Renars Uscins kommt von der Rechtsaußen-Position zum Abschluss.

Schlüsselspieler im DHB-Team Auf Uscins, Wolff und Köster kommt es an

Stand: 07.01.2025 12:48 Uhr

Wenn die Handball-WM für das deutsche Team am 15. Januar gegen Polen (20.30 Uhr, live im Ersten und im Live-Ticker bei sportschau.de) startet, sind die Schlüsselspieler gefragt: Typen wie Renars Uscins, Andreas Wolff, Julian Köster - und auch Juri Knorr.

Dabei ist der Kapitän des Teams ein anderer. Doch Johannes Golla ist als Kreisläufer in Abwehr und Angriff mit unfassbarer Wucht eine Konstante, er erlaubt sich ganz selten Ausreißer nach unten. Wenn er sein gewohntes Topniveau abruft, ist schonmal die Basis für ein erfolgreiches deutsches Auftreten gelegt.

Bei Golla weiß Bundestrainer Alfred Gislason, was er bekommt: Führungsstärke, Zuverlässigkeit, der Flensburger gibt dem Team Halt und Richtung. Wenn aber der ganz große Wurf gelingen soll, und das wäre eine Medaille in Dänemark, Norwegen und Kroatien, dann müssen die Spieler über sich hinauswachsen, die an bestimmten Tagen zu ganz besonderen Leistungen in der Lage sind.

Renars Uscins als das vielleicht größte Versprechen in die Zukunft des deutschen Handballs gehört dazu. Natürlich auch Keeper Andy Wolff, der bei den Olympischen Spielen in Paris mal wieder zeigte, zu welch außerirdischen Vorstellungen er immer wieder fähig ist. Ebenfalls Julian Köster, der bei Gislason einen ganz besonderen Status genießt. Und auch Juri Knorr, der als eines der weltweit größten Talente galt, für den der Druck womöglich manchmal einfach zu groß wurde.

Uscins will das Team führen - auch mit Arroganz

Uscins hat sich für die WM vorgenommen, etwas anders aufzutreten als in Frankreich und zuvor in seiner Nationalmannschaftskarriere - er will unangenehmer und unbequemer sein. In der "FAZ" beschrieb er das so: "Für mein Team will ich ein bisschen wie ein Arschloch sein. Das muss ja auch so sein, man will ja nicht alles mit sich machen lassen."

Der U21-Weltmeister will es also nicht bei seinen Krachertoren aus dem Rückraum belassen, sondern auch als "Aggressive Leader" vorangehen: "Zwischen Selbstbewusstsein und Arroganz liegt zwar nur ein schmaler Grat. Aber ich habe mir vorgenommen zu denken, dass es nicht schlimm ist, wenn jemand vom anderen Team meint, dass ich wegen meines Auftretens arrogant bin", sagte Uscins und ergänzte: "Ich kann zwar nicht in jedem Spiel zehn Tore werfen, will aber die Mannschaft von Spiel zu Spiel konstant besser machen."

Köster bei Gislason besonders geschätzt

Auf Köster setzte Gislason schon, als der mit Gummersbach noch in der 2. Liga spielte. Der Bundestrainer redet auch gar nicht um die besondere Rolle des Rückraumspielers herum, der sich nach einem Innenbandriss im Knie zurückgekämpft hat: "Gott sei dank ist er wieder gesund, einigermaßen gesund", sagte Gislason, der vor allem die Spielintelligenz, den Fleiß und die totale Hingabe des Gummersbach-Kapitäns auch im Defensivspiel schätzt.

Julian Köster aus Deutschland wirft auf das Tor.

Julian Köster (l.) in Aktion.

Gegenüber der Sportschau versuchte Köster jetzt, nach Olympia-Silber von Paris etwas Druck von seinem Team zu nehmen: "Die Erwartungshaltung ist natürlich gestiegen. Aber es ist nicht selbstverständlich, dass wir am Ende wieder unter den Top Vier sind."

Spielmacher Knorr mal etwas aus dem Fokus

Eine ganz zentrale Rolle im System von Gislason nimmt auch Knorr ein. Der 24-jährige Spielmacher von den Rhein-Neckar Löwen plagte sich seit Oktober mit Krankheiten und einem Daumen-Bruch herum, was sich aber mit Blick auf die WM vielleicht gar nicht so nachteilig auswirken muss: So bekam Knorr manchmal Pausen, um ein wenig runterzufahren.

Ihm war schon öfter anzumerken, dass der Erwartungsdruck an seine Person vielleicht einfach zu groß wurde, was seinen herausragenden Auftritten schon in sehr jungen Jahren geschuldet sein könnte. Spätestens seit der legendären Rettungsaktion von Köster und Uscins Sekunden vor Schluss im olympischen Viertelfinale gegen Frankreich, als das Aus eigentlich schon besiegelt war, ist der Fokus aber etwas von Knorr auf die Kollegen übergegangen. Das könnte der Schlüssel zu einem etwas befreiteren Auftreten dieses herausragenden Handballer sein.

Wolff ist ruhiger geworden - aber ehrgeizig wie immer

So sehr die Schlüsselspieler in den Feldpositionen aber auch glänzen, letztlich hängt in den entscheidenenden Partien oft noch mehr an einem Keeper in Weltklasseform. Dass Wolff diese Rolle ausfüllen kann, hat er oft genug bewiesen.

Doch Gislason sieht beim ehemaligen und künftigen Kieler noch eine andere Entwicklung - auch in der Zusammenarbeit mit der deutschen Nummer zwei, David Späth. "Andi war ein extremer Hitzkopf, als ich ihn damals nach Kiel geholt habe. Inzwischen ist er anders. Er ist viel ruhiger, viel reifer, überlegter geworden", sagt Gislason. Beide seien "extrovertierte Typen", immer bereit, einander zu helfen. "Sie ergänzen sich gut. Andi ist klar der erste Mann. Und David weiß, dass er auch mal anfangen oder jederzeit reinkommen kann. Diese Mischung ist super."

Ab dem 14.1. gibt es auch den neuen Sportschau-Handball-Podcast "Handball auf die 1" - mit täglichen Updates von der WM, moderiert von Stephanie Müller-Spirra, mit den beiden Handball-Experten Dominik Klein und Johannes "Jogi" Bitter. Täglich morgens, in der ARD Audiothek und überall, wo es Podcasts gibt.