Ungarn hofft auf Achtelfinale Schock und Jubel bei Ungarn nach Sieg gegen Schottland
Ungarn hat Schottland mit einem Tor in der Nachspielzeit geschlagen. Überschattet wurde die Partie von der schweren Verletzung von Barnabas Varga. In der Nacht gab der ungarische Verband leichte Entwarnung.
Ungarn hat seine EM-Achtelfinal-Hoffnungen mit einem späten 1:0 (0:0) gegen Schottland erhalten. Für das Team von Coach Marco Rossi traf am Sonntagabend (23.06.2024) in Stuttgart Kevin Csoboth in allerletzter Minute. Ungarn ist nun Tabellendritter mit drei Punkten - mit etwas Glück schaffen die Ungarn es als einer der vier besten Gruppen-Dritten in die Runde der besten 16. Schottland verabschiedet sich als Gruppenletzter mit einem Punkt.
Drama nach Zusammenprall und Varga-Verletzung
Überschattet wurde die Partie von einem Schreckmoment: Nach einem Freistoß der Ungarn knallten der schottische Tormann Angus Gunn, Schottlands Anthony Ralston und Ungarns Angreifer Barnabas Varga auf Höhe des Elfmeterpunktes zusammen (79. Minute). Varga wurde dabei an der Hüfte ausgehebelt und kam unglücklich mit dem Kopf auf. Varga blieb liegen, verkrampfte und musste behandelt werden. Nach rund fünf Minuten Behandlungspause wurde der 29-Jährige vom Platz getragen.
Torschütze Kevin Csoboth streckt das Trikot von Barnabas Varga in die Höhe
Fußballverband: Varga in stabilem Zustand
In der Nacht zum Montag teilte der ungarische Verband MLSZ mit, dass Varga mehrere Knochenfrakturen im Gesicht sowie eine Gehirnerschütterung erlitten habe. Er werde höchstwahrscheinlich operiert, sein Zustand sei aber stabil. Bereits bei der Pressekonferenz nach dem Spiel hatte Ungarns Trainer Marco Rossi erklärt: "Zum Glück können wir sagen, dass kein Risiko mehr besteht. Es geht ihm gut und das ist das Wichtigste."
Ungarn feiern mit Varga-Trikot
1:0-Torschütze Csoboth hielt nach Abpfiff das Trikot von Varga in die Höhe, die ganze Mannschaft feierte mit dem Trikot des verletzten Angreifers in der Fankurve der Ungarn.
Schottland: Dominanter Beginn ohne Zählbares
Sportlich war schon vor Anpfiff im "Spiel um Platz drei" in der Gruppe A zwischen Schottland und Ungarn klar: Wer als einer der vier besten Gruppendritten weiterkommen will, braucht einen Sieg.
Trotz – oder auch – wegen des Drucks, gewinnen zu müssen: Beide Teams zeigten lange Zeit einen ziemlich mittelmäßigen Auftritt. Schottland übernahm zu Beginn das Zepter, hatte in der ersten halben Stunde mehr als 70 Prozent Ballbesitz, gewann 70 Prozent der Zweikämpfe, spielte in den ersten 20 Minuten 179:66 Pässe, kurz: Schottland war das dominierende Team. Die "Bravehearts" schossen im ersten EM-Duell zwischen Schottland und Ungarn aber einfach nicht aufs Tor. RB-Leipzig-Profi Peter Gulacsi im Kasten der Ungarn musste lange nicht eingreifen.
Beste Schottland-Chance nach 90.+8 Minuten
Schottland tat sich gegen das robuste Auftreten der Ungarn schwer. Die erste Ecke nach 48. Minuten, den ersten Torschuss nach 54 Minuten (Che Adams verzog), nur 4:14 Torschüsse in der gesamten Partie - Torgefahr liest sich anders. Die beste Chance hatten die Schotten dann erst weit in der Nachspielzeit: Lawrence Schankland scheiterte alleinstehend an Gulacsi (90.+8.).
Orban köpft (abseitsverdächtig) an die Latte
Das ungarische Team begann die Partie äußerst vorsichtig und defensiv. Bei schottischen Angriffen stand das Team vom italienischen Coach Rossi vor allem zu Beginn der Partie mit zehn Mann in der eigenen Hälfte. Erst nach einem Schuss von SC-Freiburg-Angreifer Roland Sallai (35.) wurden die Ungarn mutiger. Der 27-jährige Bundesliga-Profi verzog aus 20 Metern noch.
Kurz darauf kam Abwehrspieler Willi Orban der ungarischen Führung schon näher: Nach wunderschöner weicher Flanke von Dominik Szoboszlai köpfte Orban aus Nahdistanz an die Latte (41.). Gezählt hätte der Treffer vermutlich trotzdem nicht: Orban stand bei der Vorarbeit seines früheren Leipziger Teamkollegen knapp im Abseits. Auch Szoboszlai durfte in der ungarischen Druckphase kurz vor der Pause noch einmal abziehen: Aus 18 Metern schoss er aber gut einen halben Meter drüber.
Schock im Spiel nach Varga-Verletzung
Nach der Pause wurde die Partie offener, spannender und hatte mehr Torraumszenen. Wirklich mitreißend war das Spiel aber weiterhin nicht.
Dagegen wurde es vom Varga-Schreckmoment überschattet (69.). Die Ungarn, die angetrieben von Szoboszlai besser aus der Pause kamen, reagierten geschockt auf die Verletzung des Mitspielers. Den Bruch im Spiel konnte auch der immer wieder anspielbare Liverpool-Superstar lange Zeit nicht auffangen.
Ungarn in der Nachspielzeit: Pfosten, dann Tor
Erst in den Schlussminuten und der zehnminütigen Nachspielzeit wurde es nochmal hektisch. Ungarn bekam die zweite Luft und hatte nun Chancen: Erst scheiterte Andras Schäfer an Angus Gunn (90.), dann konnte auch Szoboszlai den schottischen Keeper nicht überwinden (90.+1). Kevin Csoboth traf zunächst nur den Pfosten (90.+2), bevor er aus rund elf Metern und praktisch in letzter Sekunde traf. Nach schöner Vorarbeit von Sallai vollendete er zentral zum spielentscheidenden 1:0 (90.+10).
Ungarn wenden Negativ-Rekord ab
Mit dem Tor leben Ungarns Achtelfinal-Hoffnungen weiter. Zudem konnte es einen Negativrekord abwenden: Nach zuletzt acht sieglosen Spielen gelang wieder ein Sieg. Den EM-Negativrekord von neun Partien in Folge ohne Sieg hält damit weiter Russland, das zwischen dem EM-Finale 1988 und 2004 nicht gewinnen konnte. Schottland verpasste mit der Niederlage dagegen den ersten Einzug in ein EM-Achtelfinale, in jetzt zwölf großen Turnieren (EM und WM) überstand Schottand nie die Vorrunde.