Olympiastadt Countdown läuft - Paris vor Beginn verheißungsvoller Spiele
In einer Woche beginnen die Sommerspiele in Paris (26. Juli bis 11. August 2024). Wie steht es um die Vorbereitungen und die Stimmung in der französischen Metropole? Ein Streifzug durch die Olympiastadt.
Das Panorama von der Terrasse des schicken Hotels direkt am rechten Seine-Ufer ist grandios. Das Häusermeer, die Sehenswürdigkeiten, perfekt aneinandergereiht entlang des berühmten Flusses, in der Ferne überragt sie der Eiffelturm alle. So sieht sie also aus, die Olympiastadt - beeindruckend!
Paris, sicher ohnehin eine der schönsten Metropolen der Welt, hat sich herausgeputzt, steht in den Startlöchern für das größte Sportereignis der Welt. 15 Stockwerke tiefer wird noch an Tribünen geschraubt und gezimmert, alles mit verhaltener Hast, es ist ein heißer Tag, warum auch die Eile, man ist schon weit gekommen.
"Wir sind fertig. Es ist geschafft", berichtet Daphné Bürki mit einem strahlenden Lächeln. Sie ist für die Kostüme der Künstler und Tänzer bei der Eröffnungszeremonie verantwortlich, was wahrscheinlich in Paris doppelt wichtig ist, der Stadt der Mode, der Kunst und natürlich der Liebe.
Ein Eröffnungsspektakel wie nie zuvor
All diese Attribute sollen eine große Rolle spielen am kommenden Freitag (26.07.2024), wenn es für rund 10.500 Athletinnen und Athleten auf der Seine in Booten vorbeigeht an Notre-Dame, Louvre und Hunderttausenden Zuschauenden. Die Bootsführer trainieren im Simulator, Karambolagen zu vermeiden, es wird voll auf dem Wasser. Details lassen sich die Organisatoren nicht entlocken, doch es ist klar: Es wird laut, es wird bunt, es wird spektakulär.
Es soll eine Eröffnungsfeier sein, wie es sie noch nie gegeben hat, die größte in der Geschichte der Spiele und außerhalb eines Stadions im Stadtzentrum für alle offen. "Wir lassen die Bevölkerung teilhaben an diesem wichtigen Ereignis für Frankreich. Es wird imposant, ihr werdet es sehen", prophezeit Tony Estanguet, Chef des Organisationskomitees und dreimaliger Kanu-Olympiasieger. Er klingt überzeugt und überzeugend, die Kulisse beim Blick aus luftiger Höhe spricht sowieso für sich.
Gleich hinter der Nobelherberge wird in einer Woche die Bootsparade starten, die großen Tribünen entlang der Strecke und auf den Brücken sind fast fertig. Die letzten Arbeiten sind im Gange, aber alles voll im Plan, versichert Estanguet, und danach sieht es auch aus.
Einsam in der Sicherheitszone
Unten auf der Straße ist es entlang der mühevoll und für viel Geld gesäuberten Seine gespenstisch ruhig. Ein bisschen Gehämmer, Arbeiter rufen sich etwas zu. Sonst nichts.
Es liegt was in der Luft, vielleicht der olympische Geist, zuweilen aber auch harte Tatsachen. Am Donnerstag sind rund um den Fluss zwei Sicherheitszonen in Kraft getreten. Nur noch per QR-Code gibt's ein Durchkommen, und so schauen die lokalen Geschäftsinhaber etwas ratlos durch die Absperrgitter über die gähnend leere Straße.
Ein Hauch von Olympia: Zuschauertribüne auf einer Brücke über die Seine.
"Es ist eine Katastrophe", sagt Leonardo Martin, der in seinem Laden edle Schokoladen verkauft - wenn auch nicht im Moment. "Die Tür ist auf, aber es kommen keine Leute." Die Laufkundschaft bleibt aus und das Geschäft leer, er hofft, dass es nach der Eröffnungsfeier wieder besser wird - und auch auf eine Entschädigung für die finanziellen Einbußen durch die abgesperrte Straße.
