Testspielsieg in Frankreich Boss Kroos und zwei Blitz-Tore - DFB-Team feiert Wiedergeburt
Die deutsche Nationalmannschaft scheint rechtzeitig vor der EM die Kurve zu bekommen: Mit Anführer Toni Kroos und zwei Blitz-Toren gelang am Samstagabend (23.03.2024) in Lyon ein glatter 2:0-Sieg in Frankreich - das Ganze hatte etwas von einer Wiedergeburt des DFB-Teams.
Bundestrainer Julian Nagelsmann sagte anschließend der Sportschau: "Zwei frühe Tore in beiden Halbzeiten helfen natürlich. Und dann war das Gegenpressing wirklich sehr gut, alle vorne haben nach Ballverlusten direkt wieder mitgeholfen. Dann hat Marc-André ter Stegen bei der Chance von Kylian Mbappé herausragend gehalten. In der zweiten Halbzeit haben wir echt guten Fußball gespielt und uns selbst viele Chancen herausgespielt."
Völler im Sportschau-Interview erleichtert
DFB-Sportdirektor Rudi Völler, der sich eine Verlängerung seiner Amtszeit auch über die EM hinaus vorstellen kann, gab gegenüber dem Ersten zu: "Schon nach acht Sekunden war nicht nur die Freude, sondern auch die Erleichterung groß. Hier beim Top-Favoriten auf den EM-Titel 2:0 zu gewinnen - das ist schon ein Pfund."
Kaum zu glauben, wenn man die vergangenen Turniere und speziell das Länderspieljahr 2023 noch in Erinnerung hat: Es war ein vollkommen verdienter Triumph des DFB-Teams, das ganz viel von den Eigenschaften auf den Platz brachte, die Nagelsmann gefordert hatte: Mut, Entschlossenheit, Zug zum Tor, Tempo im Passspiel, Präsenz im gegnerischen Strafraum, Konsequenz im Gegenpressing.
Rekordtor und herausragende Startphase des DFB-Teams
Schon in den ersten 20 Minuten war die deutsche Mannschaft gegenüber den zurückliegenden Partien in Österreich (0:2) oder gegen die Türkei (2:3) nicht wiederzuerkennen. Der Ball zirkulierte herausragend, die offensiven Räume wurden gesucht und auch mutig angespielt, nach Ballverlusten funktionierte die Rückgewinnung hervorragend.
Und die Rückkehr von Toni Kroos hatte sich schon in Rekordzeit ausgezahlt: Direkt nach dem Anpfiff der Partie setzte der Comebacker Florian Wirtz in Szene, der sich mit einem kleinen Hüftwackler Freiraum vor dem französischen Strafraum verschaffte - und nach acht (!) Sekunden aus gut 20 Metern mit dem schnellsten Tor der DFB-Geschichte zum 1:0 vollstreckte.
Knapp am schnellsten Länderspieltor vorbei
Es hätte nicht viel gefehlt und dieser Treffer wäre sogar das früheste Länderspieltor überhaupt gewesen. Doch just am selben Nachmittag hatte der Leipziger Christoph Baumgartner beim 2:0-Erfolg der Österreicher in der Slowakei noch exakt eine Sekunde schneller getroffen.
In der Folge erspielten sich die Deutschen eine klare Feldüberlegenheit, drängten den Vize-Weltmeister tief in die eigene Hälfte. Torchancen sprangen dabei allerdings nicht allzu viele heraus: Ein Solo von Wirtz mit Zuspiel auf Jamal Musiala war nach fünf Minuten noch der aussichtsreichste Anhäherungsversuch, Musiala konnte den Ball aber nicht an Keeper Brice Samba vorbeispitzeln.
Ter Stegen rettet großartig gegen Mbappé
Erst nach 20 Minuten kamen auch die Gastgeber besser in die Partie. Ausgelöst durch zu viele Fehlpässe in der deutschen Mannschaft, vor allem durch Kapitän Ilkay Gündogan, boten sich den "Équipe Tricolore" plötzlich Konterchancen, die rechts Ousmane Dembélé gegen Maximilian Mittelstädt und links Kylian Mbappé gegen Joshua Kimmich immer wieder nutzten.
