Lazio - Feyenoord in der Champions League Italienische Behörden schließen erneut Gästefans aus
Italienische Behörden haben die Zulassung von Gästefans beim Spiel in der Champions League zwischen Lazio Rom und Feyenoord Rotterdam untersagt. Dabei hatte UEFA-Präsident Aleksander Ceferin angekündigt, in solchen Fällen Spiele künftig zu verlegen. Das Vorgehen wirft auch Fragen für die EM 2032 auf.
"Einer Feyenoord-Delegation, die deshalb nach Italien gereist war, wurde diese Woche mitgeteilt, dass die Fans in Rom nicht willkommen sind", schrieb Feyenoord zum Rückspiel der Gruppenphase der Champions League bei Lazio Rom, das am 7. November stattfinden soll. Der niederländische Klub berief sich bei seiner Meldung auf eine Entscheidung des italienischen Innenministeriums, das sich bislang nicht öffentlich dazu geäußert hat. Die Ausgestaltung des Verbots ist noch unklar.
Feyenoord berichtete, dass der Klub versucht habe, in Italien ein Kontingent von 1.200 bis 1.500 Karten bekommen. "Feyenoord hielt dies für ein machbares und verantwortungsvolles Szenario", hieß es in der Mitteilung. Weil das scheiterte, kündigte der Klub unter Bezugnahme auf eine Rücksprache mit den niederländischen Behörden ein ähnliches Vorgehen für das Hinspiel in Rotterdam am 25. Oktober an - keine Lazio-Fans dürfen ins Stadion "De Kuip". Der Klub und die niederländischen Behörden führen Sicherheitsgründe an, Feyenoord wies zudem auf sportlich gleiche Bedingungen hin.
Fanbündnis kritisiert: EM-Vergabe angesichts solcher Maßnahmen schwer zu verstehen
Das Fanbündnis Football Supporters Europe (FSE) kritisierte das Vorgehen der italienischen Behörden auch mit Blick auf die Vergabe der EM 2032 nach Italien, das das Turnier gemeinsam mit der Türkei ausrichten wird. "Es fällt uns schwer zu verstehen, wie sich Italien einerseits um Europas größtes Turnier bewerben kann und andererseits nicht in der Lage (oder willens) ist, regelmäßig Auswärtsfans zu empfangen", teilte FSE mit.
Der Ausschluss von Gästefans durch Behörden war in der Saison 2022/23 mehrfach Thema. So waren Fans von Eintracht Frankfurt im März beim Champions-League-Spiel ihres Klubs bei der SSC Neapel nicht zugelassen. Die Lösung des Problems war es nicht: Es kam in der Stadt zu Ausschreitungen zwischen Neapels Anhängern und angereisten Fans aus Frankfurt, von denen die meisten längst Flüge und Hotelübernachtungen gebucht hatten.
Eine solche Gefahr deutet FSE für Rom an. "Feyenoord-Fans, die bereits gebucht haben, werden nächste Woche ungeachtet des Auswärtsverbots reisen, um die Atmosphäre zu genießen und in der Nähe ihrer Mannschaft zu sein. Die effektivste Sicherheitsmaßnahme besteht eindeutig darin, die Entscheidung rückgängig zu machen und einen Auswärtsblock für die Fans bereitzustellen."
Ceferin: "Wir müssen sagen: Wenn so etwas passiert, wird dort nicht gespielt"
Das Verbot gegen Frankfurter Fans in Neapel durch lokale Behörden war das erste dieser Art. "Diese Situation ist untragbar und wir müssen dringend etwas dagegen tun, denn die Entscheidung der Behörden ist absolut nicht korrekt", sagte UEFA-Präsident Aleksander Ceferin damals im ZDF. "Wir müssen sagen: Wenn so etwas passiert, wird dort nicht gespielt. Ganz einfach: Wir werden die Regeln ändern." Die Regeln wurden seitdem jedoch nicht geändert.
UEFA-Präsident Aleksander Ceferin
Auf Anfrage von Sport inside teilte die UEFA mit, dass sie den Beschluss der Behörden aus den Niederlanden zur Kenntnis genommen habe, für den aus Italien liege noch keine Bestätigung vor. Ansonsten gelte: "Wir können zu diesem Thema keine weiteren Kommentare abgeben oder weitere Informationen geben." Grundsätzlich stehen den Gästeklubs jeweils fünf Prozent der Eintrittskarten bei einem Europapokalspiel der UEFA zu. Nationales Recht steht aber über den Verbandsstatuten, so sind die Verbote möglich.
Frankfurt, Basel, Feyenoord: 2022/23 wurden mehrfach Gästefans ausgeschlossen
Philipp Reschke, Vorstandsmitglied von Eintracht Frankfurt, sagte im März zum Ausschluss der Frankfurter Fans im Hessischen Rundfunk: "Die Büchse der Pandora wurde hier möglicherweise geöffnet. Wir hoffen, dass das nicht Schule macht." Doch genau das passierte: Die französischen Behörden untersagten es im April 2023, dass Fans des FC Basel das Rückspiel im Viertelfinale der Conference League bei OGC Nizza besuchen. Die Behörden begründeten ihr Vorgehen mit der Sorge vor Gewalt und wiesen dabei auch auf die Ausschreitungen zwischen Fans von Nizza und dem 1. FC Köln 2022 hin.
Im selben Monat untersagten - wie im aktuellen Fall - italienische Behörden, dass Fans von Feyenoord ein Spiel in der Europa League bei der AS Rom besuchen. Fans von Feyenoord hatten 2015 in Italiens Hauptstadt randaliert und den berühmten Barcaccia-Brunnen beschädigt. Die UEFA schloss nach dem Verbot umgekehrt Fans von AS Rom vom Besuch des Spiels in Rotterdam aus.
Fanbündnis: "Das muss aufhören - jetzt"
Die Tatsache, dass in Rotterdam zum selben Mittel gegriffen wird, ist ebenfalls Kritikpunkt beim Fanbündnis FSE. "Diese Entscheidungen sind eine Fortsetzung eines mehr als besorgniserregenden Trends, regelmäßig Fans von europäischen Spielen auszuschließen", schreibt FSE. "Wir erinnern die italienischen und niederländischen Behörden an ihre Pflicht, die Grundrechte der Fans zu schützen. Das muss aufhören - jetzt."