Nagelsmann muss Gegentorflut stoppen Großbaustelle DFB-Abwehr - links ist alles offen
Den frommen Wunsch, jetzt endlich seine EM-Abwehr einzuspielen, hat die Verletzung von Manuel Neuer durchkreuzt. Die Defensive bleibt eine Großbaustelle, vor allem links ist bei Julian Nagelsmann noch alles offen.
Ab Samstag (21 Uhr, Live-Ticker bei sportschau.de) sollte es mit der Experementierphase ein Ende haben. Das Spiel gegen Frankreich ist laut Julian Nagelsmann ebenso wie das am Dienstag folgende Prestigeduell mit den Niederlanden dazu bestimmt, die direkte Vorbereitung auf die Heim-WM ab dem 14. Juni einzuläuten - und Konstanz und Verlässlichkeit bräuchte es vor allem in der Abwehr.
Tah neben Rüdiger in der DFB-Defensive gesetzt
Manuel Neuer sollte nach dem Willen von Nagelsmann die Nummer eins sein und der zuletzt so anfälligen Deckungsreihe den nötigen Halt geben - der Muskelfaserriss des Bayern-Keepers vom Mittwochmorgen (20.03.2024) hat zumindest diesen Plan durchkreuzt.
Trotzdem stehen drei Akteure fest, die die Gegentorflut aus dem Jahr eindämmen sollen: Neben Antonio Rüdiger von Spaniens Spitzenreiter Real Madrid ist Jonathan Tah von Bundesliga-Spitzenreiter Bayer Leverkusen ab sofort erste Wahl im Abwehrzentrum. Auf rechts ist Joshua Kimmich eingeplant, doch ob mit dieser Maßnahme die Viererkette stabilisiert wird, muss sich erst erweisen.
Antonio Rüdiger und Jonathan Tah beim Training der deutschen Nationalmannschaft.
Deutschland kassierte sieben Gegentore in drei Spielen
Kimmich zieht es bekanntlich immer gern nach vorn, er will das Spiel auch von der rechten Außenbahn aus mitgestalten, Flanken schlagen, vielleicht sogar selbst Abschlüsse suchen. All das klingt nicht gerade nach einer Idealvoraussetzung, um hinten dicht zu machen.
Lezteres ist aber für den Erfolg im Sommer unerlässlich und eigentlich auch Vorgabe von Nagelsmann: In den drei letzten Länderspielen des Vorjahres setzte es satte sieben Gegentore: 0:2 in Österreich (21. Novemver), drei Tage zuvor 2:3 gegen die Türkei, davor am 18. Oktober 2:2 gegen Mexiko - an diesem Problem will Nagelsmann nach eigener Aussage ab sofort mit Hochdruck arbeiten.
Natürlich könnte es schlimmer kommen, als in der Innenverteidigung auf die Abwehrchefs zweier mutmaßlich künftiger Champions in zwei europäischen Top-Ligen zu setzen. Doch daneben muss es Nagelsmann gelingen, Kimmich defensiv zu disziplinieren. Wer dazu auf der linken Seite auserkoren ist, ist die vielleicht spannendste Frage beim DFB-Ensemble.
Chance für Maximilian Mittelstädt
Am Mittwoch verletzte sich neben Neuer auch der Heidenheimer Jan-Niklas Beste, er war einer der Kandidaten für diese Flügelposition. David Raum von RB Leipzig hat sich zuletzt stabilisiert, aber auch Neuling Maximilian Mittelstädt von der derzeit bei Nagelsmann sehr hoch im Kurs stehenden Stuttgarter Fraktion dürfte eine Chance bekommen.
Ob die Abwehrkette mit Kimmich, Rüdiger, Tah und Raum oder Mittelstädt aber gegen die schnellen Franzosen und Niederländer bestehen und sich in EM-Form spielen kann, hängt noch von einem weiteren Faktor ab: Nagelsmann muss die Idealformation auf der Doppel-Sechs finden, um die Abwehr möglichst schon im Vorfeld zu entlasten.
Wer wird die "Holding Six"?
Dort hat neben Rückkehrer Toni Kroos momentan offenbar Pascal Groß von Brighton & Hove Albion die besten Aussichten, denn eine Variante mit Leverkusens Florian Wirtz oder Kapitän Ilkay Gündogan vom FC Barcelona böte wiederum zu wenig Absicherung nach hinten. Spannend bleibt es also in jedem Fall: Durch Neuers Verletzung im Tor, auf der linken Außenbahn und auf der "Holding Six" vor der Viererkette.
Was neben allen Personalpuzzlespielen aber die Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche EM ist, hat Antonio Rüdiger am Mittwoch noch einmal klargestellt: "Wir müssen zurück zu den Basics: Bereitschaft und Mentalität."