Handball-WM 2023 Frankreich oder Spanien - wer passt besser?
Im Spiel gegen Norwegen (ab 20.15 Uhr live im Ersten) entscheidet sich, ob Deutschlands Handballer im Viertelfinale auf Spanien oder Frankreich treffen. Handball-Deutschland fragt sich: Was wäre besser?
Die Ausgangslage für die Deutschen ist seit Sonntagabend klar: Besiegt man Mitfavorit Norwegen oder holt ein Unentschieden, geht es am Mittwoch (25.01.2022) im WM-Viertelfinale in Danzig gegen Vize-Europameister Spanien. Bei einer Niederlage wäre Rekordweltmeister Frankreich der nächste Kontrahent.
Während sich Bundestrainer Alfred Gislason zumindest nicht eindeutig auf einen Wunschgegner festlegen wollte, berichtete Linkshänder Christoph Steinert von zwei Lagern im deutschen Team. "Es gibt die Spanien-Fans und die Frankreich-Fans", sagte der Rückraumspieler vom HC Erlangen.
Deutsche Bilanz gegen Frankreich etwas besser
Tatsächlich, in einem WM-Viertelfinale natürlich auch nicht besonders verwunderlich, sind beide potenzielle Kontrahenten im obersten Regal des Welthandballs anzusiedeln. Beide können den Titel gewinnen, beide sind Favorit gegen die Deutschen.
Historisch betrachtet wäre Frankreich der angenehmere Gegner, in 74 Aufeinandertreffen siegte der DHB 37-mal, kassierte "nur" 29 Niederlagen. Gegen die Spanier gab es in 71 Duellen 39 Niederlagen, nur 27 Partien gingen an die Deutschen.
Frankreich mit so viel individueller Klasse wie kaum eine Nation
Auf der anderen Seite ist die reine individuelle Klasse der Franzosen wohl noch einmal minimal höher einzuschätzen als die der Spanier. Im Rückraum können die Franzosen nahezu ohne Qualitätsverlust munter durchwechseln.
Trainer Guillaume Gille hat in Nedim Remili, Dika Mem, Nikola Karabatic, Kentin Mahé oder Melvyn Richardson diverse Hochkaräter zur Verfügung, und in dem jungen und sehr groß gewachsenen Thibaud Bried gibt es auch eine große neue Hoffnung im linken Rückraum, die für "leichte" Tore sorgen kann. In Sachen Dynamik und Athletik sind die Franzosen womöglich das Nonplusultra des Welthandballs.
Spanien - super Abwehr, überragender Torhüter
Diesbezüglich können die Iberer nicht ganz mithalten, im Rückraum ruht doch viel Hoffnung auf den Dujshebaev-Brüdern Alex und Daniel. Das spanische Spiel wirkt oft etwas statisch, die Spieler verfügen aber alle über genug Erfahrung, um trotzdem Lösungen zu finden. Dafür ist die Abwehr der Spanier mit diversen wechselnden Systemen und sehr abgeklärten Akteuren herausragend. Das daraus resultierende blitzschnelle Gegenstoßspiel der Spanier bringt sie in die Lage, auch Rückstände in nur ganz kurzer Zeit umzudrehen. Torwart Gonzalo Perez de Vargas muss zudem auch in einer Diskussion um den weltbesten Torhüter immer genannt werden und ist damit wohl gegenüber Frankreichs Vincent Gerard, obwohl der ebenfalls ein sehr guter Schlussmann ist, knapp im Vorteil.
Am Kreis sind beide Mannschaften gut besetzt, die Franzosen haben hier wohl mit Ludovic Fabregas den individuell stärksten Angriffsspieler in diesem "Positionsvergleich", der mit seiner Physis von einem einzelnen Spieler kaum zu stoppen ist. Ein direktes Duell mit Deutschlands Johannes Golla dürfte jedenfalls absolut zu Recht als "Schwergewichtskampf" bezeichnet werden.
Punkte gegen Norwegen als entscheidender Schub?
Die Frage, welcher Gegner letztendlich der angenehmere, oder eher "nicht ganz so unangenehme", wäre, ist letztendlich nicht eindeutig zu beantworten. Eine Leistung an der Obergrenze des Potenzials der international unerfahrenen deutschen Mannschaft ist ohnehin nötig, um das Halbfinale zu erreichen. Man könnte aber zu dem Fazit kommen, dass es für den DHB besser wäre, gegen die Spanier zu spielen. Denn das würde bedeuten, dass man gegen Norwegen gepunktet und somit bewiesen hätte, auch gegen absolute Topmannschaften zum Erfolg kommen zu können. Für das Selbstvertrauen würde das sicher helfen.