Mbappé scheiterte in der 22. Minute zunächst mit einem Vollspannschuss aus halblinker Position, kurz danach brach er erneut durch - scheiterte aber am herausragend reagierenden Marc-André ter Stegen. Der Barca-Keeper, der von Bundestrainer Julian Nagelsmann für die bevorstehende EURO nur zur Nummer zwei hinter Manuel Neuer (fehlte mit Muskelfaserriss) erkoren wurde, war auch in der 35. Minute bei einem Schuss von Dembélé zur Stelle.
Kylian Mbappe im deutschen Strafraum
Bei einem Kopfball von Adrien Rabiot knapp über das Tor brauchte ter Stegen dann auch mal Glück, erst danach verschaffte sich das DFB-Team in den Minuten vor dem Seitenwechsel auch mal wieder Freiräume und fuhr Gegenangriffe.
Und gleich der nächste Blitzstart
Diese Minuten dürfte Nagelsmann in seiner Pausenansprache als Beispiel für die Marschroute nach Wiederanpfiff thematisiert haben - aus der Kabine kamen die Deutschen wieder deutlich mutiger. Und erneut stellte sich der Lohn früh ein. Diesmal schickte Wirtz Musiala in die Tiefe, der manövrierte Keeper Samba aus und passte perfekt in den Rückraum zum heranstürmenden Kai Havertz - 2:0 in der 49. Minute.
Die Franzosen wirkten ähnlich geschockt wie nach dem ersten Gegentor, ließen sich erneut erstaunlich weit zurückdrängen und wurden nur gefährlich, wenn Gündogan mal wieder einen Ballverlust einstreute. Die nächste Topchance hatten aber wieder die Deutschen: Musiala ließ sich bei einem Alleingang erst kurz vor Samba ausbremsen, dann verfehlte Robert Andrich das Tor der Franzosen aus der Distanz nur knapp.
Dicke Chancen satt in der Schlussviertelstunde
Was den Deutschen im Gegensatz zur ersten Hälfte diesmal deutlich besser gelang: Sie blieben Herr des Geschehens, ließen sich nicht mehr vom Weg abbringen und waren in der kompletten zweiten Hälfte das deutlich überlegene Team.
In der Schlussviertelstunde hätte sich das auch durchaus im Ergebnis niederschlagen dürfen. So zwang Mittelstädt Samba zu einer Glanzparade, kurz danach scheiterten die eingewechselten Thomas Müller und Debütant Deniz Undav hauchdünn an Samba und am 3:0. Mittelstädt sagte später der Sportschau:"Schöner hätte mein Debüt nicht sein können. Ich bin extrem stolz. Es war nicht leicht gegen Dembélé zu spielen, aber wir haben das als Mannschaft sehr gut hinbekommen."
Robert Andrich fasste zusammen: "Es war sehr besonders, von Anfang an auf dem Platz zu stehen. Wir wollten einfach eine geile Leistung bringen. Es sah schon nicht verkehrt aus, was wir heute gespielt haben, aber da müssen wir dranbleiben."
Etwas Glück und jetzt gegen die Niederlande
Etwas Glück brauchte das DFB-Team nur ein einziges Mal, als Mittelstädt in der 89. Minute beinahe ein Eigentor unterlaufen wäre. Antonio Rüdiger kratzte die Kugel aber für den geschlagenen ter Stegen noch von der Linie und beförderte sie artistisch an die Lattenunterkante. Kurz danach scheiterte auch Joker Olivier Giroud nur knapp - an diesem Abend passte für Deutschland einfach alles.
Zu bestätigen gilt es diesen Auftritt nun am kommenden Dienstag (26.03.2024) in Frankfurt gegen die Niederlande (20.45 Uhr, Live-Ticker bei sportschau.de). Danach folgen noch Tests gegen die Ukraine (3. Juni) und Griechenland (7. Juni), ehe eine Woche später die EM in Deutschland beginnt.