Die deutschen Bahnradsportlerin Lea Sophie Friedrich , Pauline Grabosch und Emma Hinze
Reportage

Bahnrad bei Olympia 2024 Weltrekord-Festspiele auf der Bahn enden mit Teamsprint-Bronze

Stand: 05.08.2024 22:13 Uhr

Die Olympia-Bahn im Velodrom von St. Quentin-en-Yvelines zeigt sich von Beginn an in schnellem Zustand. Deutschlands favorisierte Teamsprinterinnen rauschen am Weltrekord-Abend aber am erhofften Gold vorbei.

Von Johannes Kirchmeier, Saint-Quentin-en-Yvelines

Die Bahnrad-Fans in der dampfenden Halle von Saint-Quentin-en-Yvelines jubelten, die Anhänger mit den deutschen Fahnen schüttelten ihre Flaggen heftig durch und lächelten. Das alles stand ein wenig im Gegensatz zu den Athletinnen: Da war erst keine Faust, kein Jubel nach dem Zieleinlauf zu sehen, nur ein gequältes Winken ins Publikum. Das war die Reaktion der deutschen Teamsprinterinnen Pauline Grabosch, Emma Hinze und Lea Sophie Friedrich auf ihre Olympia-Bronzemedaille, unmittelbar nachdem sie sich im Rennen um Platz drei gegen die Niederlande durchgesetzt hatten.

Später, als sie bereits vom Rad gestiegen waren, umarmten sie sich - und bei der Siegerehrung grinsten und scherzten die drei, sie hatten ihren Schmerz schnell verdaut. Aber klar, eines schwang schon mit: Da wäre noch so viel mehr drin gewesen! Die drei hatten sich mehr erhofft von diesem ersten Bahnrad-Abend bei den Olympischen Sommerspielen 2024 in Paris. "Bei den Mädels geht es um Gold. Alle Maßnahmen waren darauf ausgerichtet", sagte etwa der Bundestrainer Jan van Eijden vor der Entscheidung am Montag (05.08.2024).

Nach vier Weltmeistertiteln in Serie (!) galten sie als die großen Favoritinnen. "Natürlich schmerzt es im ersten Augenblick", sagte Grabosch, die sich ihre Fingernägel zum Rennabend golden lackiert hatte, im Sportschau-Interview. "Aber wir sind auch in unserem jungen Alter erfahrene Sportlerinnen. Deswegen: Focus on the Bronze war es dann! Wir haben geliefert und können sehr stolz auf uns sein."

Bronze für Hinze, Friedrich und Grabosch - die Siegerehrung

Sportschau Olympia 2024, 05.08.2024 20:41 Uhr

Winzigkeit sorgt für das Aus der deutschen Gold-Träume

29 Tausendstelsekunden, diese Winzigkeit war es, die den riesigen Gold-Traum der deutschen Teamsprinterinnen schon vorzeitig platzen ließ. 29 Tausendstelsekunden, also nicht einmal den berühmten Wimpernschlag, der eine Zehntelsekunde dauert, waren sie langsamer als die Sprinterinnen aus Neuseeland. Die zogen mit den am Ende siegreichen Britinnen ins Finale ein.

Dabei hatten die Deutschen in der ersten Runde doch tatsächlich einen Weltrekord aufgestellt: 45,377 Sekunden auf den 750 Metern. "Ich habe mich sehr gefreut, als ich gesehen habe, dass wir den Weltrekord gefahren sind", sagte Emma Hinze. "Ich denke, die Bahn ist sehr schnell. Ich finde sie sehr gut."

Auf der renovierten Bahn purzeln die Weltrekorde

Die Weltrekorde purzelten nur so auf der Bahn im Vélodrome National von Saint-Quentin-en-Yvelines, konzipiert hat dieses flinke Oval das deutsche Architekturbüro von Ralph Schürmann aus Münster. Der deutsche Weltrekord war schließlich nur eine Verbesserung des britischen aus der Qualifikation.

Und die Leistung von Grabosch, Hinze und Friedrich wurde dann prompt wieder unterboten von Neuseeland (45,348) und den Britinnen (45,338). "Wir konnten das abhaken und einfach weitermachen. Wir haben einfach unsere Bestes gegeben, wir sind so schnell gefahren wie noch nie zusammen. Mehr konnten wir einfach nicht machen."

Erste Medaille für Bund Deutscher Radfahrer in Paris

Am Ende bleibt daher die erste Medaille des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR) in Paris. Auf der Straße, beim Mountainbike und BMX gingen deutsche Athleten bisher leer aus. Wie so oft hilft das deutsche Bahnrad-Team, um die Bilanz zu verschönern. Hinze und Friedrich haben in der stimmungsvollen Arena im Osten von Paris im Sprint und Keirin noch weitere gute Medaillenchancen.

Trotzdem bleibt der Abend natürlich ein wenig bittersüß. Schon bei Olympia 2021 in Tokio waren die Sprinterinnen als Favoritinnen angereist (damals noch im Zweier-Team Hinze/Friedrich), dann aber im Finale China unterlegen. "Im ersten Moment dachten wir, wir haben Gold verloren. Da waren wir auch enttäuscht", erinnert sich Hinze und betont: "Jetzt sagen wir, dass wir Silber gewonnen haben."

Bronze im Teamsprint - "Schön, dass wir das als Team gewinnen konnten"

Sportschau Olympia 2024

Ähnlich verhält es sich nun mit Bronze in Paris. Bei der Siegerehrung flossen schon Freudentränen. Gleich danach ging es weiter ins Deutsche Haus - die errungene Medaille feiern. "Weil uns das einfach so emotional mitgenommen hat, als Lukas Märtens den 'Medal Walk' gemacht hat", erklärte Friedrich. "Das hat uns so fasziniert. Deswegen wollen wir das jetzt auf jeden Fall auch erleben." Focus on Bronze, wie es Pauline Grabosch so schön sagte.

Dieses Thema im Programm: Das Erste | Sportschau Olympia 2024 | 06.08.2024 | 09:05 Uhr