DFB-Auswahl vor der EM 2024 Diskussionen über Kroos - Helfer in großer Not
Bundestrainer Julian Nagelsmann hat eine Rückkehr von Toni Kroos in die Nationalmannschaft als "interessanten Gedanken" bezeichnet. Das Nachdenken könnte sich lohnen.
Begonnen hat es mit Antonio Rüdiger. Vor einigen Tagen stand Rüdiger, 30, vor einer Kamera von "DAZN" und sprach über Wünsche. Ihm ging es nicht um Weihnachten, er sprach über Toni Kroos. Beide haben viele Jahre in der Nationalmannschaft zusammengespielt, dann trat Kroos zurück. Das war vor zweieinhalb Jahren. Nun spielen sie nur noch bei Real Madrid zusammen. Rüdiger war das zu wenig. Er sagte, er wünsche sich eine Rückkehr von Kroos in die DFB-Auswahl. "Ich frage ihn jeden Tag."
Es ergab sich dann, dass rund um das Champions-League-Spiel von Real Madrid gegen den 1. FC Union Berlin auch Kroos, 33, dem Sender ein kurzes Interview gab. Zuvor habe er nicht über eine mögliche Rückkehr in die Nationalmannschaft nachgedacht, sagte Kroos, dann sei Rüdiger auf ihn zugekommen. Er habe erst überlegt und dann eine Antwort gegeben. Nur was er Rüdiger gesagt hatte, das wollte Kroos lieber nicht verraten.
Und blieb dabei. Auch in seinem Podcast "Einfach mal Luppen" gab Kroos keine Aussage dazu, ob er sich ein Comeback vorstellen könne. Bruder Felix sorgte mit Andeutungen zwar für Lacher, sprach die Comeback-Debatte aber nie direkt an.
Nagelsmann über Kroos: "Kann sein, dass ich ihn noch mal anrufe"
Dieser Tage ist viel über Toni Kroos und die Nationalmannschaft diskutiert worden. Auch der Auftritt des Bundestrainers Julian Nagelsmann, 36, im "ZDF-Sportstudio" hat dazu beigetragen. Nagelsmann sprach über die Taktik, die künftig defensiver ausfallen könnte. Über Joshua Kimmich, der vielleicht doch lieber rechts verteidigen soll. Über Ilkay Gündogan, den Nagelsmann nicht mehr als Sechser einsetzen möchte, sondern offensiver. Und Nagelsmann sprach auch über Kroos.
Als er nach einem möglichen Comeback von Kroos gefragt wurde, sagte Nagelsmann, das sei "ein interessanter Gedanke". Gesprochen hätten sie darüber aber noch nicht. Er sagte: "Es kann sein, dass ich ihn noch mal anrufe."
Nagelsmann hat ein Problem, Kroos könnte Teil der Lösung sein
Der Bundestrainer schätzt die Meinung des Fußball-Strategen Kroos, sie tauschen sich manchmal aus. Auch über die Nationalmannschaft. Nagelsmann und Kroos teilen aber nicht nur die Sicht auf den Fußball, sie werden auch von derselben Agentur beraten.
Es wäre dann auch keine große Überraschung, wenn der Bundestrainer Nagelsmann demnächst tatsächlich die Nummer von Kroos wählen würde. Wenn es dabei um die Nationalmannschaft ginge - und um die Rolle, die Kroos bei der Europameisterschaft in Deutschland im kommenden Sommer spielen könnte.
Datum | Ereignis | Ort |
---|---|---|
8. Februar | Auslosung Nations League 2024/25 | Paris |
Ende März | EM-Testspiele in Frankreich und gegen die Niederlande | Lyon/Frankfurt |
Mitte Mai | Nominierung EM-Kader | Frankfurt |
18. Mai | Letzter Bundesliga-Spieltag | |
25. Mai | DFB-Pokalfinale | Berlin |
26. bis 30. Mai | Trainingslager in Thüringen | Blankenhain |
31. Mai - ? | Trainingslager mit zwei Testspielen | Herzogenaurach |
1. Juni | Champions-League-Finale | London |
7. Juni | Mitteilung des finalen EM-Kaders an die FIFA | Nyon |
9. Juni | Spätester Einzug ins EM-Quartier | Herzogenaurach |
14. Juni | 1. EM-Gruppenspiel gegen Schottland | München |
19. Juni | 2. EM-Gruppenspiel gegen Ungarn | Stuttgart |
23. Juni | 3. EM-Gruppenspiel gegen die Schweiz | Frankfurt |
29. Juni bis 2. Juli | Mögliches EM-Achtelfinale | |
5./6. Juli | Mögliches EM-Viertelfinale | |
9./10. Juli | Mögliches EM-Halbfinale | Dortmund/München |
14. Juli | Mögliches EM-Finale | Berlin |
Zuletzt hat die Nationalmannschaft im November Testspiele gegen die Türkei und Österreich verloren, es gab dafür einige Gründe. Ein Grund war die Besetzung der beiden Positionen im defensiven Mittelfeld. An der Seite von Kapitän Ilkay Gündogan spielte einmal Joshua Kimmich und einmal Leon Goretzka, es sind tolle Fußballer, aber harmonisch war ihr Zusammenspiel nicht. Ideen im Aufbau und Stabilität bei gegnerischem Ballbesitz, das hat man in der deutschen Nationalmannschaft auf der "Sechs" lange nicht gesehen.
