Deutschlands Basketballerinnen stehen nach der Niederlage gegen Frankreich zusammen im Kreis.
Reportage

Trotz Olympia-Aus gegen Frankreich "Einfach stolz" auf den deutschen Frauen-Basketball

Stand: 07.08.2024 22:40 Uhr

Das Aus der deutschen Basketballerinnen im Viertelfinale der Olympischen Spiele gegen Gastgeber Frankreich war ebenso bitter wie verdient. In die große Trauer in der bebenden Bercy-Arena mischte sich aber auch viel Stolz auf das Erreichte und eine Art Aufbruchsstimmung.

Von Matthias Heidrich, Paris

Am Ende hatten die deutschen Basketballerinnen um Satou Sabally eine dicke Umarmung bitter nötig. Dass sie von drei Goldmedaillengewinnerinnen kamen, die genau wussten, was jetzt in den Spielerinnen vorgeht, tat offensichtlich gut. Die 3x3-Olympiasiegerinnen Svenja Brunckhorst, Sonja Greinacher und Marie Reichert hatten ihre Teamkolleginnen am Court unterstützt, ebenso wie NBA-Legende Dirk Nowitzki.

Als die verdiente 71:84-Niederlage im Viertelfinale gegen frenetisch angefeuerte und stark aufspielende Gastgeberinnen besiegelt war, nahmen Brunckhorst und Co. das deutsche Team in den Arm, während um sie herum wieder einmal der französische Wahnsinn tobte.

Ich bin einfach stolz, wie weit wir gekommen sind und wie der deutsche Basketball gewachsen ist.
Satou Sabally

Größter Erfolg seit EM-Bronze 1997

Es waren tränenreiche Szenen, aber auch welche mit Symbolkraft für die neue Stärke des deutschen Frauen-Basketballs. Gold im 3x3 und ein tolles Turnier im Fünf gegen Fünf in der Halle. Das Erreichen des Viertelfinals bei der Olympia-Premiere darf als größter Erfolg des deutschen Frauen-Basketballs seit EM-Bronze 1997 gewertet werden.

Starkes Turnier mit Siegen gegen Belgien und Japan

Ein Aus bereits in der Gruppenphase wäre angesichts der starken Gegner "normal" gewesen. Doch dann legten die DBB-Frauen einen Traumstart mit Siegen gegen Europameister Belgien und Japan hin, ehe der Dämpfer gegen Gold-Topfavorit USA kam.

Das sind alles Kriegerinnen.
Bundestrainerin Lisa Thomaidis

So konnte Satou Sabally, die gegen den Gastgeber und Olympia-Dritten von Tokio keinen guten Tag erwischte, trotz feuchter Augen und großer Enttäuschung schon in den Katakomben der immer noch bebenden Bercy-Arena das Positive sehen. "Ich bin einfach stolz, wie weit wir gekommen sind und wie der deutsche Basketball gewachsen ist", sagte die WNBA-Profispielerin von den Dallas Wings.

"Fantastische Errungenschaft für diese Frauen und dieses Team"

Lisa Thomaidis sparte ebenfalls nicht mit Lob für ihr Team. "Uns hat keiner bei den Olympischen Spielen erwartet und wir haben es bis ins Viertelfinale geschafft. Das ist ein fantastische Errungenschaft für diese Frauen und dieses Team", sagte die Bundestrainerin, die daran erinnerte, dass die Mannschaft wegen Verletzungssorgen gerade mal eine Trainingseinheit komplett absolvieren konnte und einige auch angeschlagen auf dem Feld standen. "Das sind alles Kriegerinnen."

Sabally "einfach nur traurig"

Satou Sabally war nach einer Schulter-Operation monatelang ausgefallen, musste danach auch krankheitsbedingt passen und hatte erst im Testspiel gegen die USA in London ihr Comeback nach langer Pause gegeben. Gegen Frankreich kam sie nur auf zehn Punkte und war "einfach nur traurig, dass ich meinem Team nicht helfen konnte".

Gülich: "Individuell haben wir alles"

Unabhängig werden von individueller Klasse ist es dann auch, was diesem Team noch fehlt, um auf der ganz großen Bühne gegen so einen Gegner und 12.000 Fans bestehen zu können.

"Individuell haben wir alles, aber wir müssen es konstant zusammenbringen", sagte Marie Gülich, deren glasigen Augen trotzdem Zuversicht ausstrahlten. "Wir können richtig viel aus Paris mitnehmen. Die Art und Weise, wie wir die ersten beiden Spiele gespielt haben, zeigt, wie viel Talent wir haben."

"Wir hoffen, dass das nur der Anfang war"

Ihre Trainerin verließ die Halle jedenfalls mit einem Lächeln im Gesicht. "Wir hoffen, dass das nur der Anfang ist für dieses Team", sagte Thomaidis.

Die Chancen stehen nicht schlecht, dass ihr Team bei der EM 2025 mit einer Vorrundengruppe in Hamburg und der Heim-WM 2026 in Berlin womöglich keine tröstenden Umarmungen mehr braucht.

Dieses Thema im Programm: Das Erste | Sportschau Olympia 2024 | 26.07.2024 | 18:00 Uhr