DFB-Elf Einzelkritik - Kroos überzeugt, Wirtz und Musiala zaubern
Nach zuvor zwei Länderspielen zum Vergessen machte der Auftritt der deutschen Fußball-Nationalmannschaft beim EM-Test in Frankreich Mut. Vor allem die Youngster Florian Wirtz und Jamal Musiala sowie Rückkehrer Toni Kroos konnten überzeugen. Die Einzelkritik zum 2:0 (1:0) der DFB-Auswahl am Samstag (23.03.2024) in Lyon.
Tor - Marc-André ter Stegen: Deutschlands Nummer zwei war da, wenn sie gebraucht wurde. Im Eins-gegen-eins gegen Mbappé (25. Minute) oder bei Dembélés Schrägschuss (35.) war ter Stegen top auf dem Posten. Auch im Spielaufbau war er ruhig und abgeklärt. Um diese Position gibt es absolut keine Sorgen.
Abwehr - Joshua Kimmich: Mit der schwerst möglichen Aufgabe startete Kimmich als Rechtsverteidiger ins EM-Jahr. Superstar Kylian Mbappé kann man nicht komplett aus dem Spiel nehmen. Aber Kimmich kam - vor allem in der zweiten Halbzeit - gut klar und versuchte auch immer wieder, sich mit nach vorne einzuschalten. Um diese Personalie wird es keine Diskussionen geben.
Abwehr - Antonio Rüdiger: Der deutsche Abwehrchef war sehr präsent in den Zweikämpfen, stand gut und unterstützte vor allem Kimmich gegen Mbappé stark. Mit seiner wuchtigen Ausstrahlung war er auch in stärkeren Phasen der Franzosen fester Fels in der Abwehr. Kurz vor Schluss klärte er auch noch glücklich einen Mittelstädt-Querschläger auf der eigenen Linie.
Abwehr - Jonathan Tah: Der Leverkusener stand nicht immer perfekt, aber in den Zweikämpfen ließ er nichts anbrennen. In der zweiten Halbzeit war er vor allem bei Balleroberungen der Franzosen bei der Restverteidigung in der Tiefe gut auf dem Posten. Von seiner Art her passt er gut zu Rüdiger.
Abwehr - Maximilian Mittelstädt: Bei seinem Länderspieldebüt hatte Mittelstädt gegen Dembélé einen schweren Stand. Auf diesem Top-Niveau wirkte er nicht immer sattelfest. Mit einem Querschläger sorgte er vor dem eigenen Tor für Aufregung (88.). Die Partie war vielleicht nicht ganz die richtige, um festzustellen, ob Mittelstädt wirklich die Lösung für die linke Seite ist.
Mittelfeld - Robert Andrich: Kam Frankreich mit Tempo, hatte Deutschlands "Holding Six" deutliche Probleme. In Halbzeit zwei stand er im Zentrum sicherer. Im Aufbauspiel ließen ihn die Franzosen oft kommen. Damit konnte Andrich aber nichts anfangen.
Mittelfeld - Toni Kroos (bis 89. Minute): Der Rückkehrer war sofort der Taktgeber. Kroos holte sich viele Bälle, verteilte sie klug und lieferte ein klares Statement Richtung EM. Auch defensiv haute er sich wuchtig rein. Dazu gab er noch die Vorlage zum Blitz-Führungstreffer. Comeback geglückt.
Mittelfeld - Waldemar Anton (ab 89. Minute): Für die Schlussphase kam der VfB-Abwehrchef noch als Verstärkung für das Zentrum zu seinem ersten Länderspiel-Einsatz.
Mittelfeld - Jamal Musiala (bis 80. Minute): In Durchgang eins war der Münchener vor allem gegen den Ball enorm fleißig. Ob bei einer Grätsche in höchster Not gegen Dembélé (32.) oder einigen Balleroberungen im Gegenpressing - Musiala war hellwach. In Durchgang zwei fand er sich auch offensiv besser zurecht, ging immer wieder in die Tiefe und lieferte so auch die Vorlage zum 2:0.
Angriff - Deniz Undav (ab 80. Minute): Mit seinem ersten Schuss (81.) hätte er sein Debüt fast veredelt. Undav war sofort im Spiel, sprühte vor Energie und Einsatzwillen.
Mittelfeld - Ilkay Gündogan (bis 71. Minute): Die 10er-Position schmeckte dem DFB-Kapitän in dieser Konstellation nicht. Gündogan kam nicht wirklich ins Spiel, konnte meistens nur kurze Pässe anbringen und keine Tiefe ins Spiel bringen. Dazu hatte er ein paar ungewohnt einfache Ballverluste.
Mittelfeld - Thomas Müller (ab 71. Minute): In weniger Spielminuten hatte der Routinier mehr gute Aktionen hinter der Spitze als Gündogan. Auch als "Radio Müller" ging er sofort wieder auf Sendung, steuerte und lenkte seine Nebenleute lautstark - so wie man Müller kennt und braucht.
Mittelfeld - Florian Wirtz (bis 71. Minute): Neben dem schnellsten Tor der deutschen Länderspiel-Geschichte und dem Zuckerpass auf Musiala vor dem 2:0 lieferte Wirtz offensiv wie defensiv eine Menge Argumente, warum für die EM ganz große Hoffnungen auf ihm ruhen. Übersicht, Präzision, Arbeit gegen den Ball - ganz starker Auftritt.
Mittelfeld - Chris Führich (ab 71. Minute): Mutig suchte Führich sofort die Eins-gegen-eins-Situationen auf dem Weg nach vorn. Nach einem klugen Lauf über links in die Tiefe verzog er von halblinks nur knapp (79.). Als Ergänzung machte er einen guten Eindruck.
Angriff - Kai Havertz (bis 80. Minute): Die von ihm erwarteten tiefen Läufe konnte Havertz nicht so anbringen. Dafür spielte der Arsenal-Profi enorm variabel, bot sich immer wieder an und war beim 2:0 an der genau richtigen Stelle.
Angriff - Niclas Füllkrug (ab 80. Minute): Wie Undav war der Mittelstürmer sofort mit einem Abschluss in der Partie. Ansonsten konnte er sich in der Schlussphase nicht in Szene setzen.