Trotz mieser DFB-Leistungen Deutschland und die Heim-EM: Fünf Dinge, die Hoffnung machen
Die Hoffnung auf eine berauschende Euro 2024 schrumpft mit jeder neuen Niederlage der Fußball-Nationalmannschaft. Doch es gibt sie noch, die Mutmacher.
Bittere Niederlagen gegen die Türkei (2:3) und Österreich (0:2), der kurze Aufschwung unter dem neuen Bundestrainer Julian Nagelsmann schon wieder vorbei: Deutschlands Fußball-Nationalmannschaft befindet sich knapp sieben Monate vor der Heim-EM (14. Juni bis 14. Juli 2024) in einem trostlosen Zustand, der wenig Grund für Optimismus liefert.
Doch wie immer ist auch im Fall des DFB-Teams nicht alles Schwarz oder Weiß. Die Sportschau sieht fünf Punkte, die weiterhin Hoffnung machen, dass Deutschland bei der Europameisterschaft erfolgreichen Fußball zeigt.
1. Der Vergleich zu 2006 - nicht besser als heute
Die Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland ist als Sommermärchen in Erinnerung geblieben. Weniger eingebrannt hat sich die Phase davor: Noch im März vor dem Turnierstart hatte das DFB-Team chancenlos mit 1:4 gegen Italien verloren. Im Mai folgte ein ernüchterndes 2:2 gegen das damals noch nicht so starke Japan.
Bundestrainer Jürgen Klinsmann stand schwer in der Kritik, schaffte es aber noch, eine schlagkräftige Mannschaft zu formen. Nach nur sechs Minuten im Auftaktspiel gegen Costa Rica (4:2) zimmerte Philipp Lahm den Ball in den rechten Winkel.
Im zweiten Spiel gegen Polen (1:0) sorgten Flankengeber David Odonkor und Torschütze Oliver Neuville für Ekstase im Dortmunder Westfalenstadion. Es folgte ein starker dritter Platz - mit einem Kader, der qualitativ sicher nicht besser besetzt war als der aktuelle.
2. Jamal Musiala - seine Dribblings haben gefehlt
Der 20 Jahre junge Bayern-Profi ist ein Spieler, der den Unterschied machen kann. Schon beim unglücklichen WM-Aus in Katar riss er das Spiel an sich, suchte den Abschluss, scheiterte oft nur knapp. Wenn er seine Quote im Abschluss erhöht, kann Musiala mit seinen Dribblings Spiele entscheiden.
Bei den Niederlagen gegen die Türkei und Österreich wurde er schmerzlich vermisst. Er und Leverkusens Jungstar Florian Wirtz haben das Zeug, das Offensivspiel zu prägen und das Publikum mitzureißen.
3. Ilkay Gündogan - Kapitän mit Führungsqualität
Lange war Gündogan in der Nationalelf eher ein Mitläufer, während er bei Manchester City zum Topspieler und Titeljäger reifte. Auch beim FC Barcelona ist er prägender Stammspieler. Seit September 2023 ist Gündogan nun Kapitän des DFB-Teams - und macht dabei eine gute Figur.
Zwar ist die Zahl seiner wirklich überzeugenden Länderspiele weiterhin überschaubar, aber Gündogan ist respektiert und meistert schwierige Interviews souverän. Auch nach der Schmach gegen Österreich fand er die richtigen Worte über hausgemachte Probleme, falsches Anlaufen und fehlende positive Energie.
Er übt deutlich Kritik, ohne persönlich zu werden. Gündogan könnte bei der Heim-WM der Führungsspieler sein, der so gerne gefordert wird.
4. Die Qualität - deutsche Fußballer können überzeugen
Zwar ist es eine alte Leier, dass Deutschlands Einzelspieler besser sind als die Ergebnisse. Aber tatsächlich kann das Talent noch entscheidend werden, wenn alle Spieler in Form kommen. Dafür stehen die Zeichen gut, denn nicht nur die Spieler der ausländischen Topklubs trainieren und spielen regelmäßig auf hohem Level, sondern auch die Bundesliga hat zugelegt.
Neben dem FC Bayern präsentiert sich aktuell vor allem Leverkusen auf bestechendem Niveau. Zudem halten Leipzig und Dortmund in der Champions League gut mit, geiches gilt für Freiburg in der Europa League und Frankfurt in der Conference League. Der deutsche Fußball überzeugt - nur eben die Nationalelf (noch) nicht.
5. Die Erkenntnis - Problem erkannt
"Alles, was wir auf dem Platz machen, hat seine Gründe. Und ich glaube, der Trainer kennt die Gründe sehr gut." Auf diese Worte von Gündogan angesprochen, wollte Nagelsmann im ZDF nicht widersprechen. Er sagte, das Mannschaftsbild sei im Hotel hervorragend, nicht jedoch auf dem Platz.
Und: "Wir sind keine Verteidigungsmonster. Wir sind eine Mannschaft, die erfolgreich sein kann, wenn wir die Zeit, in der wir verteidigen müssen, minimieren." Wegen zu vieler Ballverluste sei dieser Plan gegen Österreich nicht aufgegangen. Auch deshalb stellte Nagelsmann in Aussicht, mal ein Toptalent weniger aufzustellen, dafür einen Arbeiter mehr.
Neu ist dieser Ansatz sicherlich nicht. Aber immerhin: Probleme und mögliche Lösungen zu kennen und zu benennen ist besser, als ratlos Floskeln zu äußern.