Leichtathletik-EM Rom Wir brauchen mehr Mihambos
Elf Mal Edelmetall für die deutschen Athleten bei den Leichtathletik-Europameisterschaften in Rom: Das sieht auf den ersten Blick nicht so schlecht aus. Aber der Deutsche Leichtathletik-Verband droht sich in die Bedeutungslosigkeit zu schonen, meint Volker Hirth in seinem Kommentar zur EM in Rom.
Fünf Medaillen am Schlusstag, das war Schadensbegrenzung, mehr aber auch nicht. In all den Tagen zuvor kam nur sechs Mal Edelmetall zustande. In Summe macht das elf, klingt erst mal nicht so schlecht, aber es waren zu viele bronzene dabei, sieben an der Zahl.
Hochgerechnet auf Olympische Spiele bedeutet das für all diese Drittplatzierten, dass es eng wird ins Finale zu kommen. Denn in Paris sind die Amerikaner, Afrikaner, die Asiaten oder die Athleten aus den Karibikstaaten dabei. Auf europäischer Ebene muss mehr rauskommen. Einmal Gold durch Malaika Mihambo, das ist zu wenig. Wir brauchen mehr Mihambos. Die Weitspringerin hat sich zwei Saisonhöhepunkte gewählt. Olympia und die Europameisterschaften. So muss das sein.
Viel zu oft kam die Ausrede, auch schon im Vorfeld, der eigentliche Wettkampf werde in Paris stattfinden. Viel zu oft wurde geschont für den Höhepunkt des Jahres. Beispiel Gina Lückenkemper. Hier in Rom hat sie es nicht geschafft, die Sprinterinnen-Schallmauer von 11,0 Sekunden zu durchbrechen. Sie verwies auf Paris, dann erst sei sie in Topform. Aber selbst wenn sie in Paris 10,9 läuft, wird sie den Endlauf nicht erreichen.
Der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) droht sich in die Bedeutungslosigkeit zu schonen.
Die deutschen Athletinnen und Athleten müssen verstehen, dass die Europameisterschaften eine Bühne waren und auch in Zukunft sind, auf der sie sich präsentieren können. ARD und ZDF haben die Show zur besten Sendezeit übertragen, das hätte man unbedingt nutzen müssen.
Viel zu oft sang Team Deutschland als großer Chor im Hintergrund, die Musik aber spielte da vorne. Da standen die Italiener. Die hatten es verstanden und waren mit ihrer herausragenden Medaillenausbeute geradezu schonungslos. Auch wenn die Gastgeber hier alles gegeben haben, ist es sehr wahrscheinlich, dass sie auch in Paris eine gute Rolle spielen werden.