Länderspiel gegen Ukraine "Kein Freundschaftsspiel" - der DFB versucht sich am Spagat
Deutschlands Fußball-Nationalmannschaft trifft am Montag in ihrem 1000. Länderspiel auf die Ukraine, und das in Bremen - es ist ein Testspiel unter besonderen Vorzeichen.
"Es wird kein Freundschaftsspiel werden", sagte Rudi Völler, der Sportdirektor des DFB, vor der Partie am Montag (12.06.2023) im Bremer Weserstadion gegen das vom russischen Angriffskrieg gebeutelte Land. "Es ist ein ganz normales Länderspiel unter der Voraussetzung, dass es das 1000. Länderspiel für uns ist. Die werden alles geben und wir auch."
Neuendorf betont besonderen Stellenwert
DFB-Präsident Bernd Neuendorf hatte zuvor auch den besonderen Stellenwert der Partie hervorgehoben und dabei auf die Ukraine als Gegner verwiesen. Er erwähnte aber auch die Länderspiel-Rückkehr nach Bremen nach mehr als elf Jahren. Wegen des Rechtsstreits der Hansestadt mit der Deutschen Fußball-Liga um die Übernahme von Polizeikosten hatte der DFB mehrere Jahre keine Partien dorthin vergeben. Nun soll ein Zeichen Richtung EM gesetzt werden.
"Der DFB darf sich nicht als Verband zurücklehnen", sagte Neuendorf. "Exakt ein Jahr vor Beginn der EM wollen wir Fans gewinnen und begeistern für das Turnier." Der DFB dürfe die fußballbegeisterte Region nicht mit einem "Bann belegen". Die juristischen Differenzen mit der Bremer Politik blieben davon unberührt, meinte Neuendorf.
Neuendorf: "Spielen mehr mit der Ukraine als gegen die Ukraine"
Nach der gesellschaftspolitischen Kritik rund um die WM-Vergabe nach Katar hatte der DFB angekündigt, sich mit Blick auf die Heim-EM aus solchen Themen heraushalten zu wollen. Bundestrainer Hansi Flick soll sein Team wieder konzentriert vorbereiten können. Daher hatte die Vergabe nach Bremen und die Auswahl des Gegners Ukraine ausgerechnet für das Jubiläumsspiel überrascht.
Neuendorf nannte es dann gar ein "Statement", gegen die Ukraine zu spielen. Er sagte: "Wir spielen mehr mit der Ukraine als gegen die Ukraine."
"Strukturelles Defizit" - der DFB möchte sparen, und muss das auch
Neuendorf sprach bei der Pressekonferenz aber nicht nur über das Spiel in Bremen gegen die Ukraine, er sprach auch über die Finanzen des DFB. Und um die steht es nicht gut. "Wir schieben ein strukturelles Defizit von 19,5 Millionen Euro vor uns her. Zehn Arbeitsgruppen tagen", sagte Bernd Neuendorf. "Wir führen die Ergebnisse in einigen Wochen zusammen und sehen, welches Sparpotenzial aus dem DFB heraus möglich ist." Ergebnisse sollen am 4. Juli vorliegen.
Unter anderem hat der Bau des neuen Frankfurter Campus 30 Millionen Euro mehr gekostet als ursprünglich veranschlagt. Neuendorf bekräftigte, es sei "unser Anspruch, dass wir dieses schwierige Thema alleine bewältigen."
Neuendorf sagte, die Finanznot sei "bei der Aufstellung des Jahresabschlusses aufgefallen", allerdings seien "diese Dinge" vor seinem Dienstantritt vorgefallen. Der DFB gehe mit dem Problem "offen" um: "Die Compliance-Leute untersuchen diesen Fall bis ins kleinste Detail. Wenn Konsequenzen erforderlich sein sollten, werden wir die ziehen."