Pferdesport Weishaupt feiert nach Aufholjagd enthusiastisch EM-Silber
Nach Silber und Gold bei der EM vor zwei Jahren fällt die Bilanz der Springreiter dieses Mal bescheidener aus. Aber ein Reiter durfte am letzten Tag in Mailand verdient feiern.
Philipp Weishaupt pustete tief durch und wischte sich den Schweiß von der Stirn. "Jetzt fällt mir ein Stein vom Herzen", sagte der Springreiter im ersten Interview nach dem Gewinn der Silbermedaille bei der Europameisterschaft in Mailand.
"Ich bin super-super happy mit dem Ergebnis!" Mit einer packenden Aufholjagd ritt der 38-Jährige aus dem westfälischen Riesenbeck in zwei Runden mit Zineday im Ippodromo San Siro vom sechsten auf den zweiten Platz.
"Sensationell", lobte Bundestrainer Otto Becker: "Wir freuen uns riesig." Weishaupt sei "genau der richtige Reiter für dieses Pferd". Der 38-Jährige habe über die ganze EM-Woche sichere und souveräne Runden geboten und verdient die Silbermedaille gewonnen. Europameister wurde der Schweizer Steve Guerdat mit Dynamix.
Makellose erste Runde
Weishaupt erlebte bereits im ersten Umlauf des letzten Tages einen verheißungsvollen Start in den Individualwettbewerb. Mit Zineday zeigte der 38-Jährige aus Riesenbeck eine makellose erste Runde und sprang zunächst vom sechsten auf den dritten Platz. Es sei "eine sehr schwere Runde" und eine "sehr schöne", kommentierte Weishaupt den Auftakt. "Ich habe jetzt ein paar Plätze gut gemacht."
Als Drittletzter startete Weishaupt in die letzte Runde mit dem Wissen, dass ihm mit einer weiteren Null-Runde eine Medaille sicher ist. Und er behielt die Nerven, machte sogar noch einen weiteren Platz gut und feierte Silber. "Ich wollte fokussiert bleiben bis zum Ende, das ist mir gelungen", sagte der Profi. Weishaupt profitierte aber auch von einem Abwurf des Schweden Jens Fredricson mit Markan Cosmopolit, der den Sonntag auf Platz eins begann und am Ende nur Fünfter wurde.
"Zineday hat sich wieder von seiner besten Seite gezeigt", lobte der Reiter seinen neunjährigen Wallach. An Kraft mangele es dem Pferd auf jeden Fall nicht: "Da müssen wir uns bei ihm überhaupt keine Gedanken machen." Sein Pferd sei "von Runde zu Runde sicherer geworden", sagte er: "Die Höhe der Sprünge ist ihm scheißegal."
Kukuk patzt im Finale
Als Einzelstarter hatte Weishaupts Kollege Christian Kukuk das Finale erreicht und sich noch Hoffnungen auf eine vordere Platzierung gemacht. Doch der 33-Jährige aus Riesenbeck patzte. Mit Mumbai begann er stark, kam allerdings mit acht Strafpunkten aus der dreifachen Kombination und kassierte einen weiteren wegen Zeitüberschreitung. "Das hat leider nicht hingehauen", sagte Kukuk. Schon nach der ersten Runde war Schluss, weil nur die besten zwölf Paare weiterreiten durften. Platz 14 lautete das Endergebnis. "Das ist sehr ärgerlich und ein bisschen enttäuschend", sagte der Reiter. Mit zwei Null-Runden hätte Bronze gewonnen.
"Ich kann nicht sagen, dass das eine schlechte Runde war", analysierte Kukuk seine Abschiedsvorstellung in Mailand. "Vielleicht hätte ich in die Dreifache mit mehr Vorwärts-Impuls reingehen sollen." Die sei "die Fehlerquelle Nummer eins" im Parcours gewesen. "Er hat sich hier über insgesamt fünf Runden gut präsentiert", fasste Bundestrainer Otto Becker Kukuks EM-Leistung zusammen. "Seine letzte Runde war besser als es die acht Strafpunkte scheinen lassen."
Was Platz vier im Teamwettbewerb betrifft, war der Bundestrainer auch zwei Tage nach der verpassten Medaille noch immer ratlos. "Es ist weiterhin schwer für mich, dieses Ergebnis einzuordnen", sagte Otto Becker. Platz vier sei "gar nicht so schlecht", sagte er angesichts des Ausfalls von Vorreiter Marcus Ehning, dessen Pferd Stargold am Freitag nicht fit war: "Aber es wäre auch ohne Marcus mehr drin gewesen." Mit Silber von Weishaupt sei es jedoch "ein versöhnlicher Abschluss für uns".