![Deutschlands Malaika Mihambo springt in die Sandgrube | Federico Gambarini/dpa Deutschlands Malaika Mihambo springt in die Sandgrube](https://images.sportschau.de/image/c39f69f8-c98e-4c7c-bd6c-0e095727329b/AAABlOFNI30/AAABkZLrr6A/original/mihambo-176.jpg)
Premiere beim ISTAF Die wichtigsten Infos zur Absprungzone im Weitsprung
Beim ISTAF in Düsseldorf werden die Weitspringerinnen erstmals aus einer Absprungzone springen. Durch die Premiere entstehen viele Fragen - und die klären wir.
Wie sieht die Absprungzone aus?
Die Springerinnen haben nun 40 Zentimeter Platz für ihren Absprung. Die Take-Off-Zone besteht aus einem 34 Zentimeter langem weißen Holz, auf den letzten sechs Zentimetern wird lediglich die Tartanbahn eingefärbt. In der Mitte der Zone, also bei 20 Zentimetern, wird es noch eine Markierung geben. Warum? Dazu später mehr.
Wie wird die Weite gemessen?
Eigentlich ist es im Weitsprung wichtig, möglichst genau den idealen Punkt des Brettes zu erwischen, damit möglichst wenige Zentimeter von der Weite abgezogen werden. Bei der Absprungzone gibt es diese Erschwerung nicht mehr, die Weite wird von der Fußspitze aus dort gemessen, wo die Athletin abgesprungen ist. Wer vor der Absprungzone abhebt, bekommt allerdings Abzüge, es wird ab dem Beginn der Zone gemessen.
Zählt die Weite für die Rekordlisten?
Die Werte, die durch die Take-Off-Zone entstehen, sind entscheidend für den Sieg beim ISTAF und dafür, wer das Preisgeld bekommt. Aber beim Weltverband World Athletics ist weiter entscheidend, wer nach dem alten Modus die beste Weite erzielt hat. Deswegen gibt es auch eine traditionelle Messung in Düsseldorf.
Entscheidend dafür sind die ersten 20 Zentimeter (so breit ist eigentlich der Balken) der Absprungzone. Deswegen auch die Markierung in der Mitte, sie ist der Anhaltspunkt für die Jagd nach den traditionellen Bestweiten. Für die muss die Springerin vor dieser Markierung abheben.
Werden die zwei Weiten für Verwirrung beim Zuschauer sorgen?
In der Halle und bei der Übertragung - das ISTAF wird am Sonntag (09.02.2025) auf sportschau.de live gestreamt - werden die Absprungzonen-Weiten dargestellt. Die Werte für World Athletics werden dagegen im Hintergrund gehalten, sind also nicht sofort ersichtlich. Was durchaus erstmal verwirrend ist: Anders als im bisherigen Modus wird man nicht sofort erkennen können, wie weit ein Sprung war, weil es keinen festen Punkt gibt, ab dem gemessen wird.
Zudem wird es möglich sein, dass eine andere Springerin als die Siegerin beim Weltverband mit einer besseren Weite auftauchen wird. Und sollte es tatsächlich einen Weltrekord geben, wird der nicht sofort für alle ersichtlich sein.
Wer wird bei der Premiere dabei sein?
Mit Malaika Mihambo startet einer der größten deutschen Leichtathletik-Stars in Düsseldorf. "Ich bin gerne bereit, das auszuprobieren. Um entscheiden zu können: Ist es sinnvoll? Ist das spannend? Wird es dadurch besser?", sagte die Europameisterin vor dem ersten Test mit der Absprungzone. Ihre größte Konkurrentin wird wohl Plamena Mitkova (persönliche Bestweite von 6,97 Meter) sein, aus Deutschland sind noch Samira Attermeyer und Caroline Klein im siebenköpfigen Feld dabei.
![Malaika Mihambo in Aktion | Federico Gambarini/dpa Malaika Mihambo in Aktion](https://images.sportschau.de/image/5153fa42-a550-412e-b3f7-d655baa22464/AAABlOF1u9E/AAABkZLlUbs/16x9-960/mihambo-174.jpg)
Malaika Mihambo in Aktion
Wie geht es weiter mit der Absprungzone?
Der Weltverband hat diese Weitsprung-Revolution angeregt, ob es sie aber dauerhaft geben wird, ist vollkommen offen. Beim ISTAF wird es einen ersten Test geben, der Erfahrungswerte bieten wird. Wie gefällt es den Sportlern? Wie kommt es bei den Zuschauern an? Wie sehr schadet oder befeuert die Tatsache, dass nicht sofort ersichtlich ist, wie weit eine Springerin gesprungen ist?
Es werden weitere Tests folgen, aber es wird mindestens noch eine Zeit lang dauern, bis der Weitsprung dauerhaft verändert wird. Es kann theoretisch auch sein, dass die Absprungzone in Düsseldorf ein einmaliges Experiment wird, weil sie sich als Flop erweist - ein so schnelles Ende dieser Thematik ist aber sehr unwahrscheinlich, die Take-Off-Zone soll eine echte Chance bekommen.
Welche Kritik gibt es?
Der Hauptpunkt ist, dass zum Weitsprung auch das perfekte Timing beim Absprung dazugehört - ähnlich wie Läufer den Startschuss abpassen müssen und Werfer ebenso den Wurfkreis oder die Markierung nicht übertreten dürfen. Allerdings sind die Anforderungen diesbezüglich nirgendwo so groß wie im Weitsprung. Sebastian Coe, Präsident des Weltverbands, machte den Vorschlag dieser Neuerung auch, weil bei der WM 2023 etwa jeder dritte Sprung ungültig war. Aber: Es kann auch mit der Absprungzone ein Übertreten geben, die Hürde ist aber nicht mehr so groß.
Carl Lewis, der in den 1980er- und 1990er-Jahren fünf der acht besten Weiten der Geschichte dieser Disziplin erzielte, nannte die Neuerung einen "Aprilscherz" und fragte süffisant: "Sollte man die Körbe im Basketball auch vergrössern, weil sie die Spieler bei ihren Freiwürfen verfehlen?" In der Diskussion scheint es auch viel um Traditionen und der fehlenden Bereitschaft für eine Neuerung zu gehen - ein typisches Phänomen im Sport.