Davon sei einmal die Rede gewesen, nun hat er lange nichts mehr davon gehört, auch Pariser Gastronomen beklagen einen Besucherrückgang sowie die schlechte Informationspolitik und haben reagiert. Sie fordern eine rasche Entschädigung für ihre entstandenen Unannehmlichkeiten.
Der Ticketmarkt brummt
"Im Moment ist es sehr ruhig, aber wir hoffen, dass während der Spiele mehr Leute kommen", schildert Jeremy von Schoen, Manager des alteingesessenen Café de L'Olympia, das einst nach dem benachbarten Theater benannt wurde. Mit Sport oder gar Paris 2024 hat das zwar nichts zu tun, doch er baut auf einen Schlüsselreiz: "Vielleicht bringt uns der Name ein paar Gäste mehr."
Viele Einheimische haben der Hauptstadt während der Sommerspiele bewusst den Rücken gekehrt, die Schulferien haben Anfang des Monats begonnen. Und die Olympiagäste sind noch kaum da. Doch das wird sich ändern. Die ersten Olympischen Spiele nach der Corona-Pandemie wollen sich viele Menschen nicht entgehen lassen, der Ticketmarkt brummt. Die Zahl der verkauften Karten ist mittlerweile auf 8,8 Millionen gestiegen, der Rekord von Atlanta 1996 (8,3) wurde bereits vor Wochen übertroffen. Zehn Millionen sollen es nach Wunsch der Organisatoren werden.
Spektakuläre Schauplätze für großen Sport
Die Touristen, die den Weg durch die Wirren der Absperrungen zum Place du Trocadéro und zum Eiffelturm schon jetzt gefunden haben, erleben Einzigartiges: leere Straßen, Platz ohne Ende und Olympia-Feeling pur. Hier schlägt das Herz der Spiele, endet nach sechs Kilometern die Bootsparade und wird die olympische Zeremonie mit aufwändigen Shows gefeiert.
Für Sportler und Fans ist es auch im Schatten des monumentalen Wahrzeichens angerichtet, im temporären Stade Tour Eiffel riecht es nach frischer Farbe, der Blick von den Rängen ist atemberaubend. Der feine Sand leuchtet weiß in der gleißenden Sonne, seit Samstag (20.07.2024) wird hier trainiert. An spektakulären Schauplätzen mangelt es den Olympischen Spielen in Paris wahrlich nicht, "besser geht es nicht", befindet Rio-Olympiasiegerin Laura Ludwig noch vor der Anreise zu ihren fünften Sommerspielen.
Alles bereit im Schmuckkästchen Stade Tour Eiffel.
Großer Bahnhof für Hockey-Teams am Gare du Nord
Als erste deutsche Teams kamen neben den Wasserspringern am Freitagnachmittag (19.07.2024) die Hockey-Spielerinnen und -spieler in Frankreichs Hauptstadt an. Eine knackig-kurz dreistündige Fahrt im Schnellzug aus Köln und dann großer Bahnhof am Gare du Nord mit warmen Begrüßungsworten über die Lautsprecher und vielen deutschen Fähnchen - Olympia-Euphorie bei Gästen und Gastgebern.
Auch Mats Grambusch freut sich auf seine dritten Olympischen Spiele - und vor allem auf Publikum nach den von Corona geprägten Spielen 2021 in Tokio. "Der Sport ist dafür gemacht, dass er Menschen zusammenbringt. Und das wird dieses Mal wieder der Fall sein. Darauf freuen wir uns alle gigantisch, dass man bei den Wettkämpfen richtig Stimmung hat", sagt der Weltmeister-Kapitän, und auch DOSB-Präsident Thomas Weikert ist sich sicher: "Der Funke soll und wird überspringen."
Bei all den Pariser Vorzügen und Vorzeichen stehen die Chancen nicht schlecht, dass das schon bei der Eröffnungsfeier passiert.