Polens Superstar Robert Lewandowski - neues Gefühl der Erfolglosigkeit
Robert Lewandowski wird mit Polen seine vierte EM spielen. In der Vergangenheit war er mit großen Kluberfolgen angereist, diesmal erlebte er vorab nur Enttäuschungen.
Robert Lewandowski hat eine Saison voller Enttäuschungen hinter sich. In den vergangenen Jahren schoss er nie weniger Tore für seinen Verein als die 23 für den FC Barcelona in Liga, Pokal und Europapokal in dieser Spielzeit. Zum ersten Mal seit 2016/17 wurde er nicht Torschützenkönig in seiner Liga, erstmals seit 2012/13 blieb er mit seinem Team gänzlich ohne Titel.
Wichniarek fordert weniger Abhängigkeit von Lewandowski
Immerhin hat Lewandowski aber den GAU verhindern können. Mit Polen spielte der 35-Jährige eine schwache EM-Qualifikation, sie hatte aber ein Happy End. Im Elfmeterschießen setzte sich das Team um den ehemaligen FC-Bayern-Superstar in den Playoffs gegen Wales durch und sicherte sich eines der letzten drei Tickets für das Turnier in Deutschland. Doch da ist Polen nun einer der größten Außenseiter - zumal es in der schweren Gruppe mit den Gegnern Frankreich, Niederlande und Österreich gelandet ist.
Jahrelang hatten die Polen als Geheimfavorit bei Turnieren gegolten - vor allem, weil die Mannschaft einen Ausnahmetorjäger in den eigenen Reihen hatte. Lewandowski fehlte jedoch stets die ganz große Unterstützung, um seinem Land einen großen Erfolg zu bescheren, das EM-Viertelfinale 2016 war das höchste der Gefühle. Und jetzt kommt der Torjäger sogar selbst ohne großen Schub durch Kluberfolge zur Nationalmannschaft.
Das Überstehen der Playoffs macht aber Mut. Artur Wichniarek, ehemaliger Bundesligaprofi und polnischer Nationalspieler, erklärte gegenüber der "Süddeutschen", dass er da große Fortschritte gesehen habe. Ihm sei gegen Wales aufgefallen, dass endlich mal "nicht nur eine Mannschaft gespielt hat, die ausschließlich auf Robert schaute, sondern jeder Spieler ein Teil des Erfolgs" gewesen sei.
Nationaltrainer Probierz schützt "Lewy" und attackiert Barca
Die Playoffs waren die bislang einzigen beiden Partien unter dem neuen Trainer Michal Probierz, der zuvor den nach der WM in Katar eingestellten Fernando Santos beerbt hatte - und sie waren gleich erfolgreich. Der 51-Jährige hat sich zuletzt auch klar positioniert wegen der erfolglosen Saison Lewandowskis. Dem polnischen TV Sender "TVP Sport" sagte er: "Robert ist Barcas Toptorjäger und man muss sagen, dass die Mannschaft ihm nicht geholfen hat. Er hat sich oft in eine gute Schussposition gebracht, aber der Ball hat ihn nie erreicht."
Michal Probierz (r.) führte Polen zur EM.
Probierz will es mit seiner Mannschaft besser machen und Lewandowski bei einem großen Turnier endlich glänzen lassen. Für den Stürmer wird es die vierte EM-Teilnahme und wohl die letzte Chance auf eine Trophäe mit seinem Heimatland. Dafür scheint er bereit zu sein. "Im Moment fühle ich mich sehr gut, ich fühle mich nicht anders als vor drei oder vier Jahren, das Gleiche im Training. Für mich ist es sehr wichtig, mich körperlich gut vorzubereiten", sagte Lewandowski zuletzt in einem Interview mit der spanischen Zeitung "Mundo Deportivo".
Zukunft im Klub geklärt - was ist mit Polen?
Der vorwiegende Anlass dieses Gesprächs waren Gerüchte um einen möglichen Vereinswechsel im Sommer. Dem erteilte Lewandowski jedoch eine deutliche Absage und kündigte einen Verbleib in Barcelona an. "Für mich ist das ganz klar. Ich möchte mit Barcelona noch viel gewinnen und bin sicher, dass wir in der nächsten Saison stärker spielen und auch Titel einfahren können", sagte er.
Doch zuvor will Lewandowski eine unschöne Saison mit einem schönen EM-Erlebnis mit Polen vergessen machen. Seine Vereinszukunft hat der Stürmer bereits offenbart, aber was danach in der Nationalmannschaft passiert, ist offen. Das Ende eines solches Turniers ist immer auch ein Anlass für verdiente Spieler, ihre Karriere auf dieser Ebene zu beenden, und Lewandowski ist in einem entsprechenden Alter. "Zwei Jahre" könne er nach eigener Aussage aber noch auf Topniveau spielen.