Handball-Champions-League Magdeburg nach Sieg gegen Barcelona im Finale
Der SC Magdeburg greift dank einer riesigen Überraschung nach Europas Handball-Krone. Der deutsche Vizemeister bezwang beim Final Four in Köln am Samstag (17.06.2023) im packenden ersten Halbfinale den Titelverteidiger und Rekordsieger FC Barcelona mit 40:39 nach Siebenmeterwerfen und darf vom zweiten Königsklassen-Triumph nach 2002 träumen. Im Finale treffen die Magdeburger auf KS Kielce mit Nationalkeeper Andreas Wolff, der polnische Spitzenklub siegte gegen Paris Saint-Germain.
Kay Smits (12 Tore) und Michael Damgaard (8) waren die besten Werfer für die Magdeburger. Die Mannschaft von Trainer Bennet Wiegert spielte unter gewaltigem Jubel der 19.250 Zuschauer in der ausverkauften Kölner Arena groß auf und beendete eine denkwürdige Serie: So ging Barca erstmals seit 25 CL-Partien wieder als Verlierer vom Feld.
Von Beginn an war Magdeburg mit dem Top-Favoriten auf Augenhöhe und hielt die Partie eng. Nach dem Wechsel erspielten sich die Magdeburger beim 24:22 zum ersten Mal eine Zwei-Tore-Führung, in der Schlussphase lag der spanische Serienmeister dann wieder vorne.
Bezjak stark in der Verlängerung
Topscorer Smits rettete Magdeburg mit seinem Ausgleichstreffer zum 31:31 drei Sekunden vor Schluss in die Verlängerung. Damgaard verhinderte im Anschluss einen weiteren Gegentreffer mit einer Rettungstat, nachdem die Magdeburger für die letzten Sekunden den Torhüter herausgenommen hatten.
In der Verlängerung übernahm dann der deutsche Vizemeister die Initiative. Vor allem Marko Bezjak drehte auf, seine drei Treffer verhalfen Magdeburg zu einem Zwei-Tore-Vorsprung. Doch Barca kam noch einmal zurück, Timothey N’guessan rettete die Katalanen mit drei Treffern ins Siebenmeterschießen.
Keeper Jensen bringt Magdeburg ins Finale
Dort hatten die Magdeburger die besseren Nerven, Barca verwarf gleich dreimal. Nachdem Melvyn Richardson und Dika Mem vergeben hatten, parierte Keeper Mike Jensen den entscheidenden Siebenmeter von Ludovic Fabregas.
Die Magdeburger hatten bereits die erste Teilnahme am Finalturnier in der Domstadt als großen Erfolg gefeiert. 21 Jahre nach dem historischen ersten Champions-League-Sieg einer deutschen Mannschaft durch den SCM unter dem damaligen Coach und heutigen Bundestrainer Alfred Gislason können sich die Bördestädter erneut Europas Handball-Krone aufsetzen.
Kristjansson erneut schwer verletzt: "Zerreißt mir das Herz"
Im Finale muss Magdeburg allerdings ohne Rückraum-Ass Gisli Kristjansson auskommen. Der Isländer schied vier Minuten vor dem Ende der regulären Spielzeit verletzt aus, nach erster Diagnose zog er sich eine schwere Verletzung in der rechten Schulter zu und wird voraussichtlich monatelang fehlen.
"Das zerreißt mir das Herz. Was soll ich dazu sagen", sagte SCM-Coach Wiegert. "Wir sind in der verdammten Pflicht, das morgen auch für ihn zu machen. Die Verantwortung haben wir jetzt." Kristjansson war überraschend erst zum Final Four wieder fit geworden, nachdem er sich im Königsklassen-Viertelfinale im vergangenen Mai einen Knöchelbruch zugezogen hatte.
Kielce mit Keeper Wolff erneut im Endspiel
Im zweiten Halbfinale setzte sich der polnische Spitzenklub Barlinek Industria Kielce mit 25:24 gegen Paris Saint-Germain durch und zog erneut ins Endspiel ein. Das Vorjahresfinale hatte Kielce mit dem deutschen Nationalkeeper Andreas Wolff im Kasten unglücklich im Siebenmeterwerfen gegen Barcelona verloren. Wolff, bei der WM schon bester Torhüter des Turniers, glänzte auch im Halbfinale und parierte kurz vor Schluss entscheidend.
Wolff hatte sich im Vorfeld ein Finale gegen den deutschen Vizemeister aus Magdeburg gewünscht, der 32-Jährige könnte mit einem Sieg am Sonntag im Finale (18 Uhr) erstmals auch den Titel in der Königsklasse gewinnen.