Die Spieler von Real Madrid reagieren enttäuscht nach einem Gegentor

Champions League Real Madrid in Anfield unter Zugzwang

Stand: 25.11.2024 19:04 Uhr

Real Madrid läuft den eigenen Ansprüchen in der bisherigen Champions-League-Saison hinterher. Jetzt müssen die "Königlichen" zum aktuell formstärksten Team Europas - das gleichzeitig aber Reals Lieblingsgegner ist.

Von Moritz Rommel

Nur sechs Punkte aus vier Spielen in der Königsklasse, ein 0:4-Debakel im Clásico gegen Barcelona, große Verletzungssorgen, ein Stürmer, der auf dem Platz für Schlagzeilen sorgen soll, es aber in erster Linie außerhalb tut und kein Madrilene als Ballon-d'Or-Gewinner. Die Saison läuft für Real Madrid bisher alles andere als rund.

Schaut man sich die Verletztenliste des Champions-League-Siegers an, scheint der Grund für die Krise schnell gefunden. Besonders in der Defensive ist Real personell geschwächt. Dani Carvajal und Éder Militão werden beide mit Kreuzbandrissen noch lange ausfallen, David Alaba hat seit seiner Knieverletzung im Dezember 2023 kein Spiel mehr bestritten und auch Aurélien Tchouaméni steht verletzungsbedingt momentan nicht zur Verfügung.

In den jüngsten beiden Spielen musste Trainer Carlo Ancelotti in der Innenverteidigung deswegen sogar auf Raúl Asencio setzen – eigentlich Spieler des B-Teams.  

Mbappé ist noch nicht angekommen

Neben den Verletzungsproblemen bereitet aber auch ein Sommerneuzugang Sorgen. Kylian Mbappés Zeit in der spanischen Hauptstadt ist bisher nämlich eher als Enttäuschung zu bewerten. Neun Tore in 17 Einsätzen täuschen nicht darüber hinweg, dass Mbappé noch nicht richtig in Madrid angekommen ist. Besonders mit seiner Rolle als Mittelstürmer kann sich der Superstar noch nicht anfreunden, seine Lieblingsposition auf dem linken Flügel ist normalerweise von Vinícius Júnior belegt.

Auch die Nebenkriegsschauplätze von Mbappé tragen nicht unbedingt zu einer Verbesserung der Situation bei. Neben den Vergewaltigungsvorwürfen aus Schweden kam es auch in der Nationalelf zu Unstimmigkeiten. Für die jüngsten beiden Nationalmannschaftslehrgänge Frankreichs wurde der Kapitän der "Équipe Tricolore" nämlich nicht nominiert. Frankreichs Nationaltrainer Didier Deschamps begründete diese Entscheidung unter anderem mit mentalen Problemen seines Schützlings.

Real-Coach Ancelotti war mit dieser Einschätzung überhaupt nicht einverstanden und stärkte Mbappé öffentlich den Rücken: "Ich sehe ihn fröhlich, ruhig, glücklich. Ich glaube nicht, dass er irgendwelche psychischen Probleme hat. Ich denke, es ist hässlich, darüber zu spekulieren." Zudem stellte er den Franzosen am vergangenen Sonntag beim 3:0 in Leganés zum ersten Mal auf dessen Lieblingsposition auf der linken Offensivseite auf, und prompt bedankte sich Mbappé dafür mit einem Treffer. Vielleicht ein erster Schritt in eine erfolgreichere Zukunft.

Auch Vinícius fällt aus

Neben Mbappé sind auch andere Offensivstars im Formtief. Jude Bellingham konnte in seinem zweiten Real-Jahr bisher noch nicht an die herausragenden Leistungen der Vorsaison anknüpfen. Auch der Brasilianer Rodrygo kämpft immer wieder mit kleineren Blessuren und kommt nicht in Fahrt. Der einzige Angreifer in Topform, Rodrygos Landsmann Vinícius Jr., wird Real in den kommenden Wochen wegen einer gegen Leganés erlittenen Oberschenkelverletzung ebenfalls fehlen.

Neu auf der Verletztenliste der Königlichen: Viní Jr.

Neu auf der Verletztenliste der Königlichen: Viní Jr.

Das ist besonders bitter, da der 24-Jährige sich auch in dieser Spielzeit in überragender Verfassung präsentierte. 20 Scorerpunkte in 18 Spielen sind eine Fortsetzung seiner starken Leistungen aus dem Vorjahr, die ihm eigentlich Ende Oktober den Ballon d'Or bescheren sollten.

Doch als durchsickerte, dass weder Viní Jr., noch ein anderer Madrilene die Trophäe gewinnen würde, sagte die Delegation des spanischen Meisters kurzerhand die Reise zur Preisverleihung nach Paris ab. Dass Carlo Ancelotti als bester Trainer und Real als beste Mannschaft des Jahres ausgezeichnet wurden, war den Verantwortlichen um Präsident Florentino Pérez wohl nicht genug.

Real ist in der Königsklasse unter Zugzwang

Das Verhalten passte zur angespannten Lage in Madrid – die im übrigen auch sportliche Gründe hat. Denn das 0:4-Debakel im heimischen Bernabeu gegen den Erzrivalen aus Barcelona, sowie zwei Champions-League-Pleiten in Monaco (0:1) und gegen Milan (1:3) haben am Selbstverständnis genagt.

In der Liga ist Real nach zwei Patzern von Tabellenführer Barcelona zwar wieder halbwegs auf Kurs und mit vier Punkten Rückstand und einem Spiel in der Hinterhand voll im Meisterrennen, doch in der Champions League ist die Lage bedenklicher. Mit nur sechs Punkten aus vier Spielen und Platz 18 droht das Verpassen der direkten Qualifikation für das Achtelfinale.

Immerhin geht es jetzt gegen den Lieblingsgegner: Sowohl im Jahr 2018, als auch 2022 krönten sich die "Königlichen" gegen den FC Liverpool zum Champions-League-Sieger. Auch 2021 und 2023 warf der spanische Rekordmeister die Engländer aus dem Wettbewerb. Die bislang letzte Niederlage datiert hingegen aus dem März 2009.

Liverpool will die Serie brechen

Diese Serie aufrechtzuerhalten dürfte für den Titelverteidiger jedoch zur Mammutaufgabe werden. Liverpool präsentiert sich in dieser Spielzeit in bestechender Verfassung und ist aktuell wohl das formstärkste Team Europas.

Die "Reds" sind seit 14 Spielen ungeschlagen und in der Premier League mit acht Punkten Vorsprung auf Manchester City Tabellenführer. In der Champions League belegt die Mannschaft von Arne Slot ebenfalls Platz eins und hat als einziges Team alle vier Spiele gewonnen.

Liverpool-Coach Arne Slot (r.) mit Kapitän Virgil van Dijk

Liverpool-Coach Arne Slot (r.) mit Kapitän Virgil van Dijk

Jetzt kommt mit Real also der Angstgegner nach Anfield und damit gleichzeitig die Chance für die Gastgeber, die seit 2009 andauernde Durststrecke zu beenden. Sollte das am Mittwoch (ab 21 Uhr im Live-Ticker auf sportschau.de) gelingen, wäre es der nächste Achtungserfolg für den FC Liverpool und die nächste große Enttäuschung für Real Madrid.