen anknüpfen und hatte einige Probleme mit seinem Gegner. Zwar erzielte er keine Wertung in der regulären Kampfzeit, konnte aber auch die Angriffe seines Kontrahenten abwehren. Nyman zwang Trippel in der Extra-Zeit schließlich am Boden in einen Haltegriff, aus dem sich der 27-Jährige aus Rüsselsheim nicht mehr befreien konnte. Somit gelang Nyman der Golden Score.
Im Nachgang ließ Trippel seinen Frust über den Gegner raus: "Ich habe richtig gemerkt, dass er einfach kein Judo mit mir machen wollte." Trippel ärgerte sich, es am Ende nicht schlauer gemacht zu haben. Eine dritte Strafe habe er aber nicht provozieren wollen, weil das sei "einfach nicht meine Art. Ich wollte noch werfen." Den Schweden bezeichnete er als "Anti-Judoka" und fügte an: "Ich mache nicht Judo, um solche Kämpfe zu machen."
Gold in der Gewichtsklasse bis 90 kg sicherte sich der Georgier Lasha Bekauri, der im Finale den Japaner Sanshiro Murao besiegte. Bronze teilten sich Theodoros Tselidis (Griechenland) und der Franzose Maxime-Gael Ngayap Hambou.
Für Trippel gilt es nun, das Ausscheiden abzuhaken und sich auf das Wochenende zu konzentrieren. Dann geht er im Mixed-Team-Event auf die Matte, in diesem Wettbewerb hatte er 2021 in Tokio Bronze gewonnen.