Marco Rossi an der Seitenlinie

Deutschlands Gegner Herr Rossi sucht Ungarns Glück - immer noch

Stand: 07.09.2024 13:13 Uhr

Das Duell bei der EURO 2024 ging klar an Deutschland, aber insgesamt hat Ungarn eine erstaunlich gute Bilanz gegen das DFB-Team. Und einen Coach namens Rossi, der auch noch nicht restlos glücklich ist. Am Samstag (07.09.2024, ab 20.45 Uhr im Live-Ticker und in der Radio-Reportage) trifft sein Team in der Nations League auf die Elf von Julian Nagelsmann.

Ganz so ausgefallen wie die Wünsche des legendären Herrn Rossi aus dem Kinderanimationsfilm von 1976 sind die von Marco Rossi eigentlich gar nicht. Das Problem des Herrn Rossi von damals war ja, dass er am Ende nie zufrieden war, dass er immer weiter das Glück gesucht hat.

Er wollte unter anderem Eis vom Nordpol, flambiert mit Punsch, bei ihm mussten es drei Stück Kuchen, sechs Kaffee und 20 Törtchen sein, er wollte wie die Reichen ganz viel Geld im Spielcasino ausgeben, Sekt statt Milch, ein tolles Auto. Doch irgendwie fehlte immer ein Stück vom Glück.

Zu wenig Anerkennung in Ungarn

Ein tolles Auto fährt Marco Rossi ganz bestimmt auch, er kann sich vermutlich auch sehr viele Törtchen leisten, und in jedem Spielcasino würde man ihn herzlich willkommen heißen. Aber auch dieser Herr Rossi ist nicht restlos glücklich. Woran das liegt, hat er jetzt ziemlich klar formuliert.

Marco Rossi fehlt es an Anerkennung für seine Arbeitsleistung - zumindest teilwese. Sein Team ist bei der EURO nach der Vorrunde ausgeschieden, das aber sehr unglücklich: Nach zwei verdienten Niederlagen gegen Deutschland (0:2) und die Schweiz (1:3) bezwang Ungarn in einem dramatischen Spiel mit einem ganz späten Tor Schottland mit 1:0, aber es gab zu viele bessere Gruppendritte.

Bendeguz Bolla enttäuscht nach vergebener Torchance

Ungarns Bolla nach einer vergebenen Torchance

Danach gab es auch Kritik am Italiener, der auch einen ungarischen Pass besitzt. Und es schien relativ schnell vergessen, wie sich der Vize-Weltmeister von 1954 überhaupt für dieses Turnier qualifiziert hatte: ungeschlagen und als Gruppenerster.

"Melden sich, wenn das Schiff leckgeschlagen ist"

Daran hat Marco Rossi, der seit 2018 an der Seitenlinie der Magyaren steht, jetzt noch einmal ausdrücklich erinnert. Seinen Kritikern antwortete er in einem langen und emotionalen Facebook-Post zum Thema, dass er auch weiterhin das Amt des Nationaltrainers ausüben will und wird: "Vielleicht ist es an der Zeit, die Dinge zu klären. Diejenigen, die sagen oder schreiben, dass wir bei der Europameisterschaft gescheitert sind, sind offensichtlich nicht objektiv und ich muss leider sagen, dass sie böswillig sind“, schrieb er und fügte hinzu, dass die Tatsache, dass die Nationalmannschaft in den vergangenen Jahren "wundersame Ergebnisse" erzielt habe, dürfe die Realität nicht verzerren.

Etwas verbittert klang sein Fazit: "Leider gibt es auch in Ungarn einen kleinen Prozentsatz von Leuten, einen sehr kleinen Prozentsatz, die sich zu Wort melden, wenn sie glauben, dass das Schiff leckgeschlagen ist!"

Marco Rossi - keine Angst vor Herausforderungen

Das musste offenbar mal gesagt werden, aber Marco Rossi wendet sich auch an die Mehrheit in seiner Wahlheimat: "Danke an alle Fans, die uns in Deutschland oder anderswo auf der Welt angefeuert haben! Ich würde am liebsten jeden einzelnen von euch umarmen." Dass er weitermachen will, begründete er neben einem bis zum 31. Dezember 2025 laufenden Vertrag auch noch so: "Ich bin selbst vor den härtesten Herausforderungen noch nie weggelaufen."

Marco Rossi feuert sein Team von der Seitenlinie an

Marco Rossi feuert sein Team von der Seitenlinie an

Die Herausforderung jetzt gegen Deutschland geht Rossi im Gegensatz zu Julian Nagelsmann deutlich experimentierfreudiger an. In Bence Gergényi (Újpest), Gábor Vas (Paksi), Antal Yaakobishvili (Girona) und Tamás Nikitscher (Kecskeméti) holte er gleich vier Novizen dazu. Fixpunkt des Teams bleibt aber natürlich Liverpool-Star Dominik Szoboszlai, weiterhin dabei sind die Deutschland-Legionäre Péter Gúlacsi und Willi Orbán (beide Leipzig), die Dárdai-Brüder Márton und Palkó (beide Hertha), Roland Sallai (Freiburg) und András Schäfer (Union Berlin).

Nur 14 deutsche Siege in 38 Duellen

Durchaus überraschend liest sich die Bilanz der Ungarn gegen die deutsche Nationalmannschaft - sie ist beinahe ausgeglichen. In insgesamt 38 Duellen siegte Deutschland nur 14-mal, zwölfmal gingen die Ungarn als Sieger vom Platz, weitere zwölf Partien endeten mit einem Remis.

In der Nations League gab es bisher zwei Aufeinandertreffen. Eins endete unentschieden, eins gewannen die Ungarn - von daher sucht in diesem Wettbewerb und gegen diesen Gegner eher Herr Nagelsmann das Glück.