Tim Kleindienst jubelt nach seinem Treffer

Renaissance der klassischen Nr. 9 Kleindienst-Nominierung wäre spätes Lob für Heidenheim

Stand: 02.10.2024 19:19 Uhr

Weil Mittelstürmer Niclas Füllkrug für die Nations-League-Partien in Bosnien-Herzegowina am 11. Oktober und drei Tage später gegen die Niederlande ausfällt, rückt offenbar Gladbachs Tim Kleindienst in den DFB-Kader. Es wäre ein spätes Kompliment an den 1. FC Heidenheim.

Der Dorfklub im Osten Baden-Württembergs mit knapp über 50.000 Einwohnern hätte beinahe schonmal einen deutschen Nationalspieler gestellt. Im März hatte Bundestrainer Julian Nagelsmann den bärtigen linken Außenläufer Jan-Niklas Beste für die Wegweiser-Spiele in Frankreich und gegen die Niederlande berufen.

Beste an- und wieder abgereist

Doch zu einem Einsatz kam es verletzungsbedingt nicht. Beste musste das DFB-Quartier vorzeitig wieder verlassen, trotzdem freute sich Heidenheims Vorstandsboss Holger Sanwald damals überschwänglich: "Die gesamte FCH-Familie freut sich über Nikis Nominierung und dass wir als Verein erstmals einen Spieler für die deutsche A-Nationalmannschaft abstellen dürfen."

Wenn jetzt am Donnerstag tatsächlich der Spieler nominiert wird, der am meisten von den Flanken und Freistößen von Jan-Niclas Beste profititiert hat, darf Heidenheim erneut stolz sein. Auch wenn Kleindienst bei seinem möglichen Debüt dann offiziell die Nationalspieler-Statistik von Borussia Mönchengladbach bereichert.

Für den auch dank Kleindienst und Beste sensationell aus der Zweiten Liga in das europäische Geschäft durchgestarteten Verein hat der klassische Neuner in 35 Pflichtspielen stolze 14 Tore erzielt und fünf vorbereitet. Bei den Gladbachern war er auf Anhieb Stamm- und Führungsspieler, hatte nach zwei Spielen schon drei Scorerpunkte, ehe er zuletzt dreimal in Folge etwas abtauchte.

"Tim reißt Löcher und beschäftigt jede Abwehr"

Coach Gerardo Seoane sagt dazu zur Sportschau: "Auch wenn er nicht trifft, reißt Tim vorne Löcher für die kreativen Nebenleute, er hat eine enorme Energie und beschäftigt permanent die gegnerische Abwehr. Natürlich würde es uns unheimlich freuen, wenn er für die Nationalmannschaft nominiert wird, so etwas ist auch immer ein Kompliment an den Verein und die Mitspieler."

Laut Gladbach-Sportchef Roland Virkus bringt Kleindienst in Gladbach genau das ein, was der Mannschaft in den Jahren zuvor völlig abhanden gekommen war: "Tim geht keinem Zweikampf aus dem Weg und kann auch mal seinen Gegenspielern weh tun. Er bringt uns neben seiner Leidenschaft und seinem Fleiß auch diesen totalen Ehrgeiz und die Widerstandsfähigkeit, wenn es mal nicht so läuft. Wir wollten ihn deshalb unbedingt, zum Glück ist diese Tür dann aufgegangen und wir konnten ihn überzeugen."

Renaissance des echten Neuners

Kleindienst selbst sagte über sich zur Sportschau: "Es stimmt schon, dass ich auch so ein bisschen das Arschloch-Gen hier einbringe. Ich hasse Selbstzufriedenheit auf dem Platz, will immer Vollgas geben und versuche natürlich auch, die Kollegen und die Fans mitzureißen."

Für Virkus wäre seine Nominierung auch eine Wertschätzung der Neuner-Position: "Da sehe ich schon eine Renaissance. Auch beim DFB sieht man inzwischen wieder, dass du Stürmer brauchst, die vorne anspielbar sind, die die Abwehrspieler binden und sich auch körperlich Respekt verschaffen. Das war ja etwas aus der Mode gekommen, aber Füllkrug und auch Kleindienst sind genau solche Typen."

Auch Völler lobt das "Gesamtpaket"

Auch der ehemalige Vorzeige-Mittelstürmer und jetzige DFB-Sportchef Rudi Völler hat natürlich ein Faible für diese Spezies. Im Sportstudio sagte er zuletzt über Kleindienst: "Natürlich beobachten wir ihn vom DFB schon länger, weil er ein sehr gutes Gesamtpaket hat, er ist zweikampf- und kopfballstark, dazu sehr robust und torgefährlich. Aber ob er nominiert wird, entscheidet am Ende natürlich Julian Nagelsmann."