Mit Kielce im Final Four Andreas Wolff und der Traum von der Champions League
Andreas Wolff nimmt mit KS Kielce erneut die Mission Champions-League-Titel in Angriff. Beim Final Four in Köln hat der Handball-Nationaltorhüter ein Heimspiel.
Andreas Wolff ist zurück in der Heimat: in Köln, wo das Final Four der Handball-Champions-League ja schon seit einigen Jahren stattfindet. Der deutsche Weltklasse-Torhüter stammt aus Euskirchen, gerade einmal eine halbe Zugstunde von der Kölner Arena entfernt, wo er am Wochenende mit seinem polnischen Klub KS Kielce um Europas Handball-Krone spielen wird.
Unglückliche Finalniederlage 2022 gegen Barca
Das letzte Bild von Wolff aus Köln liegt ziemlich genau ein Jahr zurück. Da kauerte der Keeper in der Kölner Arena niedergeschlagen am Torpfosten, wie einst Oliver Kahn nach dem verlorenen Fußball-WM-Endspiel 2002 gegen Brasilien. Wolff hatte mit Kielce das Finale gegen den FC Barcelona verloren, auf maximal grausame Weise, im Siebenmeterwerfen. Gleich zweimal hatte Wolff bei einem Siebenmeter der Katalanen die Hand am Ball, der dann doch den Weg über die Torlinie fand. Am Ende feierte Barca den Titel, ausgerechnet in Wolffs Wohnzimmer.
Die Jubelszenen hätten ihn noch eine ganze Weile verfolgt, gab der Keeper zu. Die unglückliche Niederlage habe das Team in der vergangenen Saison aber zugleich angespornt, bis zum erneuten Einzug ins Final Four. "Wir haben noch eine Rechnung offen", sagte Wolff. Dass sie es zum zweiten Mal in Folge ins Finale der vier besten Handball-Teams des Kontinents geschafft haben, mache ihn stolz, er betonte aber auch: "Diesmal wollen wir auch den Pott holen."
Sportlich hat sich das Star-Ensemble aus Kielce seit Wolffs Wechsel im Jahr 2019 im Konzert der Großen etabliert. Doch wirtschaftlich gab es zuletzt dicke Fragezeichen hinter dem Millionen-Projekt, nach dem Rückzug des früheren Namenssponsors drohte beim polnischen Abomeister sogar der Ausverkauf. Erst im April fanden sich neue Geldgeber, der Klub firmiert seitdem unter dem Namen Barlinek Industria Kielce. Damit war auch Wolffs Verbleib in Kielce gesichert.
"Das war eine schwierige Zeit, die uns aber noch mehr zusammengeschweißt hat. Wir haben jetzt die Gewissheit, dass wir uns wieder aufs Sportliche konzentrieren können", sagte Wolff, der sich weiter wohl fühlt in einem Team mit "Weltklasse-Spielern" (Wolff) und Trainer-Star Talant Dujshebaev. "Ich bin dankbar, dass ich ein Teil davon bin."
Wolff in Kielce weiter in WM-Form
Am großen Erfolg des Teams hatte auch Wolff maßgeblich Anteil, der Nationaltorhüter spielt seit Monaten in bestechender Form, bei der Weltmeisterschaft im vergangenen Januar wurde er sogar zum besten Keeper des Turniers gewählt. Bei der WM fiel der 32-Jährige auch dadurch auf, dass er deutlich ausgeglichener wirkte als in der Vergangenheit, weniger verbissen. Er habe viel an seinem Mindset gearbeitet und sich vor zwei Jahren auch professionelle Unterstützung geholt, nach einer enttäuschend verlaufenen Saison. "Das hat mich definitiv nach vorne gebracht. Und natürlich wird man auch älter und entspannter."
Final Four "zo Hus"
Wolff hofft nun, dass er auch beim Final Four "die Mannschaft zum Sieg führen kann". Dass das europäische Finale in der Domstadt stattfindet, und damit ein Heimspiel für ihn, sei etwas ganz Besonderes, sagte Wolff. "Meine Eltern wohnen 40 Kilometer von Köln weg, meine Familie ist natürlich auch in der Halle." Die Vorfreude sei riesig, betonte Wolff und schwärmte von der "unfassbaren Stimmung" in der Riesen-Arena am Deutzer Bahnhof, die er auch in zahlreichen Spielen mit der Nationalmannschaft erlebt hatte.
Im Halbfinale bekommt es Kielce mit Paris St. Germain zu tun, Wolff denkt auch schon an ein mögliches Finale gegen den SC Magdeburg, der im anderen Halbfinale auf den Titelverteidiger Barcelona trifft. "Das Finale in Köln, gegen eine deutsche Mannschaft, das wäre noch einmal etwas ganz Besonderes."
Wolffs Traum vom Champions-League-Triumph
Das Selbstvertrauen ist groß bei den Polen, die zuletzt 2016 Europas Handball-Thron eroberten. Für Wolff, den Europameister von 2016, ist es auf Klubebene der Titel, der ihm noch fehlt. "Letztendlich zählt nur der Gewinn der Champions League. Das ist der größte Titel, den man mit einem Verein gewinnen kann. Es gibt nicht viele Spieler, die die Champions League gewonnen haben. Es war immer schon mein Traum, einmal zu diesem Kreis zu zählen", sagte er. "Ich hoffe, dass ich am Sonntag den nächsten Haken setzen werde."
Für den Fall des Triumphs stellte der deutsche Keeper schonmal eine große Kabinen-Party in Aussicht, die der selbsternannten Feiermetropole am Rhein angemessen sei. "Dann wird sehr viel Kölsch fließen."