Leichtathletik-EM 2024 in Rom Lückenkemper auf Mission Titelverteidigung: "Ich bin bereit!"
Selbstbewusst und topfit zeigt sich Gina Lückenkemper bei der Leichtathletik-EM in Rom. In der "ewigen Stadt" möchte sich Deutschlands Ausnahmesprinterin erneut ein Denkmal setzen und den Titel von München 2022 erfolgreich verteidigen. "Ich bin bereit", sagt sie.
Den 16. August 2022 wird Gina Lückenkemper wohl nie vergessen. Gleichauf lag sie mit der Schweizerin Mujinga Kambundji und der Britin Daryll Neita im 100-m-Finale vorn, stürzte sich buchstäblich ins Ziel - und in 10,99 Sekunden zu Gold. Später folgte mit der Staffel EM-Titel Nummer zwei im Münchner Olympiastadion. Es waren rauschhafte Tage für die deutsche Leichtathletik und deren aktuell schnellste Sprinterin.
Zwei Jahre nach der Heim-EM will sich die 27-Jährige nun in Rom erneut zur europäischen Sprint-Königin krönen. "Ich nehme die Mission Titelverteidigung nicht auf die leichte Schulter. Ich habe sehr gut trainiert und bin fit und gesund, von daher freue ich mich auf schnelle Zeiten", sagte sie der ARD.
Unterstützung aus den USA bei der EM in Rom
Ohne Verletzungen konnte sie unter Coach Lance Brauman ihr Training in den USA an der Seite von Sprint-Superstar Noah Lyles durchziehen, in Rom erhält sie Unterstützung von Keston Bledman. Der Staffel-Olympiasieger von 2008 und Co-Trainer bei Lückenkempers Trainingsgruppe in Clermont/Florida ist eigens angereist, um sie bei der EM und auf dem Weg zu den Olympischen Spielen in Paris in rund sieben Wochen zu unterstützen.
"Es ist genial für mich, dass Keston diese Reise auf sich genommen hat. Er kennt das Geschäft und auch mich extrem gut und weiß, worauf es ankommt. Von daher ist er für mich die optimale Unterstützung", so die gebürtige Westfälin.
Lehren aus dem WM-Jahr gezogen
Sechs Sprinterinnen waren in Europa in dieser Saison bislang schneller als Lückenkemper, die als Jahresbestzeit 11,06 Sekunden notiert hat und noch nicht unter elf Sekunden geblieben ist. Doch sie ist so gut in die Saison gestartet wie nie, die Form stimmt, die Fitness auch, und die Mentalität sowieso immer.
Ohnehin zielt die Trainingsstrategie vor allem auf Olympia ab, und die Lehren aus der Vergangenheit sind gezogen: Im vergangenen Jahr startete Lückenkemper mit vielen Läufen in den Beinen und starken Vorleistungen in die WM in Budapest, wo sie allerdings unter ihren Möglichkeiten blieb und im Vorlauf ausschied.
Starke Konkurrenz - "Es wird sauspannend"
"Lieber einen Lauf weniger als einen zu viel" lautet deshalb nun die Devise, zumal in einem Sportjahr voller Höhepunkte. "Das große, übergeordnete Ziel sind die Olympischen Spiele, dort möchte ich mein erstes wirklich großes Finale erreichen", betont die 27-Jährige. "Aber die Europameisterschaften haben einen hohen Stellenwert für mich und ich möchte hier ein neues Erfolgskapitel schreiben."
Die Vorzeichen dafür stehen gut, doch die Konkurrenz um die Britinnen Dina Asher-Smith und Neita ist stark - stärker noch als vor zwei Jahren. "Das Niveau im europäischen Frauensprint hat noch einmal angezogen. Es ist alles extrem eng, das wird sauspannend", prognostizierte Lückenkemper, die als Titelverteidigerin die Vorläufe übersprang und direkt im EM Halbfinale am Sonntag (09.06.2024, 21.13 Uhr, live im Ersten und bei sportschau.de) steht. Das Finale folgt um 22.53 Uhr.
Neue Medaille ja - aber bitte ohne Narbe
"Ich glaube, allein der Finaleinzug wird so schwer wie nie", orakelte Deutschlands Ausnahmesprinterin. "Aber ich freue mich wahnsinnig darauf. Ich liebe den Wettkampf, sonst würde ich das Ganze nicht machen. Ich bin bereit!"
Bereit für eine Medaille, vielleicht sogar für den erneuten Titel. Eine Narbe am linken Knie, die vom Sturz in München geblieben ist, erinnert sie täglich an den Triumph im damaligen Tausendstel-Thriller. "Ich fühle mich nicht schlecht, wenn ich mir die Narbe ansehe", berichtete Lückenkemper der ARD und ergänzte grinsend, "aber das brauche ich nicht zwingend noch mal."