Schwere Zeit bei Tottenham Timo Werner sucht das Glück
Timo Werner erlebt auch bei Tottenham eine bislang glücklose Zeit. Beim Bundestrainer ist der 57-fache Nationalspieler inzwischen komplett vom Radar verschwunden, auch für die anstehenden Spiele in der Nations League.
In der kommenden Woche stehen wieder Länderspiele auf dem Programm. Für Julian Nagelsmann heißt das, wie für viele andere Bundestrainer vor ihm auch, improvisieren, unter anderem in der Offensive: Dort muss Nagelsmann bei den Spielen in Bosnien-Herzegowina und gegen die Niederlande mit Jamal Musiala (Hüftverletzung) kurzfristig einen weiteren Ausfall verkraften. Auch der angeschlagene Mittelstürmer Niclas Füllkrug steht weiterhin nicht zur Verfügung. Der Bundestrainer nominierte deshalb Tim Kleindienst von Borussia Mönchengladbach und Stuttgarts Jamie Leweling, die beide auf ihren ersten Einsatz im DFB-Dress hoffen dürfen.
Weiter kein Platz für Werner im DFB-Team
Nagelsmann setzt damit eher auf zwei Neulinge als auf einen erfahrenen Spieler, mit dem er zudem als Coach bei RB Leipzig Erfolge feiern konnte: Für Timo Werner, aktuell bei Tottenham, ist weiter kein Platz im DFB-Team, selbst dann nicht, wenn in der Offensive Positionen neu besetzt werden müssen.
Für Werner, der immerhin 57 Länderspiele mit 24 Treffern in der Bilanz stehen hat, setzt sich damit die ernüchternde Entwicklung im DFB-Trikot fort. Die Weltmeisterschaft 2022 verpasste Werner, zu jener Zeit unter Bundestrainer Hansi Flick noch eine feste Größe, wegen einer kurz vor dem Turnier erlittenen Sprunggelenkverletzung. Seinen bislang letzten Einsatz im Nationalteam hatte er am 28. März 2023, bei einer 2:3-Niederlage gegen Belgien. Kurz vor den darauffolgenden Länderspielen im Juni musste Werner erneut verletzt pausieren – und wurde in der Folge von Flick gar nicht mehr nominiert.
2020 noch bester Bundesliga-Torschütze hinter Lewandowski
Hoffnung auf eine neue Chance im DFB-Trikot durfte sich Werner dann unter Flick-Nachfolger Julian Nagelsmann machen. Jenem Coach, mit dem er bei RB Leipzig 2020 seine mit Abstand erfolgreichste Saison erlebte, mit 28 Treffern, nur noch übertroffen von Liga-Schützenkönig Lewandowski.
Doch auch Nagelsmann ließ seinen einstigen Lieblingsschüler links liegen. Bei seinem Debüt als Bundestrainer auf der USA-Reise 2023 setzte er stattdessen im Sturm unter anderem auf Kevin Behrens – dessen Karriere als Nationalspieler einige schon wieder vergessen haben dürften. Im Anschluss durfte mit Marvin Ducksch ein weiterer neuer Mittelstürmer vorspielen, bevor Nagelsmann die Zeit des Experimentierens beendete und den Kader für die Heim-EM eindampfte.
Werner blieb draußen - und verpasste nicht nur sein drittes großes Turnier. Auch in Leipzig fand der torgefährliche Flügelspieler nach seiner Rückkehr aus Chelsea, als 50-Millionen-Euro-Flop, nicht wieder zu alter Stärke zurück. Hinter Lois Openda und Benjamin Sesko kam er immer häufiger nur als Joker zum Einsatz, in der vergangenen Winterpause ließ Leipzig ihn dann auf Leihbasis zu Tottenham ziehen.
Neuer Anlauf in der Premier League bei Tottenham
Bei den "Spurs" musste Werner die Saison im April wegen einer erneuten Verletzung vorzeitig beenden. Beim Management des Premier-League-Klubs hatte er zumindest soviel Eindruck hinterlassen, dass sie sich eine Kaufoption für Sommer 2025 sicherten. Auch Werner schwärmte beim englischen Sender "Sky Sports" von seiner neuen Heimat, "mit diesem Stil, diesem Stadion. Ich liebe es hier."
Timo Werner
Richarlison, Solanke, Son - viel Konkurrenz für Werner bei den "Spurs"
Doch bei Tottenham erging es ihm im Sommer ähnlich wie zuvor in Leipzig, wo ihm mit Lois Openda und Benjamin Sesko neue Konkurrenz im Sturm vor die Nase gesetzt wurde. Die "Spurs" landeten mit Mittelstürmer Dominic Solanke den teuersten Neueinkauf der Premier League. Mit Wilson Odobert kam ein weiterer, 30 Millionen Euro teurer Flügelstürmer.
Neben Offensiv-Stars wie Heung-min Son, Richarlison oder Dejan Kulusevski bleibt für Werner in dieser Saison wenig Platz in der "Spurs"-Hierarchie: In der Liga kam er bislang auf einen Einsatz in der Startelf, getroffen hat er noch in keinem einzigem Spiel. Am kommenden Sonntag, beim Spiel in Brighton hofft der 28-Jährige auf die nächste Chance. Ausschnitte des Spiels werden am Sonntag (06.10.2024) ab 19.15 Uhr in der Sportschau zu sehen sein.
In der Europa League gegen Ferencvaros durfte Werner wieder einmal von Beginn an ran, erlebte aber ein weiteres Spiel zum Vergessen: Er vergab die Riesenchance zum zweiten "Spurs"-Treffer, als er völlig freistehend noch einen unnötigen Schlenker um den Keeper machte und dabei den Ball vertändelte. Coach Ange Postecoglou nahm ihn daraufhin vom Feld - die Höchststrafe: Nach dem Spiel entlud sich bei Social Media der Spott der "Spurs"-Fans in Richtung des glücklosen Stürmers, der schon im Ligaspiel zuvor gegen United eine Monsterchance vergeben hatte. Sollte Julian Nagelsmann diese Szenen verfolgt haben - er dürfte sich womöglich bestätigt gefühlt haben.