Biathlon-WM in Oberhof Deutsche Biathleten hoffen auf einen Boom
Zehntausende Zuschauer werden in Oberhof bei der Biathlon-WM erwartet. Am Mittwoch soll es schon die erste Medaille für Deutschland geben.
Im Sonnenschein schippten die Helfer am Tag vor dem WM-Start die Schneemassen von den Tribünen, während in der noch menschenleeren Biathlon-Arena die Trainingsschüsse auf die Scheiben knallten.
Olympiasiegerin Denise Herrmann-Wick schwärmt bereits: "Heim-WM - das wird ein Riesending für ganz Deutschland", sagte die beste Skijägerin des Landes.
Vor dem Auftakt am Mittwoch (14.45 Uhr/Live-Ticker mit Videos bei sportschau.de) mit der Mixed-Staffel sind die Erwartungen an die Gastgeber riesig. "Wir haben alles getan, um gut in die WM reinzukommen", sagte Herrmann-Wick.
Keine Medaillenvorgabe
Natürlich weiß die Ex-Weltmeisterin, dass es dazu deutsche Erfolge braucht. Eine Medaille wäre der perfekte Startschuss in neun Wettkampftage mit zwölf Entscheidungen.
Doch Edelmetall zählen wollen die Gastgeber bei der ersten WM im eigenen Land seit elf Jahren nicht. "Wir haben keine Medaillenvorgabe ausgegeben", sagte Bundestrainer Mark Kirchner, der seiner Linie auch in seiner Heimat treu bleibt. Denn so speziell sei die WM doch gar nicht. "Die zehn Kilometer sind am Ende immer noch zehn Kilometer lang. Wir sind gut beraten, uns selbst nicht noch den Rucksack aufzuhängen."
"Können kleinen Biathlon-Boom auslösen"
Denn das machen andere schon - und hoffen auf ähnliche Festspiele wie 2012 in Ruhpolding oder 2004 in Oberhof. Die vorherigen Welttitelkämpfe in Deutschland lockten insgesamt jeweils mehr als 200.000 Fans an, nun sollen es über 150.000 werden. Bis zu 27.500 jeden Tag, dazu könnten Millionen vor den TV-Geräten kommen.
Für 40 Millionen Euro wurde die gesamte Sportanlage aufwendig modernisiert. "Wenn da 20.000 bis 25.000 stehen, die in erster Linie uns anfeuern, kann das wahnsinnig puschen", sagte Sportdirektor Felix Bitterling: "Wenn wir da gut sind, können wir einen kleinen Biathlon-Boom auslösen. Das ist unser Ziel. Wir werden dafür kämpfen und alles geben."
Enorme Konkurrenz
Doch die Konkurrenz ist enorm. Die Zeiten deutscher Seriensiege wie von Magdalena Neuner oder Laura Dahlmeier sind längst vorbei. Bei den Frauen gibt es eine breite Weltspitze, in der die 34-jährige Sächsin Herrmann-Wick in jedem Rennen zu den Mitfavoritinnen zählt.
Bei den Männern ist Johannes Thingnes Bö bei jedem Start der Gold-Favorit und dürfte der große Star am Rennsteig werden. Auch insgesamt sind es die Norweger, die es für den deutschen Hoffnungsträger Benedikt Doll und Co. zu schlagen gilt.
"Die Leute warten nur auf mein Scheitern und sie werden sagen, es ist das Größte, wenn es passiert", sagte der Norweger Bö, der elf von 14 Saisonrennen gewinnen konnte. Als erster männlicher Skijäger könnte er in Oberhof sieben WM-Medaillen in sieben Rennen gewinnen, bei den Frauen gelang das Marte Olsbu Röiseland schon 2020 in Antholz.
Keine Sorgen um den Schnee
Die Strecken im Thüringer Wald sind bereit für den Saison-Höhepunkt. Hatte es nach dem Jahreswechsel noch kaum Schnee und viel zu hohe Temperaturen gegeben, ist die Arena am Rennsteig tief eingeschneit, die Loipen sind präpariert. Und auch wenn es in der zweiten WM-Woche wie vorhergesagt wärmer werden sollte, drohen noch keine Probleme. Die Depots sind mit fast 40.000 Kubikmetern Kunstschnee bestens gefüllt.