Premier League, 29. Spieltag Manchester Citys Rodri - Taktgeber von Guardiolas Gnaden
Tore schießt er selten und er dribbelt auch nicht: Spektakulär ist am Fußballer Rodri von Manchester City nur seine Vorliebe für das Unspektakuläre. Früher fuhr er Opel Corsa und wohnte im Studentenwohnheim. Heute ist er bei Pep Guardiola der Chef im Mittelfeld.
Vor einigen Tagen ist Rodrigo Hernández Cascante, den alle nur Rodri nennen, tatsächlich für einen Moment aus dem Takt gekommen. Als Kapitän von Spanien hat er sich nach einer Niederlage gegen Schottland über den Gegner beschwert. Er hat über die defensive Herangehensweise der Schotten geschimpft, er nahm sogar das Wort "Müll" in den Mund. Rodri sagte: "Für mich ist das kein Fußball."
Rodri, der Stratege
Es waren Worte, die man mit dem Fußballer Rodri bislang nicht in Verbindung gebracht hatte. Ein fairer Verlierer spricht so nicht. Eigentlich ist Rodri, 26, ein Stratege, er orchestriert die Angriffe bei Spanien und auch bei seinem Klub Manchester City, selten spektakulär, aber immer durchdacht. Im defensiven Mittelfeld gibt er den Takt vor. Doch diesmal fehlte ihm das Taktgefühl.
Pep Guardiola, der Teammanager von Manchester City, wird das Spiel verfolgt haben, womöglich hat er auch das Interview von Rodri gesehen. An der Wertschätzung für seinen Sechser wird es eher nichts geändert haben. Rodri ist ein Spieler, wie Guardiola ihn besonders mag, in seinen erfolgreichsten Mannschaften vertraute er auf der "Sechs" immer auf einen Strategen. Beim FC Barcelona war das Sergio Busquets, später bei den Bayern Xabi Alonso. Und nun eben Rodri.
Wer Rodri verstehen möchte, sollte Guardiola zuhören
City hat große Ziele, die Meisterschaft soll her - und nun endlich auch der Titel in der Champions League. In Manchester sind sie dafür auf die Tore von Erling Haaland angewiesen und auf die Pässe von Kevin De Bruyne. Und auf Rodri, er ist das Metronom der "Citizens". Seinem Rhythmus folgen auch Haaland und De Bruyne.
Schon am Samstag, wenn Manchester City in der Liga den FC Liverpool (Live-Ticker ab 13.30 Uhr bei sportschau.de) empfängt, wird es auch auf ihn ankommen. City liegt acht Punkte hinter Tabellenführer FC Arsenal, hat aber ein Spiel weniger absolviert. Im Titelrennen helfen nur noch Siege. Die Sportschau zeigt in der Sendung ab 18 Uhr eine Zusammenfassung des Spiels.
Dem Spiel von Rodri wohnt eine seltene Schönheit inne, man muss sie nur entdecken. Tore schießt er selten und er dribbelt ungern. In Spielzusammenfassungen taucht er kaum einmal auf, ein Fußballer für das Spektakuläre ist er nicht. Er ist der Gegenentwurf zu Haaland und De Bruyne. Man könnte auch sagen: Wer Rodri verstehen möchte, sollte keine Zusammenfassungen schauen, sondern lieber Guardiola zuhören.
Guardiola sagt: "Keine Worte, um ihn zu beschreiben"
Mitte März, nachdem City in der Premier League knapp gegen Crystal Palace gewonnen hatte, lobte Guardiola den Siegtorschützen Haaland, das war keine Überraschung. Dann sprach Guardiola über Rodri. Und selbst für einen wie ihn, der sich das Schwärmen irgendwann zur täglichen Aufgabe gemacht hat, war das eine beeindruckende Schwärmerei.
"Es gibt keine Worte, um ihn zu beschreiben", sagte Guardiola den "Manchester Evening News". Er fand dann doch welche. Er lobte Rodri für dessen Präsenz, er hob sein Spiel mit und ohne Ball hervor, sein Gespür für Räume. Rodri, sagte Guardiola, habe ein "fantastisches Spiel" gemacht.
Unumstritten war Rodri in Manchester nicht immer
Es hat in der Karriere von Rodri durchaus auch andere Zeiten gegeben. Als er im Sommer 2019 von Atlético Madrid nach Manchester wechselte, war er zwar Guardiolas Wunschkandidat, hatte dann aber mit Startschwierigkeiten zu kämpfen. "Es ist nicht gut für einen zentralen Mittelfeldspieler, manchmal überragende Spiele zu haben, zwischendurch aber schwächere Auftritte", sagte Guardiola wenige Monate später. Rodri durfte sich da schon angesprochen fühlen.
Irgendwann war das kein Thema mehr. Rodri spielte immer, selten spektakulär, aber immer durchdacht. "Manchmal braucht man Zeit, um zu verstehen", sagte Guardiola im Herbst 2021. Und Rodri hat verstanden. In dieser Saison hat kein Spieler mehr Minuten für City gespielt, nicht einmal der Torhüter Ederson. Und der "Guardian" hat kürzlich errechnet, dass in der Premier League kein Spieler öfter passt als er. Dass keiner öfter am Ball war.
Auf Social-Media-Plattformen sucht man Rodri vergeblich
Wenn zuletzt über Rodri berichtet worden ist, dann ging es manchmal um seine Äußerungen nach der Niederlage gegen Schottland. Oder um die Lobesyhmnen des Trainers Guardiola. Und dann waren da noch die Geschichten, in denen Rodri mitunter wie ein Exot wirkt in einem Geschäft, das auch von Schlagzeilen lebt und von Glanz und Glamour.
Auf Social-Media-Plattformen sucht man ihn vergeblich und dann hat er auch noch Betriebswirtschaft studiert. Und als Rodri noch kein Fußballer von internationalem Format war, sondern ein junger Profi beim FC Villarreal, kaufte er sich keine Wohnung und kein Haus. Er wohnte lieber im Studentenwohnheim. Zum Training fuhr er in einem alten Opel Corsa.
Keine Statussymbole bei Rodri
Die spanische Zeitung "Marca" hat sich sehr für diese Geschichten interessiert, sie hat sogar einen seiner früheren Mitbewohner ausfindig gemacht. Rodri, sagte Valentin Henarejo, habe manchmal erzählt, es sei doch Quatsch, viel Geld für ein Statussymbol auszugegeben.