Fechten Fecht-Sportdirektor: Sehe Russen-Regelung sehr kritisch
Plowdiw statt Krakau: Wegen der Russen müssen die Fechter ihre Planungen über den Haufen werfen. Das hat auch finanzielle Konsequenzen.
Plötzlich müssen die Fechter nach Bulgarien statt nach Polen. "Dieser Vorgang ist sicherlich einzigartig im Weltsport, im olympischen Sport.
Eine Einzel-Europameisterschaft als Olympia-Qualifikation erst drei Wochen vorher zu verlegen und neu anzusetzen ist eine schwierige Situation für uns als Verband, für die Athleten und für die Trainer", sagt Tobias Kirch, der neue Sportdirektor der deutschen Fechterinnen und Fechter. "Diese Änderungen erfordern jedoch sehr kurzfristige neue Planungen im Reisemanagement und natürlich vor allem in der Wettkampfvorbereitung."
Um Russen und Belarussen die Teilnahme zu ermöglichen, wurde die Einzel-EM vom umstrittenen Weltverband FIE aus dem Programm der Europaspiele in Polen (21. Juni bis 2. Juli) genommen und findet nun von Freitag bis Sonntag in Plowdiw statt.
"Keine gute Situation"
Für den Fechterbund ist es ein finanzieller Kraftakt. "Da kann man jetzt schon von über 40.000 Euro ausgehen. Die Kosten für die European Games werden direkt und ausschließlich über das BMI und den DOSB finanziert. Eine Einzel-Europameisterschaft in Bulgarien war natürlich nicht eingeplant und geht nun formal erst mal über unsere Jahresplanung", sagt Kirch. Allein die Flüge schlagen mit 25.000 Euro zu Buche. Über eine Kostenübernahme gab es vom BMI "erste positive Signale, aber noch keine Zusage".
Man tue alles, damit Russen und Belarussen teilnehmen könnten, "aber man beachtet gar nicht, was es für den gesamten Sport und die ukrainischen und die Mehrzahl der Athletinnen und Athleten weltweit bedeutet", sagt Kirch über die Entscheidungen.
"Es ist aus meiner Sicht keine gute Situation und ich sehe die Regelung sehr kritisch. Seit der Entscheidung die Russen und Belarussen nicht zuzulassen, hat sich im Grunde nichts geändert in der Welt. Der Krieg ist noch schlimmer geworden."
Praktisch spielen die Russen im Fechtsport momentan keine Rolle. "So sehr wie man zuerst die FIE-Entscheidung, Russen und Belarussen wieder teilnehmen zu lassen, kritisiert hat, so strikt hat man jetzt die Regelung und Prüfung des Militärbezugs der russischen und belarussischen Athleten umgesetzt", sagt Kirch. "Man muss sagen, dass ein Großteil der Topathleten der Russen nicht startberechtigt sind."