Die ideale Besetzung der vielleicht wichtigsten Position hat auch Nagelsmann noch nicht gefunden. Für den Bundestrainer ist das ein Problem. Er könnte es mit der Rückkehr von Kroos lösen.
Ein Blick nach Madrid könnte sich lohnen
Wenn Nagelsmann tatsächlich Kimmich nach rechts verschiebt und Gündogan eine Position nach vorne, dann könnte sich das als ein cleverer Schachzug erweisen. Kimmich spielt vielleicht nicht gerne Rechtsverteidiger, aber er kann das. Er hat das schon oft bewiesen. Nagelsmann sucht auch auf dieser Position nach einer Ideallösung. Und Gündogan kann es auch offensiver, er hat das bei Manchester City gezeigt, als er in der Saison 2020/21 13 Tore alleine in der Premier League erzielte.
Im defensiven Mittelfeld wäre dann Platz für Kroos. Er ist ein Meister des Passspiels. Er spielt den Ball selten zum Gegner, zuletzt hat er ihn dafür erstaunlich oft durch gegnerische Abwehrreihen gespielt. Mit seiner Erfahrung und seinem Spielverständnis könnte er die Statik des deutschen Spiels positiv verändern.
Natürlich ist Kroos kein klassischer Sechser, keine "Holding Six", über die zuletzt oft gesprochen worden ist. Er ist auch keins von diesen "Verteidigungsmonstern", die Nagelsmann zuletzt schmerzlich vermisst hat. Kroos bräuchte an seiner Seite einen solchen Spieler, der zuerst an die eigene Absicherung denkt. Kandidaten dafür könnten Emre Can oder Robert Andrich sein.
Natürlich haben Can und Andrich nicht die individuelle Klasse wie sie der Brasilianer Casemiro hatte, der Kroos viele Jahre sehr erfolgreich bei Real Madrid absicherte. Sie sind auch nicht so stark wie der Franzose Aurélien Tchouaméni, der diese Rolle nach dem Wechsel von Casemiro oft gespielt hat. Aber stabiler würde das deutsche Mittelfeld mit ihnen vermutlich schon.
Die Zukunft beginnt erst nach der EM
Sollte Kroos zurückkehren, täte er das sicher nicht als Ersatzspieler. Auch der Kapitän Gündogan wird für diese Rolle eher nicht vorgesehen sein. Ihren Platz in der Startelf für die Europameisterschaft könnten dann Florian Wirtz, 20, oder Jamal Musiala, 20, verlieren. Talentiertere Fußballer stehen Nagelsmann nicht zur Verfügung. Sie stehen für die Zukunft des deutschen Fußballs, aber es könnte schon sein, dass sie sich noch einige Monate gedulden müssen.
Zuletzt hat Nagelsmann bereits Thomas Müller, 34, und Mats Hummels, 35, zurückgeholt in die Nationalmannschaft. Bei den Länderspielen im März gegen Frankreich und die Niederlande dürfte Manuel Neuer, 37, folgen. Und vielleicht auch Kroos. Zusammen haben sie große Erfolge gefeiert, den größten, als sie 2014 Weltmeister wurden. Das ist lange her, für die Zukunft der deutschen Nationalmannschaft stehen Müller, Hummels, Neuer und Kroos nicht.
Der Vertrag des Bundestrainers Nagelsmann läuft nur bis zum Ende der Europameisterschaft. Aber daran liegt es nicht, dass er die Zukunft auf die Zeit nach dem Turnier verschiebt. Die Probleme in der Gegenwart sind einfach zu groß.