ARD-Doku in der Mediathek Olympia 2024: Das Versprechen von den "guten Spielen"
Nur noch wenige Tage bis zur Eröffnung. Ganz Paris wird Kulisse für Olympia. Diese Spiele sollen einzigartig werden. Denn es gibt ein großes Versprechen: Sie sollen gut werden, für die Menschen und die Stadt. Kann das funktionieren? Ein Jahr lang hat ARD-Korrespondentin Sabine Rau verfolgt, wie sich Paris vorbereitet, welche Hoffnungen mit den Spielen verbunden sind und welche Probleme es gibt. Wie verändern die Spiele die Stadt?
Genau vor einem Jahr, Anfang August 2023: Es ist alles aufgebaut für das große Test-Event Freiwasserschwimmen in der Seine. Alles soll so ablaufen wie bei Olympia. Doch es hat geregnet, tagelang. Die Pariser Kanalisation ist überfordert, Abwasser und Bakterien sind in die Seine gespült worden.
Es ist das Schreckensszenario für Olympia. Die wichtige Probe muss abgesagt werden, der Fluss ist zu dreckig. Pierre Rabadan, der Monsieur Olympia der Stadt Paris, muss vor die Presse treten: "Das ist eine Sportart, die vom Wetter abhängig ist. Das bringt Unsicherheiten mit sich. Aber wir arbeiten dran." In einem Jahr, bei den Spielen, soll alles besser sein.
Hoher Pokereinsatz
Ein sauberer Fluss, in dem die Bürger der Stadt baden können - das ist das wohl zentrale Symbol, das beweisen soll: Diese Spiele verändern die Stadt zum Positiven. Doch wird die Seine tatsächlich die große Bühne werden, wird ihr Wasser sauber genug sein, dass hier Schwimmwettkämpfe stattfinden können? Die Ereignisse des vergangenen Jahres zeigen, wie hoch die Verantwortlichen gepokert haben.
Denn zwei Wochen später kommt es noch schlimmer: Trotz perfekter Wasserbedingungen können auch beim Triathlon Test-Event an zwei von vier Tagen keine Schwimmer ins Wasser springen. Wieder ist das Wasser zu dreckig - und keiner weiß warum. "Ich kann Ihnen nicht sagen, was wir jetzt tun werden, denn wir müssen erstmal verstehen, woran es liegt", erklärt Rabadan vor der versammelten Presse. Ein paar Tage später wird bekannt: Eine Kläranlage war defekt. An so etwas hatte keiner gedacht.
Schwimmwettbewerbe: "Wir haben keinen Plan B."
Insgesamt 1,4 Milliarden Euro haben die französischen Behörden in die Hand genommen, um die Seine sauberer zu machen. Haben viele Häuser und Hausboote korrekt an die Kanalisation angeschlossen, damit ihr Abwasser nicht mehr in die Seine läuft.
Und ein gigantisches Wasserbecken bauen lassen, mitten in Paris, 30 Meter tief, in dem bei starkem Regen das Wasser gesammelt werden soll, damit die Kanalisation nicht mehr überläuft. Uns Pierre Rabadan beteuert: "Wir haben für die Wettbewerbe keinen Plan B. Wir ziehen das in der Seine durch." Ob sie damit durchkommen, es wird sich erst in letzter Minute entscheiden.
Das Olympische Dorf soll Verbesserungen bringen
Draußen in der Banlieue, fernab des glitzernden Paris, in Saint-Denis, im ärmsten Department Frankreichs, sollen die Menschen auch von Olympia profitieren. Dort ist unter anderem das Olympische Dorf hochgezogen worden, für mehr als 10.000 Athleten. Das Versprechen: bessere Wohnungen für die Menschen in der Vorstadt, denn hinterher sollen daraus Eigentums- und Sozialwohnungen werden.
Bei einer Straßentaufe im April schreckt der örtliche Bürgermeister Karim Bouamrane vor viel Pathos nicht zurück: "Jetzt haben wir hier zusammen einen Stadtteil voller Lebensfreude errichtet, mit qualitativ hochwertigen Wohnungen, die das Leben verbessern werden." Er selbst dagegen sei hier noch in slumartigen Verhältnissen aufgewachsen.
Schule von Schnellstraßen eingekesselt
Nur einen knappen Kilometer weiter Richtung Stade de France wohnt Marc Poulbot. Er hat wegen des Olympischen Dorfs einen neuen Autobahnzubringer vor die Haustür gesetzt bekommen und daher einen etwas anderen Blick auf die Spiele: "Für uns ist das eher ätzend als schön."
Ganz besonders empört ihn, dass die gegenüberliegende Grundschule nun eingekesselt ist in einem Dreieck zwischen Autobahn und Zubringer: "Die Kinder an dieser Schule atmen jetzt noch schlechtere Luft ein. Und es wird sicher Tote geben, wenn man die Intelligenz der Autofahrer bedenkt." Es ist die Schattenseite der Spiele hier in der Banlieue.
Paris hat viele Anstrengungen unternommen
Paris hat viele Anstrengungen unternommen, um die Spiele möglichst nachhaltig zu organisieren. Hat eine neue Arena in ein sehr schwieriges Stadtviertel gesetzt, um dort einen Aufschwung herbeizuführen. Viele Spielstätten waren vorher schon vorhanden, andere sind nur provisorisch aufgebaut worden, gerade im Zentrum der Stadt. Nicht alles ist gelungen. Aber es könnten besondere Spiele werden. Man kann sich freuen, auf die Stadt und die Spiele.
Ab sofort in der ARD Mediathek
Die Dokumentation "Die Stadt & die Spiele" ist Teil des ARD-Dreiteilers "Olympia 2024 - Die Hintergründe". Die Dokureihe liefert einen tieferen Blick auf das Riesen-Sportevent: Wie nachhaltig sind die Spiele? Wie sauber sind die Spiele? Und wie politisch neutral ist das IOC? Bewegende Einblicke, unerwartete Bilder und spannende Recherchen gibt es ab sofort in der ARD Mediathek zu sehen und jeweils einen Teil am 22.07., 23.07. und 24.07. immer im Anschluss an die Tagesthemen im Ersten.